Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
länger. Sie bog um eine letzte Kurve, und das RiverTrail-Museum lag vor ihr. Es war ein prächtiges altes Gebäude, vor allem jetzt, nach seiner kürzlichen Renovierung. Aber bei Dunkelheit ähnelte es eher einem Sanatorium aus einem Dracula-Film.
Sie parkte ihren Taurus zwischen Andies Toyota und Donalds Lexus und ging zum Haupteingang hinüber. Gerade war das Streichquartett angekommen. Diane hielt den vier Musikstudentinnen mit ihren Instrumentenkästen die Tür auf. Sie sahen in ihren langen, schwarzen Kleidern sehr schick aus.
»Danke, Dr. Fallon«, sagte die Cellistin.
»Wir sind Ihnen für Ihre Einladung wirklich sehr dankbar«, setzte die große, gertenschlanke erste Geigerin Alix hinzu.
Von den Musikern bis zum Cateringservice hatte Diane auf Leute aus der Umgebung des Museums zurückgegriffen. Sie legte auf die örtliche Unterstützung Wert und war der Meinung, ein gegenseitiges Geben und Nehmen würde ihren Job erleichtern.
»Es war mir eine Freude. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
Auf dem Weg in die Küche warf Diane einen kurzen Blick in den Pleistozän-Saal. Der große, gewölbte Raum hatte sich von einer Baustelle in einen fast perfekten Ausstellungsraum verwandelt. Um Platz für den langen Büffettisch zu lassen, hatte Diane auf einige der Tierexponate und paläoindianischen Dioramen verzichtet, die später die Ausstellung bereichern würden. Sie hatte den Schwerpunkt auf die Riesenfauna gelegt, auf die spektakulären Skelette und Modelle der alten Riesenarten, die immer den größten Eindruck machten.
Die Leute vom Cateringservice hatten eine appetitanregende Auswahl von Snacks und Häppchen angerichtet. Den Tisch hatten sie mit langblättrigen Pflanzen und Dinosauriermodellen aus Plastik dekoriert. In der Mitte stand als Höhepunkt die großartige Eisskulptur eines Mammuts mit langen Stoßzähnen.
Die Chefin des Ganzen, eine Frau Ende fünfzig, betrachtete mit verschränkten Armen lächelnd ihr Werk. »Ich finde, es sieht ziemlich gut aus.« Sie lehnte sich zu Diane hinüber und flüsterte ihr zu: »Wir haben eine Gussform für die Eisskulptur gefunden. Die kam uns natürlich gerade recht.«
»Also ich finde das Ganze sehr gelungen. Und das Essen sieht wundervoll aus.«
Inzwischen trafen bereits die ersten Gäste ein. Unter ihnen waren der Makler Mark Grayson und seine Frau Signy. Als Diane auf sie zutrat, konnte sie gerade noch hören, wie Mark dem Vorstandsmitglied Craig Amberson vorschlug, das Museum solle doch diese erstklassige Immobilie veräußern und mit dem Erlös in ein Gebäude ziehen, das nicht so weit von Atlanta entfernt liege. Diane begrüßte ihn trotzdem mit einem Lächeln. Heute Abend war nicht der rechte Zeitpunkt für eine Auseinandersetzung.
»Freut mich, Sie zu sehen, Mark. Signy. Ich bin froh, dass Sie sich die Zeit nehmen konnten.«
»Das wollten wir nicht verpassen.« Seine Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln.
Signy, die mit ihrem roten Kleid und ihrer Model-Figur allgemeine Aufmerksamkeit erregte, murmelte auch etwas und gönnte Diane ein Lächeln, das mehr spöttisch als höflich wirkte. Diane wandte sich ihren anderen Gästen zu. Kenneth Meyers, der Vorstandsvorsitzende von NetSoft, und seine Frau Katherine hatten kurz nach den Graysons den Raum betreten.
»Scheint ganz schön voll zu werden.« Kenneth schüttelte Diane herzlich die Hand. Er war sportlich schlank und sonnengebräunt, ein völliger Gegensatz zu seiner schmächtigen, blassen Frau. »Waren Sie mit der Arbeit von CyberUniverse zufrieden?« Es war kein Geheimnis, dass Kenneth darüber nachdachte, diese aufstrebende Firma zu kaufen.
»Sie haben eine erstklassige Arbeit abgeliefert. Ich bin von ihnen sehr angetan«, erzählte ihm Diane. »Sie müssen sich ihre Animationen unbedingt anschauen.«
Sie begrüßte jeden einzelnen Gast – Vorstandsmitglieder, Sponsoren, die Crème de la Crème der Gesellschaft von Rosewood. Dann begannen die Musiker, ein Streichquartett von Brahms zu spielen.
Schließlich traf Frank in Begleitung seines Sohnes Kevin, seiner Exfrau Cindy und deren Mann David Reynolds ein. Er sah in seinem Smoking ausgesprochen gut aus.
»Tut mir Leid«, entschuldigte er sich. »Ich kam erst ziemlich spät aus Columbus zurück.«
»Das ist schon in Ordnung.« In Wirklichkeit war sie überrascht und erfreut, dass er es überhaupt noch geschafft hatte.
Franks Exfrau war blond, zierlich und sah in ihrem schlichten, langen, schwarzen Kleid und ihrer Perlenkette
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