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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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tief und traumlos schlafen, und Kalo spürt, daß ihn die trüben Gedanken nicht bis in den Schlaf verfolgen, in diesen Nächten existieren für ihn weder die geheimnisvollen Kugeln noch der gefährliche Strahlstrom, und auch der fremde Stern verliert einen Teil seines Schreckens. 
    Am vierten Tag beginnen die Antennen zu senden. Kodierte Impulse mit mathematischen Gesetzmäßigkeiten als Prägung eilen dem Unheimlichen entgegen. Sie haben Impulsfolgen gewählt, die an ihrer künstlichen Herkunft keinerlei Zweifel aufkommen lassen dürften. 
    Täglich sucht Kalo jetzt das Observatorium auf, sieht zu, wie das Kodeband durch die Tastknöpfe kriecht, wie die mit Monitoren gekoppelten Bildschirme die Impulskombinationen sichtbar werden lassen, und lauscht dem Knattern der aus den Lautsprechern perlenden Modulationstöne.
    Mindestens sieben Tage werden sie sich gedulden müssen. Sieben Tage, wenn die Bewohner des Unheimlichen unverzüglich reagieren. Aber werden sie augenblicklich begreifen, begreifen können, begreifen wollen?
    Vierzehn Tage hat er sich als Ziel gesetzt. Vierzehn Tage, von denen sie drei für die Montage der Antennen gebraucht haben und von denen allein sieben für den Hin- und Rückweg der Signale verlorengehen werden. Die Globoiden müßten innerhalb von vier Tagen reagieren, andernfalls ist die Expedition zum Unheimlichen unvermeidlich. Und Atto Dyson hat bereits angedeutet, daß er keinen Tag länger zu warten gedenkt.
    Bald verläßt Kalo das Observatorium nur noch zu den Mahlzeiten. Es ist unverkennbar, daß sich selbst unter den kaltblütigen Astronomen eine Art Fieber ausbreitet, das sie hinter ihren Geräten festhält, das ihre Hände zittern macht und das Weiße ihrer Augen in durchwachten Nächten rot überhaucht. 
    Aber der Unheimliche schweigt.
    In diesen Tagen lernt Kalo abermals eine andere Dona Larin kennen, eine Frau, deren dunkle Augen durch ihre Umgebung hindurch zu blicken scheinen, die stundenlang, ja tagelang die Geräte nicht verläßt, deren bräunliche Gesichtsfarbe sich von Tag zu Tag aufhellt und einem matten Grau Platz macht. Von dem Zeitpunkt an, da die ersten Signale hätten eintreffen können, hat er kein Lächeln mehr auf ihrem Gesicht gesehen.
    Niemand zweifelt mehr daran, daß der Dunkelstern bewohnt ist. Nur noch an der Frage, ob man wirklich die Kugelwesen als Herrscher des Unheimlichen ansehen könne, entzündet sich die Diskussion. Und nur wenige glauben, das diese Bewohner ohne feindliche Absichten sind. Und diese wenigen werden es schwer haben, glaubwürdige Argumente zu finden. Etwa alle fünfunddreißig Stunden liegt die Station unter einem fast vier Stunden währenden Strahlenbeschuß. Nach einer Woche ist die Schicht der Teilchen, die die Station mit ihrer vergleichsweise geringen Schwerkraft ansaugt, so stark angewachsen, daß Reinigungskommandos außerbords geschickt werden müssen, um den gefährlichen Staub zu beseitigen. Nur zwei Tage später, nach nur einer weiteren Beschußperiode, hätte die Strahlung sonst die Wandungen der Station durchschlagen.
    Auch am vierzehnten Tag schweigen die Globoiden beharrlich.
     
    Vierundzwanzig Stunden später sind sie unterwegs. Querab hängt die schwachleuchtende Kugel des Pluto in der Schwärze des Alls, und auf dem Heckbildschirm versinkt der Ring der Station Pluto III in undurchdringlicher Dunkelheit. Pluto III, die bisher äußerste Bastion der Menschheit, der irdischen Zivilisation, die sich für unsterblich hält, seit sie die aus ihrer Evolution resultierenden Gefahren überwunden hat. 
    Ist sie wirklich unsterblich, diese Menschheit, die ihre inneren Widersprüche überwindet, die keine Not mehr kennt und kaum noch Haß, keinen Hunger mehr und kaum noch Krankheiten? Gibt es noch etwas, das ihre Existenz bedrohen könnte?
    Die Sonne vielleicht, wenn sie in ein neues Stadium ihrer Evolution träte, wenn sie zu einem der sagenhaften Riesensterne würde, oder aber der Dunkle, der Unheimliche, wenn er seine jetzige Bahn unabänderlich beibehielte?
    Kalo erinnert sich an ein Gespräch in der Messe von Pluto III kurz nach der Ankunft von der Erde. Schon damals nannte man auf Pluto III den Dunkelstern den Unheimlichen.
    „Wenn ein derart riesiges Geschoß die Sonne in unmittelbarer Nähe passiert", sagte ein kleiner, schmaler Mann mit einem dünnen Bärtchen auf der Oberlippe, „dann können völlig unvorhersehbare Folgen eintreten. Die Gravitationsverhältnisse ändern sich grundlegend. Das gesamte Sonnensystem

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