Stern auf Nullkurs (1979)
rücksichtslos. „Die ersten Berichte Torre Nelens und Aikiko Mangawas liegen vor!"
Nicht daß Kalo der Bissen im Hals stecken bliebe, aber immerhin legt er das Besteck zur Seite, weil ihn die Ermittlungen der Kollegen mehr interessieren als die Reste des Krill-Cocktails.
Randolph aber ißt unbeeindruckt weiter. „Was können sie schon berichten?" brummt er mit vollem Mund. „Sie werden lediglich festgestellt haben, daß die Vermutungen der verschiedenen Korrespondenten bestätigt worden sind."
Kregg nickt. „Wir mußten damit rechnen. Die unmittelbare Nähe des dunklen Sternes muß Veränderungen in unserem System und damit auch auf der Erde hervorrufen, Veränderungen, die bisher überhaupt noch nicht abzusehen sind. Nelen rechnet mit einer Einschwingdauer von mindestens zwei Jahren."
„Das ist viel", bemerkt Randolph.
Wieder nickt Kregg. „Sehr viel! Vor allem, wenn wir bedenken, was sich bereits auf unserem Planeten abgespielt hat. Nur eine positive Erscheinung wissen die Beobachter zu vermelden: die lang anhaltenden Regenfälle über der nordafrikanischen Tiefebene. Man rechnet damit, daß sich in den nächsten Jahren im Bereich der ehemaligen Wüste Sahara ein riesiger See bilden wird. Damit dürften der Menschheit zwar einige tausend Quadratkilometer Agrarland verlorengehen, das Bewässerungsproblem dieser Region wird jedoch ein für allemal zur Zufriedenheit gelöst sein."
„Und die negativen Erscheinungen?"
„Vulkanausbrüche zum Beispiel. Im gesamten Andengebiet nimmt die Aktivität sprunghaft zu. Erste Anzeichen deuten auf eine ganze Serie von Ausbrüchen in den nächsten Wochen hin."
„Italien?"
„Ähnliche Verhältnisse. Vesuv und Ätna stoßen bereits Gaswolken aus. Auch das Fudschijama-Massiv in Japan zeigt Unruhe."
„Bisher also durchaus lokal beschränkte Anzeichen." Auch Randolph hat endlich seinen Teller zurückgeschoben. „Gibt es Veränderungen der Großwetterlage?"
„Die Regenfälle in der Sahara..."
„Und sonst?"
Kregg hebt langsam die Schultern. „Noch fehlen eindeutige Beweise. Die Luftfeuchte über der transkaukasischen Ebene und über dem Kongobecken ist stark zurückgegangen. Aber das muß nicht unbedingt. .."
„Ist aber zu vermuten. Der alte Planet wird doch erheblich gezaust werden, nehme ich an. Doch ich bin sicher, daß auch das nichts an der Meinung der Menschen zu ändern vermag. Vielleicht beschließen einige hunderttausend etwas anderes, die Mehrheit aber..."
„Noch ist keine Entscheidung gefallen", gibt Kalo zu bedenken, aber Randolph bleibt zuversichtlich.
„Es wird nur diese eine Entscheidung geben", behauptet er. Kregg fixiert sie abwechselnd aus zusammengekniffenen Augen.
„Bevor wir zur Hauptsache kommen", sagt er schleppend, „da ist noch etwas sehr Wichtiges."
Kalo spürt Spannung. Wenn Kregg eine solche geheimnisvolle Miene aufsetzt, dann steckt immer Schwerwiegendes dahinter, dann handelt es sich nicht nur um eine Floskel. Eigentlich kann es nur mit den Imagines selbst zusammenhängen! Und Kalo ahnt auch, worum es sich handeln könnte. Seit Tagen gehen Meldungen um die Welt, die vom Auftauchen der Astratenschiffe in unmittelbarer Nähe der Spiegelkolonnen berichten.
„Die Spiegel von Erg II", sagt Kalo.
Kregg nickt. „Das ist es! Kurz nachdem Arktika die fremden Fahrzeuge ortete, stabilisierten sich die von den Kolonnen einlaufenden Daten. Seitdem funktioniert die Anlage wieder ohne jede Störung." „Das ist neu. Das ist sogar sensationell!"
„Soll das heißen,, daß die Imagines...", fragt Randolph.
„Wenn nicht ihr die Globoiden neu programmiert habt, wer dann?"
Randolph schüttelt heftig den Kopf. „Wir nicht! Wir hatten vollauf mit unseren eigenen Problemen zu tun. Und auch wenn wir die Gelegenheit gehabt hätten, wir wären dazu nicht in der Lage gewesen. Wir hatten keinerlei Geräte, um die Hirne zu entladen, von einem neuen Programm ganz..."
„Dann bleibt nur noch die eine Möglichkeit."
„Astraten programmieren die Spiegelsteuerung von Erg II?" fragt Kalo ungläubig. Dieser Gedanke scheint ihm im ersten Augenblick so abwegig und so unglaublich, daß er selber diese Vermutung nie zu äußern gewagt hätte. Aber nach reiflicher Überlegung muß er zugeben, daß es die einzig sinnvolle Erklärung ist, zumal die Astraten in der Übertragung von Hirnströmen offensichtlich den Menschen weit voraus sind. „Die technischen Mittel dazu hätten sie", sinniert er. Randolph umfaßt Kalos Arm plötzlich
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