Stern auf Nullkurs (1979)
mit heftigem Griff. „Ist das nicht ein ganz ausgezeichnetes Argument?" stößt er hervor. „Man muß diese Tatsache nutzen, diese Nachricht gehört in alle Programme. Die Astraten helfen den Menschen!"
Kregg sieht nicht sehr glücklich aus. Ohne die Annäherung Astrats wäre diese Hilfe nicht nötig gewesen, scheint er zu denken. „Nun zu eurer Mission", brummt er, schnell das Thema wechselnd. „In einer Woche wird der Rat seine Entscheidung treffen. Ich hoffe wie ihr, daß die Menschheit den Astraten eine neue Heimat im solaren System anbieten wird. Wir müssen auf alle Fälle gerüstet sein."
„Gerüstet?"
„Wir müssen bereit sein, die Imagines auf Astrat sofort über unseren Entschluß zu informieren. Es erscheint mir notwendig, eine Gruppe zu bilden, die ihnen die Entscheidung der Menschheit persönlich übermitteln wird. Meine Wahl konnte dabei nur auf Tonder und Kalo Jordan fallen; sie sind die einzigen Menschen, die bereits auf Astrat waren, und sie sind wohl auch die einzigen Menschen, die die ganze Problematik von Anfang an kennen. Bedauerlich ist nur, daß Pela Storm ausgefallen ist."
Er sagt wirklich „ausgefallen", aber als Ausgleich verzieht er das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl Mitgefühl ausdrücken soll. „An ihrer Stelle wirst du, William Randolph, mit ihnen fliegen", ergänzt er.
Wie nicht anders zu erwarten, sagt Randolph sofort zu, und man sieht ihm deutlich an, daß er den Auftrag gern annimmt.
Kalo denkt ganz anders. Aber er weiß, daß man sich Kreggs Weisungen nur schwer widersetzen kann. Mehr noch, eine Weigerung käme dem Anrennen gegen eine Felswand gleich. Kreggs Festlegungen sind eigentlich immer gut durchdacht und fundiert, er selber pflegt sie von allen Seiten her zu beleuchten und sucht bereits die Gegenargumente zu entkräften, bevor er den Entschluß verkündet. Kalo ist nicht bekannt, daß sich jemand erfolgreich gegen Kregg durchgesetzt hätte. Trotzdem protestiert er. „Ich kann Pela jetzt nicht..."
„Unsinn!" sagt Kregg.
Es war zu erwarten, daß er sofort unterbrechen würde.
„Die Ärzte werden alles tun, sie wieder auf die Beine zu bringen. Du würdest ihnen nur im Wege stehen. Du kannst ihr jetzt nicht helfen, das ist die Aufgabe anderer. Und du solltest überzeugt sein, daß sie alle Möglichkeiten ausschöpfen werden. Vielleicht beruhigt dich diese Gewißheit. Ich jedenfalls habe nicht die Absicht, deine Weigerung zu akzeptieren. Ich nehme sie einfach nicht zur Kenntnis. Klar?"
Es ist eines der bei Kregg üblichen Gewitter, ebensoschnell, wie es sich zusammenbraut, klingt es wieder ab. Kreggs Stimme ist voller Nachsicht, als er sich zu vergewissern sucht: „Sind wir uns einig?"
Davon kann selbstverständlich keine Rede sein. Und Kalos Grund für die Ablehnung ist eigentlich auch nicht der, den er Kregg nannte. Pelas Krankheit ist ein Vorwand. Kregg ist anscheinend klug genug, das sofort zu durchschauen. Er erkennt die Weigerung nicht an. Würde sie auch nach stundenlanger Diskussion nicht anerkennen. Notfalls würde er sich die ganze Nacht über mit ihm unterhalten, ihn zu überzeugen suchen, abwechselnd in Zorn ausbrechend und an ihre langjährige Zusammenarbeit erinnernd.
Keine Frage, Psychologie ist nicht Kreggs Stärke, Kregg überzeugt durch die Kraft seiner Argumente, notfalls auch durch die Lautstärke seiner Stimme, aber trotzdem gibt es niemanden, der ihm seinen Leitungsstil nachtrüge.
Was bleibt Kalo, als seinen wahren Gfund vorzutragen?
„Wir drei sollen also den Entschluß der gesamten Menschheit überbringen?" fragt er vorsichtig.
Kregg nickt, aber in seinen Augen ist wieder das Lauern.
„Ich fürchte, du überforderst uns damit. Als Repräsentanten der..."
„Die Wahl ist nicht ohne Grund auf euch gefallen", unterbricht Kregg unwillig. „Zwei von euch kennen Astrat und die Astraten aus eigener Erfahrung. Und man kann als sicher annehmen, daß auch ihr den Astraten bekannt seid. Dies allein würde die Wahl bereits hinreichend begründen. Wir müssen jedes Risiko vermeiden. Ihr habt bewiesen, daß ihr zur Kontaktaufnahme fähig seid, und damit seid ihr die einzigen Menschen, denen man solch eine Aufgabe bedenkenlos übertragen kann. Wenn jemand überhaupt imstande ist, sie zu lösen, dann ihr. Schlimm ist nur, daß Pela..."
Kregg spricht nicht weiter. Lange Reden und gefühlvolle Monologe sind nicht seine Art. Er ist sicher, das Nötige gesagt zu haben. Und er scheint nicht im mindestens überrascht zu sein,
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