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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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schwarze Jackett und starrte ausdruckslos auf das leere Glas zwischen seinen Händen.
    »Ist hier noch frei?«, fragte Koschny und setzte sich ihm gegenüber auf die gepolsterte Sitzbank.
    Sven hob schwerfällig den Kopf. »Mein Gott«, nuschelte er mit schwerer Zunge. »Jetzt sehe ich schon Arschlöcher vor mir sitzen. Muss betrunkener sein, als ich dachte.«
    »Sie sollten wirklich vorsichtiger mit dem Zeug umgehen«, meinte Koschny ruhig. »Gegen einen Kater ist selbst Ihr Dickschädel nicht gefeit.«
    Sven gab sich Mühe, Koschny in die Augen zu sehen. »Wer zum Teufel sind Sie, meine Anstandsdame? Auf mir muss ein Fluch liegen, dass Sie ständig in meiner Nähe auftauchen. Ist das so was wie ’ne Strategie von Ihnen, um mich fertigzumachen, oder was?«
    »Nein, sieht aus, als könnten Sie das allein.«
    »Sagen Sie mir, was ich tun muss, damit Sie endlich aus meinem Leben verschwinden.«
    »Ich will immer noch mit Ihnen reden und unsere Meinungsverschiedenheit begraben.«
    »Ich habe heute schon einen Freund begraben«, knurrte Sven. »Mein Bedarf an Beerdigungen ist fürs Erste gedeckt. Also ziehen Sie Leine, Koschny. Ich bin heute Abend nicht in der richtigen Verfassung, um mich mit Ihnen zu prügeln.«
    »So schnell werden Sie mich nicht los, das sollten Sie wissen, auch in Ihrer Verfassung.«
    »So, sollte ich das?« Sven schluckte heftig, was seinen Sprachfluss ziemlich beeinträchtigte. »Was machen Sie überhaupt hier? Wie haben Sie mich … gefunden?«
    »Nachdem ich wieder mal ein anregendes Gespräch mit Ihrem Anrufbeantworter hatte, habe ich so ziemlich jede verdammte Spelunke zwischen diesem gottverlassenen Nest und Ihrer Wohnung nach Ihnen abgesucht, bis mir jemand gesagt hat, dass ich Sie hier finden könnte.«
    »Alle Achtung«, gab Sven zu. »Sie geben sich wirklich Mühe, mir auf die Nerven zu gehen.«
    »Wenn ich Sie so ansehe, frage ich mich allerdings, ob es das wert ist.«
    »Sie verdammter Mistkerl!«, schnaufte Sven. »Sie haben kein Recht, über mich zu urteilen, Koschny, Sie nicht!« Sein Zeigefinger pendelte unkontrolliert hin und her wie der Lauf eines Gewehrs, der sein Ziel nicht fand. »Was wissen Sie denn von Werten? Für Sie ist das doch alles nur ein Spiel, das man um jeden Preis gewinnen muss … Sie sind ein Sensations-Junkie, der die Tatsachen zu seinem Vorteil verdreht und sich dann einredet, es wäre die Wahrheit, um sein Gewissen zu beruhigen. Also hören Sie gefälligst auf, mir meine Schwächen vorzuwerfen …«
    Der Wirt trat an den Tisch und brachte Koschny die bestellte Cola. Sorgenvoll glitt sein Blick auf Sven, der schwer atmend dasaß und sich kaum noch aufrecht halten konnte.
    »Ich schätze, er könnte das eher vertragen«, bemerkte der Wirt und stellte das Glas auf dem Tisch ab. »Ihr beide versteht euch nicht besonders, was?«
    »Ach«, antwortete Koschny mit einer Prise Ironie, »so würde ich das nicht sehen. Im Gegenteil, wir stellen gerade fest, wie ähnlich wir uns im Grunde sind.«
    »Wenn das so ist, sollten Sie ihn lieber schleunigst nach Hause bringen. Er hat fast die ganze Flasche intus, und normalerweise verträgt er nicht viel von dem Zeug.«
    Wie auf Befehl sank Svens Kopf langsam auf die Tischplatte. Ein schnaufendes Brummen beendete diesen Vorgang.
    »Tja, da haben Sie wohl recht«, kommentierte Koschny trocken und bezahlte seine Cola. »Was ist mit seiner Rechnung?«
    »Die Flasche hat er im Voraus bezahlt. Den Rest schreibe ich an.«
    »Den Rest?«, fragte Koschny perplex.
    »Zwei Buletten und drei große Bier«, entgegnete Marvin.
    »Großer Gott, ein Wunder, dass er noch atmet.« Koschny packte Sven und zerrte ihn auf die Füße, was dieser mit einem Grunzen quittierte.
    »O Mann, dafür hab ich was gut bei Ihnen«, zischte er, als er sich Svens Arm um den Nacken legte und ihn hinausschleppte.
    Die frische Luft schien Sven zu stabilisieren, und als sie an dem weißen Mercedes ankamen, war er wieder halbwegs bei Bewusstsein und sträubte sich energisch gegen Koschnys festen Griff.
    »Lassen Sie mich los!«, fauchte er wild, und Koschny konnte seinen Atem riechen, der eine kaum zu ertragende Mischung aus Schnaps, dem Aroma kalter Buletten und Magensäure bildete.
    »Hören Sie nicht? Ich hab gesagt, Sie sollen mich loslassen!«, wiederholte Sven und befreite sich aus dem Griff, als Koschny die Beifahrertür öffnen wollte. »Ich brauche Ihre Hilfe nicht!«
    »Seien Sie kein Idiot, Becker. Was glauben Sie denn, wo Sie in Ihrem Zustand noch

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