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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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euch nicht bieten.«
    Sven ging um den Wagen herum und spähte durch die Fenster. »Was ist denn das hier?« Er zeigte auf zwei breite, weißliche Streifen an der Rückseite des Beifahrersitzes. »Hier scheint der Kerl geschlampt zu haben.«
    »Na, sieh mal einer an«, sagte Daum. »Das hätte ich doch beinahe übersehen.«
    »Wundert mich ja, dass du durch diese verquollenen Schlitze überhaupt was siehst«, stichelte Dennis.
    Daum öffnete die Hintertür und beugte sich über die Stelle. Sein Kopf drohte zu explodieren. »Sieht nach Rückständen einer klebrigen Substanz aus, wahrscheinlich von einem Klebeband«, stöhnte er gequält. »Interessant. Seht ihr die Eindrücke und Kratzer hier in der Mitte?« Vorsichtig streiften seine behandschuhten Finger über einige kleine Einbuchtungen in dem glatten Kunststoffbezug, in denen schwache ölige Rückstände zu erkennen waren. »Wahrscheinlich hat er hier irgendetwas befestigt, das er vom Fahrersitz aus schnell erreichen musste. Den Klebeabständen zufolge was Größeres.« Er schnüffelte an der fettigen Substanz. »Waffenöl.«
    »Du meinst, er hat dort eine Knarre befestigt? Warum?«
    Daum zuckte die Schultern. »Möglicherweise wollte er so verhindern, dass das Ding durch den Aufprall durch den Innenraum geschleudert wird. Ich schätze mal, es war zu groß oder zu schwer, um es am Körper zu tragen.«
    »Zu groß?«
    »Na ja …« Daum zog ein Maßband hervor und hielt es an die Einkerbungen. »Vielleicht ’ne Uzi, oder so was. Wirklich ein verdammt raffinierter Drecksack.«
    »Hast du vor, dem Kerl einen Preis für Gewissenhaftigkeit zu verleihen?«, fragte Sven.
    »Verdient hätte er ihn«, sagte Daum. »Eins steht jedenfalls fest: Derjenige, der diesen Wagen gefahren hat, war auf alles vorbereitet, auch auf eine größere Auseinandersetzung.« Mühselig rappelte er sich wieder auf. »Sogar den Abstellplatz hätte er nicht besser auswählen können«, sagte er und hielt sich vorsorglich an der Tür des Wagens fest. »Von hier aus kann man ungesehen in drei verschiedene Richtungen verschwinden: zurück auf die Schnellstraße, über den Feldweg dort hinten in den Nachbarort oder geradewegs in die Stadt. Dazu hätte er nicht einmal ein Auto gebraucht. Er könnte zu Fuß abgehauen sein oder mit dem Fahrrad. Der Kerl könnte hier um die Ecke wohnen, und wir würden es nicht merken.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Sven.
    »Das hier war keineswegs ein überhasteter Racheakt oder so was. Der Täter hat so etwas nicht zum ersten Mal gemacht.«
    »Was denn, ein Killer?«, entfuhr es Dennis.
    »Entweder das oder der ausgekochteste Drecksack, mit dem ich es je zu tun hatte. In meiner ganzen Zeit bei der Spurensicherung habe ich selten so gründliche Arbeit gesehen. Das ist die Handschrift eines Profis, der genau weiß, wie wir arbeiten.«
    Aus einiger Entfernung drang sprödes Grollen zu den Männern herüber. Daum, dessen dunkelbraunes Haar vom aufkommenden Wind zerwühlt wurde, betrachtete misstrauisch die regenschwangeren Wolken, die bleiern über ihren Köpfen hingen.
    »Sobald der Abschleppwagen da ist, brechen wir jedenfalls unsere Zelte hier ab«, meinte er. »Selbst wenn es in der Umgebung irgendwelche verwertbaren Spuren geben sollte, was ich bezweifle, werden sie ohnehin gleich weggespült. Ich lasse am Montag noch ein paar Labortests machen. Danach kann ich euch vielleicht etwas mehr über das Klebeband und den Lappen sagen, den der Kerl benutzt hat. Eventuell auch zu dem Waffenöl. Aber zu mehr wird’s wohl nicht reichen.«
    »Danke«, sagte Sven und sah Daum nach, der auf wackeligen Beinen zu den anderen Beamten hinüberschritt. Dann fiel sein Blick wieder auf das zerbeulte Auto. »Columbus-Projekt, seltsame Formeln, bezahlte Killer …«, murmelte er grübelnd. »Was zum Henker geht hier vor?«
    Dennis betrachtete ihn schweigend. Er wusste keine Antwort.

10
     
     
     
     
     
     
     
    D as Zimmer, in dem sie lag, war dunkel. Und im ersten Moment fühlte sie sich vollkommen verloren. Sie sah nichts, was ihr Halt gab. Denn es gab nichts, was sie kannte. Nur dieses krampfartige Gefühl, das sich in ihr ausbreitete wie glühende Lava.
    Ihr Name? Wie war ihr Name?
    Sie hatte ihn vergessen, wie so vieles andere. Finsternis umgab sie. Doch es war nicht die Dunkelheit ihres Zimmers, die sie erschreckte, sondern die in ihrem Kopf. Diese Leere, in die kein Licht mehr drang.
    Sie hörte das Donnern und Stürmen, und es machte ihr Angst. Und dann war da noch

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