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Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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hatte ihnen so viel Angst eingejagt, dass sie es nicht wieder verpatzten.
    »Ich habe hier einen Knochen, der zu einem vermissten Mädchen gehören könnte …«
    Diane blieb fast die Stimme weg. Ein Knochen! »Nein«, sagte sie dann in einem etwas zu rauen Ton.
    »Nein was?«
    Plötzlich stand Andie vor ihr und hielt ihr zwei Hände voll künstlicher Blätter vor die Nase. Diese Unterbrechung gab ihr die Gelegenheit, ihren Herzschlag ein wenig zu beruhigen.
    »Warte mal einen Moment bitte, Frank.« Diane hielt ihre Hand über die Sprechmuschel und schaute Andie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Sie haben uns die falschen Pflanzen geschickt, Archaeopteris, aber Donald besteht darauf, dass wir weitermachen und sie verwenden. Er meint, keiner werde den Unterschied bemerken.«
    »Aber gerade deshalb gibt es uns doch – damit wir die Menschen über diesen Unterschied belehren. Sagen Sie ihm, das hier sei ein Naturkundemuseum und keine zweitklassige Filmkulisse.«
    Andie lächelte. »Ich habe ihm prophezeit, dass Sie genau das sagen würden.«
    »Tut mir Leid, Frank. Morgen Abend eröffnen wir eine große Ausstellung, und ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit.«
    »Was meinst du mit Nein?«
    »Nein, ich mache das nicht mehr.«
    »Was machst du nicht mehr?«
    »Forensische Untersuchungen. Damit habe ich aufgehört.«
    Darauf folgte ein dermaßen langes Schweigen, dass Diane bereits dachte, er habe aufgelegt. »Bist du noch dran?«
    »Aber das ist doch deine Arbeit.«
    »Nicht mehr.«
    »Schau, das Ganze hier ist völlig inoffiziell. Und es ist doch auch nur ein einziger Knochen.«
    »Das ist mir völlig egal. Es gibt andere Knochenexperten, an die du dich wenden kannst. Geh zu denen … Ein Knochen? Du hast gerade mal einen Knochen? Damit könnte ich wahrscheinlich sowieso nichts anfangen.«
    »Tatsächlich ist es sogar nur ein halber Knochen. Aber du könntest mir zumindest sagen, ob er von einem Menschen stammt.«
    »Wenn das alles ist, was du wissen willst, kann dir das jeder anständige Osteologie-Student sagen.« Wenn du einen findest, musste sie dann denken, als sie ihre Studenten bei der Arbeit am Faultierskelett beobachtete. »Aber ich kann dir da nicht helfen.«
    »Er könnte jemandem gehören, den ich kenne. Ich spiele öfter mal Poker mit dem Vater des vermissten Mädchens. Er ist mein bester Freund seit Kindertagen, und seine Tochter war bei Kevin oft Babysitter. Die Polizei scheint das Ganze nicht sehr ernst zu nehmen, aber die Eltern des Mädchens befürchten, dass ihr Freund ihr etwas angetan haben könnte. Ihr Bruder fand den Knochen im Wald hinter dem Elternhaus ihres Freundes.«
    Im Wald, dachte Diane. »Nein.«
    »Diane …«
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Frank. Ich arbeite gerade mit meinen Studenten zusammen, und wenn die sehen, dass ich telefoniere, wollen die das auch. Aber es war schön, wieder einmal deine Stimme zu hören. Wirklich. Komm doch mal vorbei.« Dann legte sie auf.
    Diane hielt einen Augenblick inne. Es war tatsächlich schön gewesen, wieder einmal Franks Stimme zu hören. Deren Klang ließ alte Gefühle lebendig werden – Gefühle der Wärme und Leidenschaft. Warum musste er ausgerechnet über Knochen reden? Sie atmete tief durch, um ihren Kopf wieder klar zu bekommen, und ging zurück zu ihren Studenten.

    Es war fast zehn Uhr, als alle anderen Personen gegangen waren. Diane war nun allein im Museum – allerdings nicht ganz. Die beiden Nachtwächter Jake Houser und Leonard Starns drehten ihre Runden. Und irgendwo in dem dreistöckigen Gebäude ging die Reinigungsmannschaft ihrer Arbeit nach.
    Fast alles war nun für den Empfang am nächsten Abend bereit – es gab nur noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Diane ging noch einmal durch die Abteilung, die Nordamerika im Zeitalter des Pleistozän zeigte. Wie in der ehemaligen Tundra hob sich das Skelett eines riesigen Bison antiquus vom frisch renovierten Wandgemälde einer grasenden Herde ab. Im hohen Gras verborgen bereiteten sich paläoindianische Jäger darauf vor, mit ihren Speeren eines der Tiere zu erlegen.
    Das Riesenfaultier war nun doch nicht zu dem Desaster geworden, das sie befürchtet hatte. Es stand durchaus majestätisch mit endlich geradem Kopf inmitten prähistorischer Flora und betrachtete das Skelett des Mammothus columbi, das einige Meter vor ihm aufgebaut war. Etwas an dem Mammut erregte dann ihre Aufmerksamkeit. Zwischen seinen Füßen sprossen Archaeopteris- Blätter. Dieser verdammte

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