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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Wozu eigentlich neue Medikamente?, fragte er sich. Wenn die Kassen weiter die Beiträge erhöhten, konnte sich das Zeug ohnehin bald niemand mehr leisten. Zumal die moderne Medizin bei einer einfachen Viruserkrankung in den meisten Fällen noch immer versagte …
    Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke. Hastig sprang er auf und eilte zum Schreibtisch, der ebenso unaufgeräumt war wie der in seinem Büro. Nur das gerahmte Foto von seiner Schwester und seinem kleinen Neffen verlieh dieser Unordnung eine persönliche Note. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Computer hochgefahren war. Schließlich startete Sven seinen Browser und tippte »Gesundheitslexikon« in eine Suchmaschine. Dann klickte er auf den ersten Eintrag der umfangreichen Ergebnisliste.
    Als sich die Seite aufgebaut hatte, gab er »Erkrankungen der Nieren« ein und studierte die darauf folgende Auswahlliste. Was hatte Dr. Krämer noch als Todesursache der alten Frau Marek angegeben?
    Glo… Glo…
    Glomerulonephritis
    (Entzündung der Nierenkörperchen)
    Die GN ist eine Entzündung der Nierenrinde beider Nieren mit primärem Befall der Nierenkörperchen. Wahrscheinlich liegen oft Störungen des Abwehrsystems zugrunde, so dass das Abwehrsystem selbst Antikörper gegen Nierengewebe erzeugt (Autoimmunkrankheit). In vielen Fällen dürften auch Viren oder andere Antikörper erzeugende Substanzen schuldig sein.
    Viren , ging es Sven durch den Kopf. Er las weiter:
    Akutes nephritisches Syndrom
    Ein akutes nephritisches Syndrom (entzündliches Erkrankungsbild der Niere) zeigt sich in: Kopfschmerzen, dumpfem Gefühl in der Nierengegend, rotbrauner Verfärbung des Urins, Schwellung des Gesichts, fast immer auch Bluthochdruck.
    Nachdenklich lehnte Sven sich auf seinem Stuhl zurück. Also doch , ging es ihm durch den Kopf. Die Viruserkrankung, die laut Sandra und Milenz auf der Pflegestation ausgebrochen war, schien, nach diesen Angaben zu urteilen, nicht ganz unschuldig am Tod der alten Frau gewesen zu sein. Natürlich wusste er nicht, ob sie die erwähnten Symptome gezeigt hatte, doch nach dem, was Dr. Krämer als Todesursache angegeben hatte, schien es offensichtlich.
    Aber warum hatte der Arzt das Virus dann mit keinem Wort erwähnt, nicht einmal auf dem Totenschein? Es lag doch auf der Hand, dass es der Auslöser für das Nierenversagen gewesen war. Und wenn selbst er – ein einfacher Polizist – mit Hilfe eines simplen Gesundheitslexikons zu diesem Schluss kam, wie konnte dann ein Arzt so etwas übersehen, der täglich mit der Patientin zu tun gehabt hatte, der ihre Krankengeschichte genauestens kannte? Und überhaupt, was war das für ein Arzt, der die anderen Kranken sich selbst überließ und in den nächsten Tagen nicht zur Verfügung stand ?
    Sven war so sehr in diese Fragen vertieft, dass er das Surren des Telefons völlig überhörte. Erst beim zweiten Mal drang es zu ihm durch. Zerstreut griff er nach dem Hörer.
    »Ja?« Er war noch immer so geistesabwesend, dass er sogar vergaß, seinen Namen zu nennen.
    Am anderen Ende meldete sich niemand.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Kommissar Sven Becker?«, fragte eine zögernde Männerstimme. Sie klang dumpf, irgendwie verfremdet.
    »Ja. Wer ist da?«
    Eine kleine Pause entstand.
    »Sagen wir, jemand, der nicht länger schweigen kann.«
    Sven lauschte angestrengt und versuchte etwas Bekanntes aus der Stimme herauszufiltern. Doch sie war zu undeutlich, zu verschwommen.
    »Nun, im Allgemeinen haben die Leute, die mich anrufen, einen Namen. Das erleichtert die Kommunikation ungemein. Vielleicht sollten wir diese Tradition beibehalten.«
    »Das halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für keine gute Idee«, erwiderte die Stimme verhalten.
    »Ach ja? Und wann passt es Ihnen, an Ihrem Namenstag? Auf Wiederhören, Sie Komiker!«
    »Legen Sie nicht auf«, flehte der Anrufer. »Es hat mich große Überwindung gekostet, Sie anzurufen. Ich weiß nicht, ob ich das ein zweites Mal schaffe.«
    »Dann sagen Sie endlich, was Sie von mir wollen«, gab Sven gereizt zurück.
    »Ich will Ihnen helfen.«
    »Das will mein Arzt auch. Trotzdem spreche ich ihn mit seinem Namen an, wenn ich einen Termin bei ihm habe. Also, wer sind Sie?«
    Ein weiteres Zögern.
    »Nennen Sie mich Columbus.«
    Ein Ruck durchfuhr Sven. Seine Augen weiteten sich, glichen denen einer Katze, die sich lauernd an ihr Opfer anschlich. »Na schön, Columbus , machen Sie mich neugierig.«
    »Angenommen, ich wüsste etwas über einen Todesfall in einem

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