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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Dies alles wäre noch nicht besonders abstoßend gewesen, hätte nicht die innere Kugel eine auffallende Strukturierung gezeigt, ein feines Netzwerk von Nervenleitungen, daumenstarke Sehnen und Muskelstränge.
    Und da waren diese Augen, zwei weit hervorquellende, halbkugelige Gebilde, deren Peripherie von strahlig angeordneten Schwielen gebildet wurde. Man erkannte unschwer, daß sie kein Leben mehr enthielten, aber sie waren es letztlich, die in Kalo das Gefühl des Ekels hervorriefen, das er rational nicht begründen konnte, das einfach da war und das sich weder dämpfen noch verdrängen ließ.
     
    Die Zeit bis zum Eintreffen der Fähre verging nur langsam. Immer wieder warf Krokot den Brenner an und schmolz die schnell gefrierende Flüssigkeit im Krater. Die Strömungen bewirkten, daß sich die Kugel drehte und ab und zu knirschend gegen die Wände stieß. Unbewußt begannen sie den Blick abzuwenden, sobald die Augen in ihr Gesichtsfeld gerieten.
    Die Fähre kam unmittelbar über dem Krater herab. Sie traten zurück, und Kalo wies den Transporter über Funk ein. Endlich stand er spinnenbeinig über der Kugel, die Teleskope federten mehrmals nach, dann schwangen die Schalensektionen der Landeklappen nach unten. 

    „Absenken!" Kalo kniff die Augen zusammen und beobachtete, wie die Federbeine der Fähre bedächtig einknickten, wie sich die Klappen über die Kugel stülpten und schließlich mit den Spitzen in die Flüssigkeit eintauchten. 
    „Luke schließen!"
    In weniger als einer Minute schwenkten die Klappen nach oben und hoben dabei die Kugel an. Die Spinnenbeine streckten sich, ein leichter Ruck, das fremde Objekt befand sich an Bord der Transportfähre. 
    „Ihr könnt starten! Wir wünschen euch guten Flug." 
    „Halt, halt. Nicht so hastig, Kalo! Weisung des Leiters: Ihr sollt so schnell wie möglich nachkommen. Für unsere Biologen ist jedes Detail wichtig. Was glaubt ihr, wie gespannt wir alle sind, was ihr da aufgegabelt habt."
    Die Düsen begannen Feuer zu speien, Schnee und Eis stiebten auf, leicht schwankend hob die Fähre ab. Minuten später hatte das Schwarz des Himmels sie verschluckt.
    Sie marschierten zurück zur Station, hackten unterwegs einen der rötlichen Klumpen vom Eis und bargen ihn in einer Vakuumpackung. Nach einer kurzen Ruhepause sicherten sie die Station, schmolzen die Stützen ihrer Zubringerrakete aus dem Eis und starteten zurück nach Pluto III.
    Die Expedition war beendet. Sie hatte , nicht den erwarteten Erfolg gebracht, sondern im Gegenteil neue Fragen aufgeworfen, deren Beantwortung jedoch zu neuen Erkenntnissen führen und die Menschheit einen weiteren Schritt voranbringen würde.
     
    Bereits die erste Untersuchung der Kugel brachte unerwartete Ergebnisse. Die Hülle bestand nicht, wie ursprünglich angenommen, aus großmolekularen Polymeren, sondern aus einer offensichtlich ehemals lebenden Substanz, aus einer Eiweißverbindung, dem Chitin ähnlich. Sie befand sich aber bereits im Zustand biologischen Zerfalls. Selbst durch die Feinfilter drang unangenehmer Verwesungsgeruch. Das veranlaßte die Biologen, sich dem fremden Körper nur unter Einhaltung einer Reihe von Sicherheitsmaßnahmen zu nähern, was den Fortgang der Untersuchungen erheblich verzögerte. 
    Es war ein von vornherein zum Scheitern verurteilter Versuch, als Pela und Kalo sich entschlossen, eine feine Öffnung in die Hülle zu bohren und die Substanz im Innern mit Elektroden abzutasten. Nirgends ergab sich auch nur der geringste Stromfluß, selbst dann nicht, als sie die Aufzeichnung mehrfach verstärkten und sogar rückkoppelten. Eigentlich hatten sie nichts anderes erwartet.
    Trotzdem verdroß es sie, daß sie das Feld nun ausschließlich den Biologen überlassen mußten.
     
    „Betreten nur unter Anwendung des Schutzregimes Bio 2", steht in grünleuchtenden Lettern über der Tür zur Analysenkammer. Sie streifen sich Skaphander und Filtermasken über und betreten den Raum durch die Schleuse. Tiefstrahler tauchen ihn in schattenlose Helle. Unwillkürlich hält Kalo den Atem an. Auch jetzt kann er sich des Eindruckes nicht erwehren, daß der Geruch von Desinfektionsmitteln und der süßliche Duft verwesten Fleisches bis ins Innere des Helmes gelangen.
    Die Kugel liegt auf einem Spezialgesteil, abgeschirmt durch das Licht ringförmig angeordneter Ultraviolettbrenner.
    Auch die anwesenden Biologen tragen ausnahmslos Schutzanzüge, Helme und Lichtschutzbrillen. Man wendet sich den Eintretenden zu, zuerst

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