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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Artikel zu schreiben, der das beweist.«
    »Gut, hoffentlich wissen Sie auch, wo Sie sich den hinstecken können«, knurrte Sven und versuchte sich loszureißen.
    »Kommen Sie, Becker, wir wollen doch beide dasselbe.«
    »Ach ja, und das wäre?«
    »Die Wahrheit!«
    » Die Wahrheit? Aus Ihrem Mund klingt das wie eine Drohung.«
    »Manchmal kann Wahrheit eben wehtun.«
    »Ja, und manchmal wird daraus ein Misthaufen, auf dem Sie und Ihresgleichen ihren Dreck abladen. Und jetzt lassen Sie gefälligst meinen Arm los, sonst breche ich Ihnen die Hand!«
    »Na schön, Sie Dickschädel«, gab Koschny nach, als er sah, dass Sven es ernst meinte. »Aber beschweren Sie sich nicht wieder, wenn Ihnen meine Wahrheit stinkt!«
    Blitzschnell fuhr Sven herum, packte den Reporter am Kragen und drückte ihn in die schulterhohe Ligusterhecke, die den Friedhof umgab. Seine Augen loderten. »Ich warne Sie, Koschny«, zischte er ihn an. » Eine falsche Zeile, nur ein Wort über Dennis, das nicht den Tatsachen entspricht, und Sie erfahren am eigenen Leib, was Polizeigewalt wirklich bedeutet! Dann mache ich Sie fertig, Koschny, so wahr ich hier stehe. Ich mache Sie fertig, mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen!«
    Einige der Reporter waren auf sie aufmerksam geworden und kamen mit surrenden Kameras herbeigeeilt. Auch King und Cerwinski war der Streit nicht entgangen. Sie machten kehrt und hasteten auf die beiden zu. King bekam Sven als Erster zu fassen und riss ihn von Koschny weg.
    Die Auslöser klickten.
    »… Ich mach Sie fertig!«, wiederholte Sven.
    »Hör auf!«, redete King auf ihn ein. »Das ist es nicht wert. Du kannst froh sein, wenn Rößner nichts davon mitbekommen hat.«
    »Schon gut.« Sven beruhigte sich und zog sein dunkles Anzugjackett zurecht. »Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte.«
    »Ja, und irgendwann ersticken Sie an Ihrer Sturheit«, schnaufte Koschny.
    »Und Sie verschwinden jetzt besser«, fuhr King dazwischen, »bevor das hier in eine medienträchtige Schlägerei ausartet.«
    »So weit hätte es nicht kommen müssen«, rief Koschny. »Ich wollte die Angelegenheit freundschaftlich regeln.«
    »Eher friert die Hölle zu, als dass wir beide so etwas wie Freunde werden«, erwiderte Sven und zeigte warnend mit dem Finger auf ihn. »Merken Sie sich das! Und ich hoffe, Sie nehmen meine Warnung ernst!«
    Er warf Koschny noch einen vernichtenden Blick zu. Dann wandte er sich ab und ging.

21
     
     
     
     
     
     
     
    E s war gegen 22.45 Uhr , als Koschny seinen weißen Mercedes-Kombi in einer Nebenstraße abstellte und das gegenüberliegende Lokal betrat. Marvins Eck , leuchtete es von dem Schild über dem großen Fenster.
    Als Koschny die Tür aufzog, schlug ihm dichter Zigarettenqualm ins Gesicht. Er hasste diese Kleinstadtkneipen, in denen er als Fremder erst einmal argwöhnisch unter die Lupe genommen wurde, bevor man ihn mit verhaltener Missbilligung duldete. Dies war nun schon das fünfte Lokal an diesem Abend, und genau wie bei den vier anderen hatte er auch hier den Eindruck, er wäre in eine verschworene Gemeinschaft eingedrungen, in deren Rangordnung er den hintersten Platz belegte. Missmutige Blicke begleiteten ihn, als er an den Tresen in der Mitte des Raumes trat. Die wenigen Gäste saßen größtenteils an der Theke und waren in Gespräche vertieft, sofern sie ihn nicht anstarrten. Gegenüber von ihm drosch ein junger Mann fluchend auf die blinkenden Lichter eines Spielautomaten ein, der ihm die gewünschten Sonderspiele verweigerte. Und in der linken hinteren Ecke des Lokals sah Koschny endlich den Mann, dem er diese spätabendliche Odyssee durch die Provinzkneipen zu verdanken hatte. Sven saß allein an einem Tisch neben einer fast leeren Flasche. Irgendwie hatte Koschny geahnt, dass der Tag für seinen Kontrahenten so enden würde. Dieses Mal jedoch hasste er es, recht zu haben. Als er Becker dort sitzen sah, wäre Koschny am liebsten wieder gegangen. Doch seine angeborene Beharrlichkeit triumphierte.
    »Hallo, was darf’s denn sein?«, fragte der korpulente Wirt, nachdem er sich von zwei älteren Männern gelöst hatte, mit denen er angeregt diskutiert hatte.
    »Eine Cola«, bestellte Koschny, »und können Sie sie bitte an den Tisch dort drüben bringen?«
    »Geht klar.« Der Wirt mochte Ende dreißig sein; seine ungezwungene Fröhlichkeit wirkte aufrichtig.
    Koschny ging um die Theke herum zu dem Tisch hinüber, wo Sven saß. Trotz der stickigen Luft trug er noch immer das

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