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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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kramte eine Notiz hervor, »… Niereninsuffizienz durch akute Glomerulonephritis. Schätze, das Gleiche hab ich auch immer nach einer Sauftour«, fügte er trocken hinzu.
    »Klingt nicht gerade kriminell«, bemerkte Sven.
    »Ja, aber trotzdem …«
    »Was?«
    »Ich weiß auch nicht. Milenz klang irgendwie verunsichert, als ob er sich nicht recht damit abfinden könnte. Er hat dauernd von irgendeiner Viruserkrankung geredet.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Sven nachdenklich. »Sandra hat auch so was erwähnt. Na, jedenfalls ist es jetzt offiziell.« Er wedelte mit der Mappe, die er in der Hand hielt.
    »Darauf sollten wir einen trinken.« Dennis reichte ihm einen der Becher.
    Sven trank einen großen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. »Du meine Güte, was ist denn das ?«
    »Na ja, ganz sicher bin ich nicht«, gestand Dennis und betrachtete skeptisch den Becher in seiner Hand. »Sieht aus wie Brühe, schmeckt wie Kakao, soll aber Kaffee sein.«
    »Becker!«, hallte es durch den Flur.
    Über den Rand seines Bechers hinweg erblickte Sven einen Mann, der energisch auf ihn zueilte. Sein Bauch schwappte im Takt seiner Schritte, und die zornigen Falten auf der Stirnglatze verhießen nichts Gutes.
    »Rößner«, knurrte er. »Verfluchter Mist, den hab ich völlig vergessen.«
    »Ja, und er sieht nicht aus, als wäre er besonders erfreut darüber.« Dennis legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du wirst mir fehlen, Alter«, versicherte er mit gespielter Trauer.
    »Ich glaube, wir hatten einen Termin, Becker, erinnern Sie sich?«
    »Na ja, ich hatte noch keine Zeit, mich …«
    »Wie kommen Sie eigentlich dazu, zwei von meinen Leuten von Arbeiten abzuziehen, die ich ihnen aufgetragen habe?«, fiel ihm Rößner verärgert ins Wort. »Sie wissen doch, dass die Personalpolitik es im Augenblick nicht zulässt …«
    »Wir brauchten dringend Informationen«, verteidigte sich Sven.
    »Und ich brauche diese verdammten Berichte! Ich habe auch Vorgesetzte, vor denen ich mich rechtfertigen muss. Und wo wir gerade davon reden: Den Bericht über den Vorfall vom Donnerstagabend vermisse ich ebenfalls.«
    Sven reichte ihm die Mappe. »Hier ist er, mitsamt dem Bericht der Spurensicherung. Eine Kopie liegt bereits beim Staatsanwalt. Die Laborergebnisse folgen in ein paar Tagen.«
    Rößner setzte seine Brille auf und überflog den Inhalt der Mappe. Hin und wieder schielte er kurz zu Sven und Dennis hinüber. »Mord also«, stellte er schließlich fest, als hätte es noch niemand vor ihm getan.
    »Ja, es spricht alles dafür.«
    »Na schön. Aber nächstes Mal will ich vorher unterrichtet werden, wenn Sie derartige Schritte unternehmen. Solche Einzelaktionen wie vor zwei Jahren will ich nicht mehr sehen, klar? Wo kommen wir denn da hin, wenn hier jeder macht, was er will?«
    Er ließ die beiden stehen und verschwand in einem der Büros.
    »Wo kommen wir denn da hin, wenn hier jeder macht, was er will?«, äffte Sven ihn nach.
    »Ach, der macht doch auch nur seinen Job.«
    »Ich frag mich nur, warum dieser Egomane es dauernd auf mich abgesehen hat.« Sein halbvoller Kaffeebecher verschwand stellvertretend für seine Wut in einem Abfalleimer. Dann strich er sich nachdenklich übers Kinn. »Welcher Arzt hat eigentlich den Totenschein ausgestellt?«
    »Dieser Krämer aus dem Altenheim, warum?«
    »Nur so.«
    »Komm schon, ich kenne diesen Gesichtsausdruck.«
    Noch immer rieb sich Sven das Kinn. Ein alter Instinkt taute langsam wieder auf, ein Gefühl des Argwohns, wie er es früher oft verspürt hatte, wenn etwas zu offensichtlich erschien. Doch seit jenem Tag vor zwei Jahren war dieses Gefühl unter einem Berg aus Schuldgefühlen und Zweifeln begraben worden. Er hatte es damals ignoriert, hatte es als falsch eingeschätzt, als etwas Unvollkommenes. Mittlerweile hatte er eingesehen, dass er das Gefühl einfach nicht hatte wahrhaben wollen. Er wollte , dass Edmund Heibel schuldig war, wollte , dass dieser Instinkt, diese Zweifel, falsch waren. Und wie zur Strafe glaubte er plötzlich wieder den fauligen Geruch wahrzunehmen, in die hervorquellenden Augen zu starren, die ihn vorwurfsvoll betrachteten. Rasch drängte er all das zurück und schloss es in der Dunkelkammer seines Gewissens ein.
    »Komm mit«, befahl er.
    »Wohin?«
    »Ich will was überprüfen.«
    »Bestattungsinstitut Gerlach« stand auf dem winzigen schwarzen Schild neben der Eingangstür des Hauses, dessen Fachwerkmauern sich auf den ersten Blick nur durch ein

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