Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
Donald hatte doch tatsächlich die falsche Vegetation verwendet. Was für ein halsstarriger Kerl! Sie stieg vorsichtig über das Absperrseil und begann die Pflanzen einzusammeln. In diesem Moment schreckte sie ein lautes Klopfen an der Eingangstür auf.
Sie machte einen Schritt zur Seite, um durch die Doppeltür in die Eingangshalle des Museums sehen zu können. Da erschien Jake aus Richtung des Primatensaals.
»Ich kümmere mich darum, Dr. Fallon«, rief er ihr zu und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »Das Museum ist geschlossen.«
»Hey, Jake, ich bin’s, Frank.«
Frank Duncan. Also hatte er doch nicht aufgegeben.
Diane hörte das Schlüsselgeklapper und die Stimmen der beiden Männer.
»Frank, was zum Teufel tun Sie hier so spät?«
»Überprüfen, was Sie da für eine Schwarzarbeit nach Feierabend betreiben. Vielleicht versuche ich das auch mal. Sie bekommen ganz schön viel Schlaf, habe ich gehört.«
Sie hörte sie beide lachen.
»Und wie geht’s Ihrem Jungen?«, fragte Frank. »Er studiert jetzt an einer dieser Eliteuniversitäten, nicht wahr?«
Sie konnte Frank immer noch nicht sehen, aber Jake hatte sich umgedreht, sodass sie dessen Gesicht erkennen konnte. Er war ein hagerer Mann, der oft recht finster dreinblickte, dessen tiefe Runzelfalten sich aber sofort glätteten, wenn er wieder einmal, wie so oft, grinsen musste.
»Dylan geht es großartig. Er hat sogar schon sein Abschlussexamen gemacht. Mit Auszeichnung. Ich habe da einen Vetter, der immer damit angibt, seine Jungs seien die ersten in unserer Familie mit einem Collegeabschluss«, fuhr Jake lachend fort. »Dabei sind dessen Zwillinge gerade einmal aufs Community College gegangen. Dylan war dagegen in Harvard.«
Diane hörte zu, wie Jake und Frank über Jakes Sohn redeten. Ihr gefiel die absolute Normalität dieses Gesprächs – das alles war so weit von dem entfernt, was sie in der letzten Zeit erlebt hatte. Es war doch die richtige Entscheidung gewesen, die Stelle in diesem Museum anzunehmen.
»Und was will er jetzt machen?«, fragte Frank.
»Sieht so aus, als ob er an der Harvard Business School angenommen wird. Die nehmen nicht jeden, wissen Sie! Meistens warten sie, bis einer etwas Berufserfahrung vorzuweisen hat und man bereits erkennen kann, wer es mal an die Spitze schafft. Ich bin wirklich stolz auf den Jungen.«
»Ich frage mich allerdings«, entgegnete Frank grinsend, »von wem er eigentlich seine Intelligenz hat.«
»Nicht von seinem Papa, so viel steht fest. Ich habe Carol bereits gesagt, es sei gut, dass er mir so ähnlich sieht, sonst müsste ich noch misstrauisch werden. Und wie geht es Ihrem Kevin?«
»Der wächst immer noch. Er ist jetzt in der achten Klasse. Ich bin froh, dass es noch eine ganze Weile dauert, bis ich für seine Collegeausbildung zahlen muss.«
»Das kann ich gut verstehen.«
»Ist Diane Fallon da?«, fragte Frank.
Jake drehte sich um und schaute in ihre Richtung. »Ja, da ist sie.«
Diane stand noch immer unter den riesigen Stoßzähnen des Mammuts. Sie beobachtete, wie Detective Frank Duncan von der Abteilung für Betrugs- und Computerdelikte der Polizei von Groß-Atlanta seine Aktentasche an der Tür abstellte und durch die große, marmorne Eingangshalle schritt. Er sah immer noch verdammt gut aus, das gleiche Lächeln, das gleiche vertraute Gesicht – nur etwas älter geworden.
»Hübsch«, sagte er und fuhr mit seinen Fingerspitzen an einem riesigen, gebogenen Stoßzahn entlang. Das Ganze erinnerte sie an den Celine Dion-Song »It’s All Coming Back to Me Now«.
»Haben diese Wesen unsere Gegend hier unsicher gemacht?«
»Bis vor etwa zehntausend Jahren.«
»Ganz schön lange her, oder?«
»Im großen Lauf der Dinge ist das nur ein kurzer Augenblick.«
Er stand neben ihr unter dem Kopf und den Stoßzähnen des Mammuts und musterte sie. »Du siehst gut aus. Verdammt gut.«
Diane strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Ich war zu lange in der Sonne. Meine Haut sieht aus wie altes Pergament.«
Frank schüttelte den Kopf. »Ein paar Falten um die Augen und den Mund verleihen dir eine gewisse Persönlichkeit. Ein bisschen dünn bist du vielleicht. Haben sie dir in Südamerika nichts zu essen gegeben? Dir geht es doch gut, oder? Hast du dir dort etwa was eingefangen?«
»Nein, Frank, ich habe mir nichts eingefangen. Ich bin absolut in Ordnung.«
Frank neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihr Handgelenk und ihren Arm. »Ich kenne da einen Typen, der kam
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