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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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aber auch, daß es noch eine Reihe anderer Nukleinsäuren geben kann, nur trifft man sie bei irdischen Lebensformen nicht an."
    „Und solche Säuren habt ihr gefunden?"
    „Genau! Wenn auch nicht sehr viele. Bedeutend weniger als beim Menschen, ja weniger sogar als beispielsweise bei einem Regenwurm." 
    „Was hat das zu bedeuten?"
    „Dieses Wesen war weitaus weniger komplex aufgebaut als wir. Das kann man mit Sicherheit behaupten, weil, einfach ausgedrückt, nicht genügend Buchstaben vorhanden waren, um ein kompliziertes System beschreiben zu können."
    „Und ein derart primitives Ding kriecht in eine Kugel und fliegt geradewegs auf unsere Anlagen zu?" Nicht nur Pelas Worte, auch ihr Gesicht, ihre Haltung drücken Skepsis aus. Es zeigt sich, daß auch die Biologen kaum etwas über dieses Ding wissen; einiges über seinen Aufbau haben sie zwar herausgefunden, aber nichts über seinen Sinn und seine Aufgaben.
    „Falsch!" erklärt Antes. „Es kroch eben nicht hinein! Die Kugel ist Teil dieses Wesens. Sie ist seine Haut, gewachsen wie die Augen oder die Nerven."
    „Und diese erstaunliche Auflösungserscheinung? Wieso öffnete sich die Wandung nur an einer Stelle? Wenn es ein normaler Verwesungsprozeß gewesen wäre, dann würde der übrige Teil nicht seine feste Konsistenz..."
    „Wird er auch nicht! Auch die anderen Bereiche der Schale werden sich auflösen. Es gibt nur eine Erklärung für die plötzlich einsetzende Verwesung an einem bestimmten Punkt. Ich halte die Nervenenden, die wir hinter der Öffnung fanden, für einen Anschluß, der durch partielle Auflösung der biologischen Struktur freigelegt wurde." 
    „Ein Anschluß? Welchen Sinn sollte er haben?" 
    Morten Antes hebt die Schultern. „Keine Ahnung!" 
    So kommen sie nicht weiter. Und trotzdem versuchen sie noch über eine halbe Stunde lang, den Biologen davon zu überzeugen, daß es sich bei dem Kugelwesen doch um eine fremde Intelligenz gehandelt habe. Antes jedoch ist nicht zu einer Revision seiner Meinung zu bewegen. Im Gegenteil, je länger sie auf ihn einreden, um so widerborstiger wird er. Der Disput mißfällt ihm mehr und mehr, und schließlich werden seine Antworten scharf und knapp.
    Später will Kalo einlenken. „Der Brocken, den wir auf dem Eis fanden. Habt ihr den untersucht?"
    Antes nickt. „Selbstverständlich! Gleicher Aufbau, gleiche genetische Sequenzen. Also gleiches Aussehen, gleiche Aufgaben." „Das heißt also, daß eine dieser Kugeln beim Aufprall geplatzt ist und ihren Inhalt über das Eis verstreut hat."
    Antes holt tief Luft und schüttelt den Kopf. „Anders, Kalo Jordan! Eines dieser Dinger ist beim Aufprall in Trümmer gegangen. Und einige dieser Trümmer habt ihr gefunden."
    „Wie viele mögen bei der Explosion verbrannt, umgekommen sein?" Pela streicht sich über die Augen, als müsse sie schaurige Bilder verscheuchen.
    Antes erhebt sich langsam. „Begreift doch endlich, es war kein intelligentes Leben. Eure Trauer ist fehl am Platze. Auch auf Pluto oder sonstwo gelten die bekannten Naturgesetze." 
    „Aber es war Leben, fremdes Leben."
    „Emotionen bringen uns nicht weiter. Auch die Menschen haben Tiere in das All geschossen, obwohl sie wußten, daß diese Tiere umkommen werden."
    „Das ist etwas anderes. Es war notwendig, um Erfahrungen über die Auswirkungen der Raumfahrt auf den lebenden Organismus zu sammeln."
    „Und wer sagt, daß es hier nicht ganz ähnlich war?" 
    „Du glaubst..."
    Antes wendet sich zur Tür. „Ich glaube, was ich weiß und was ich sehen kann. Sonst glaube ich nichts", sagt er über die Schulter hinweg. „Aber ich bin meiner Sache ziemlich sicher."
    Dann geht er mit langen Schritten zur Tür. Er ist verärgert und vielleicht auch ein wenig gekränkt.
    Die größte Chance, die sich Kalo bot, seit er seinen Beruf gewählt hat, die einzige vielleicht, die das Leben je für ihn als einen Kommunikationstechniker bereithielt, ist dahin. Aikikos Bedenken waren berechtigt, kein Zweifel, und sicherlich auch ihr Spott. Zumal er ihr spöttisches Verhalten heute ganz anders betrachtet als damals. Das war, dessen ist er sich heute fast sicher, lediglich der wohlgemeinte Versuch, ihn aus den Höhen seiner Phantasie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
    Aber ein kleiner Triumph ist ihm dennoch geblieben: Aikiko irrte, als sie behauptete, nie werde die Menschheit außerirdischem Leben begegnen. Nur, was zählt schon dieser Triumph, wenn das Fremde für immer unverständlich bleiben

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