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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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beiden Frauen nacheilen? 
    „Unsinn, Torre! Wir haben uns endgültig getrennt." 
    „Kein Unsinn! Ich bin ziemlich sicher. Unser Verhältnis ist nicht mehr das beste. Aikiko ist merklich abgekühlt. Mir gegenüber. Und nun das Angebot mit dem Tauchurlaub. Das paßt nicht zu ihrem Verhalten. Sie will dich herausfordern."
    Weshalb verbreitet er sich über Aikikos Innenleben? Was verbirgt sich hinter dieser unpassenden Geschwätzigkeit? Ist das wirklich Angst, Aikiko zu verlieren? Natürlich ist die Vermutung mit dem Tauchurlaub grotesk, aber hat es überhaupt Sinn, ihn davon überzeugen zu wollen?
    Das alles ist Sache dieser beiden. Wenn sie sich auseinanderleben, kann ihnen kein Außenstehender helfen. Allenfalls ein Psychologe könnte das. Kalo bereut bereits, daß er sich den beiden Frauen nicht unverzüglich angeschlossen hat.
    „Und was erwartest du nun von mir?" fragt er trotzdem. 
    Nelen blickt einem jungen Mädchen nach, das an ihnen vorübergeht. Sie trägt eine taillenlange Jacke aus gläsern durchscheinendem Material, unter der Folie wippen braune Brüste. Sie geht langsam und aufreizend, sich in den Hüften wiegend, ihr Oberkörper wirkt vollständig entblößt.
    Nelen schüttelt den Kopf. „Eine Mode ist das...", knurrt er. Und dann, mit plötzlicher Wendung des Kopfes, sagt er übergangslos: „Was ich von dir erwarte? Kannst du es dir nicht denken?" 
    Auch Kalo schaut dem Mädchen nach. Für sein Empfinden ist sie in den Schultern ein wenig breit, der Rücken zu muskulös. Sie blickt sich um und lächelt. Ihre Brüste sind klein, aber fest. „Sportlerin!" konstatiert er. „So übel ist diese Mode nicht."
    „Bitte, antworte mir!" fordert Nelen. Seine Stimme ist lauter geworden.
    Kalo erwartet, daß der andere gleich aufbrausen, sich wütend jede Annäherung an Aikiko verbitten wird.
    Aber Nelen fängt sich sofort wieder. „Ich liebe Aikiko", sagt er ruhig. „Das ist keine Floskel. Und es ist auch bestimmt keine Einbildung. Ich leide unter ihrer Gleichgültigkeit, ich leide doppelt, weil ich weiß, daß sie anders war, kurz nachdem ihr euch getrennt hattet. Ich möchte nicht mehr, als daß zwischen Aikiko und mir wieder alles so wird, wie es war. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich sie verlöre." 
    Große Worte! Nichts mehr! will Kalo entgegnen, aber er schweigt, als ihm bewußt wird, welch tiefer Ernst in der Stimme des Nordländers ist. Zweifellos hat sich Nelen verrannt. Daß ihn der Gedanke an sein Verhältnis zu Aikiko arg beschäftigt, merkt man an der Veränderung, die mit ihm vor sich gegangen ist. Trotzdem will ihm nicht in den Kopf, daß ein Mann wie Nelen derart aus der Bahn geworfen werden kann. 
    „Aber es ist doch sinnlos, daß...", sagt er.
    „Eben davon bin ich nicht überzeugt, Kalo", unterbricht ihn Nelen. „Noch glaube ich zu wissen, daß sie sich besinnen wird. Aber ich verspreche dir, daß du erfahren wirst, wann ich aufgebe. Und du wirst solange warten."
    Ein eigenartiges Ansinnen. Genaugenommen ein unmoralisches... Wenn er sich auf diese Absprache einläßt, schränkt er damit gleichermaßen die eigene wie auch Aikikos persönliche Freiheit ein. Eine solche Abmachung käme einem Kuhhandel gleich. Aikiko gegen eine Freundschaft. Oder hat das alles nichts mit einer Abmachung zu tun? Ist es die Bitte eines Freundes, der die Zerstörung seines Lebensglückes befürchtet?
    „Einverstanden, Torre!" sagt er. „Ich werde dir nicht mehr im Wege stehen."
     
    Die beiden Frauen erwarten sie vor einer Tür. Am oberen Rahmen blinkt rhythmisch die Zifferngruppe 0.1/14. Pela und Aikiko sind ein zwar ungleiches, aber doch sehr reizvolles Paar, die kleinere Aikiko ganz in Weiß, zierlich, fast zerbrechlich, und die dunkel gekleidete Pela, fast einen Kopf größer. Ihre Gesten sind sparsam und gleitend, ein wenig verraten sie von ihrer sportlichen Geschmeidigkeit. 
    Amüsiert blickt Pela einer Gruppe junger Leute nach, die eben den Lift verlassen, Jungen und Mädchen in Foliejacken. Sie scheinen nur ein Lebensziel zu kennen, aufzufallen um jeden Preis, ihre jugendlichen Körper bewundern zu lassen, anders zu sein als die meisten ihrer Mitmenschen. Sie bewegen sich laut und ungezwungen, so, als gäbe es nur sie und ihre Bewunderer in dieser Halle.
    „Hübsch, nicht?" sagt Aikiko und deutet mit dem Kinn auf die jungen Menschen. „Manchmal frage ich mich, ob ich das nicht auch versuchen sollte."
    Nelen hebt die Schultern. Sein Protest fällt schwach aus, aber man merkt,

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