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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Spiegel vernichten. Was dann wird..., daran wage ich nicht zu denken."
    Kein Zweifel, wenn Atto Dysons Darstellung den Tatsachen entspricht, dann befindet er sich in keiner beneidenswerten Lage. 
    Es ist wieder einmal Pela, die der Diskussion die entscheidende Wendung gibt. „Unsere Aufgabe ist es, die Situation zu klären", sagt sie. „Und wenn möglich, die Störungen zu beseitigen. Dazu müssen wir ihre Ursachen genau kennen. Wie lange kann sich das System noch halten?"
    Dyson hebt die Schultern. „Tage...", sagt er, „...oder Wochen. Niemand kann es mit Gewißheit beurteilen."
    Pela verzieht das Gesicht. „Wir werden uns also sämtliche Angaben selbst beschaffen müssen. Sind die Daten des Videogramms eindeutig?"
    „Eben nicht!" erklärt Dyson. „Sie werden von Tag zu Tag ungenauer. Da auch das Zentralhirn offensichtlich in Mitleidenschaft..." „Bleibt nur eine Untersuchung an Ort und Stelle. Ist der Zubringer startklar?"
    „Selbstverständlich!" begehrt Dyson auf. „Aber bedenkt, daß die Automatik..."
    „Wir starten in zwei Stunden", legt Kalo fest. „Torre wird bis dahin den Zubringer überprüfen. Pela übernimmt die Bereitstellung der Werkzeuge. Von jetzt an dürfen wir uns keinerlei Verzug mehr leisten."
    Auch ihm scheint die Gefahr jetzt größer als poch vor wenigen Minuten. Außer Kontrolle geratene Spiegel können für die Stadt am Pol eine durchaus bedrohliche Situation hervorrufen. 
    Sie verabschieden sich flüchtig von Dyson, der es sich nicht nehmen läßt, sie bis zur Tür zu begleiten. Plötzlich umklammert er Kalos Arm mit heftigem Griff. „Soviel ich weiß, setzt ihr euch für das Einsteuern Astrats auf eine Planetenbahn ein", sagt er leise, aber nicht ohne Schärfe. „Bedenkt die Folgen. Diese Emissionen können bereits auf seine Anwesenheit in Sonnennähe zurückzuführen sein." 
    Kalo blickt dem anderen fest in die Augen. „Das halte ich für absolut sicher!" sagt er.
    Als sie am Rechnerpult vorbeigehen, grüßt Mahella mit einem kaum merklichen Neigen des Kopfes. „Viel Glück!" flüstert sie. 
    Niemand von ihnen wendet sich um, aber jeder von ihnen spürt, daß die dunkelhäutige Frau ihnen nachblickt, bis sie den Fahrstuhl betreten haben.
     
    Im Expreßlift senkrecht drei gleiten sie in die Tiefe, die Kabine ist geräumig, geflammte Maserung in Kunstholz, mattleuchtende Decke, weicher Fußboden, samtrot, sie stoppt ruckfrei im jeweils fünfzehnten Stockwerk, es ist immer die gleiche Bewegung, immer das gleiche, bedrückende Gefühl. Zwei Stockwerke vor dem Haltepunkt beginnt die Kabine zu bremsen, sanft zuerst, aber die Verzögerung erhöht sich gleichmäßig bis zum Maximum, die Knie drohen einzuknicken, die Last des Kopfes nimmt spürbar zu, dann der Halt, Menschen steigen aus und zu, schließlich gewinnt die Kabine wieder Fahrt, erneut über eine Entfernung von etwa zwei Stockwerken, ihre Beschleunigung bleibt nur wenig hinter der des freien Falls zurück, stets hebt sich Kalo der Magen, es ist eine ekelhafte Empfindung, er kann sich einfach nicht daran gewöhnen. Liftfahren bereitet ihm weitaus mehr Unbehagen als beispielsweise der Start oder die Landung in einer Passagierrakete. 
    Aber ohne die Expreßaufzüge ginge es wohl nicht, sie benötigen von der Ringstation Erg II bis zum Terminal nicht mehr als zehn Minuten, während die Bandtransporter immerhin eine knappe Stunde unterwegs sind. Kaum jemand benutzt sie für längere Fahrten, sie leiten Zubringerdienste innerhalb der vierzehn Stockwerke, in denen der Expreßlift durchfährt.
    Unterhalb der zweihundertsten Ebene füllt sich die Kabine von Haltepunkt zu Haltepunkt mehr, es wird eng. Kalo fühlt einen weichen Druck in seinem Rücken, mit Mühe dreht er sich um, Aikiko steht ihm gegenüber, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, lächelnd. 
    Er folgt ihrem Blick, neben ihr steht, von anderen Passagieren halb verdeckt, ein breitschultriger Mann im Foliehemd, mit kurz geschorenem dunklem Haar und scharf ausrasiertem Bart, William Randolph, der Kyborg.
    Randolph blickt herüber, ein kleines Lächeln in den braunen Kinderaugen, dann neigt er grüßend den Kopf, unmerklich fast, als habe er die gemeinsamen Erlebnisse auf Merkur längst vergessen. 
    Etwa in Höhe des einhundertsten Stockwerkes beginnen Warnlampen im oberen Teil der Kabinenwände zu blinken, gleichzeitig füllt ein an-und abschwellender Ton den Lift. Der Ton ist hoch und unangenehm, es scheint, daß er bestimmte Nervenbahnen zum Mitschwingen

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