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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Sonnensystem in einen ungeheuren Kataklysmus stürzen könnte, der das Ende der menschlichen Zivilisation bedeuten würde, daß er vielleicht sogar Leben trägt, ein unbegreifliches, nichtmenschliches Leben, für das jeder Begriff fehlt, Leben, das eine einsame Station der Menschen mit Bündeln harter Strahlen bombardiert?
    Das alles paßt nicht zusammen. Trüge der Unheimliche Leben, dann wäre dieses beim Eindringen in das Sonnensystem nicht weniger gefährdet als dessen Bewohner.
    Nun, vielleicht können sie ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen, wenn sie den Dunkelstern erreichen, aber das ist für Kalo durchaus nicht sicher.
     
    Abermals ließ Atto Dyson sie rufen. Diesmal bat er auch Pela ausdrücklich zu sich.
    „Stehst du zu deinem Wort, Kalo?" erkundigte er sich. Er wirkte erschöpft und gealtert. Ständiges Blinzeln deutete auf seine Nervosität.
    Kalo nickte wortlos.
    Nur Tonder brachte noch Gegenargumente, beklagte die mangelnde Raumerfahrung, wobei er sich hütete zu erklären, ob er seine Passagiere oder sich selbst meine, redete von zu knappen Treibstoffreserven infolge zu geringen Tankinhaltes und von der Strahlung des Dunkelsterns. Er brachte eine Menge von Vorwänden, die Kalo leicht hätte entkräften können.
    Aber er war sicher, daß das alles nur Ausflüchte waren, und er war überzeugt, den einzig wahren Grund für die ablehnende Haltung des Piloten zu kennen. Der Versuch, Tonder umzustimmen, wäre sinnlos gewesen, der Pilot hätte immer neue Gründe gefunden, obwohl es nur einen gab: die Angst, die Angst vor der Unendlichkeit, die Angst vor dem ungeheuren Nichts zwischen den Sternen, der lebensfeindlichen Kälte des schwarzen Abgrundes zwischen den Welten. Auch Helden kennen die Angst, und auch Vorbilder dürfen Furcht empfinden. 
    Kalo verstand Tonder. Auch er selbst spürte diese Angst. Nur neigte er dazu, sich in Unvermeidliches zu fügen. Und dieser Flug war unvermeidlich. Sie hatten eine Aufgabe zu erfüllen, die vielleicht wichtiger war als alle Aufgaben, die je vor Menschen standen. Und es war unerheblich, ob sie oder andere die damit verbundenen Gefahren auf sich nahmen. Das Leben des einen wiegt so schwer wie das des anderen. Es gab keinen stichhaltigen Grund, den Auftrag abzulehnen, deshalb fügte er sich.
    Er sah, wie Pela auf den Piloten zuging, wie sie sich vor ihm aufrichtete. Ihre Augen waren plötzlich kalt und voller Hohn. „Du bist ein erbärmlicher Feigling, Veyt Tonder!" Ihre Stimme war hell und klingend, als habe jemand eine überspannte Saite angeschlagen. „Wie kann solch ein Mensch als Vorbild gelten?"
    Tonder starrte sie einen Moment lang aus weit aufgerissenen Augen an, dann aber faßte er sich, wandte sich halb ab und blies die Wangen auf. Aber er antwortete nicht, verteidigte sich nicht, verbat sich Pelas Ton nicht, er schwieg einfach.
    „Was für ein Jammer, daß Wohl und Wehe vielleicht Tausender von diesem Mann abhängen." Wieder trat sie dicht vor ihn hin. „Du bist doch ein Mann, Tonder, oder...?" Sie faßte ihn an den Schultern und rüttelte ihn, doch auch da blieb Tonder noch stumm. Schließlich machte er sich mit einem Ruck frei und verließ Dysons Kabine. 
    Dyson schüttelte mißbilligend den Kopf, aber die Funken in seinen Augen straften ihn Lügen. „So darf man nicht mit einem Menschen umspringen", murmelte er schließlich. „Er ist unser einziger Pilot. Der einzige weit und breit, der euch zum Unheimlichen bringen kann. Du hast ihn vielleicht endgültig vergrämt."
    „Ach was, vergrämt." Pela verzog das Gesicht und warf das Haar zurück. „Man muß ihn zurechtstauchen, an der Ehre packen. Was geht mich sein armseliger Selbsterhaltungstrieb an? Es steht mehr auf dem Spiel. Er wird fliegen, glaub mir."
    Dyson hob zwar zweifelnd die Brauen, aber vielleicht war ihr brutales Eingreifen wirklich die beste Methode gewesen, denn eine Stunde später erklärte sich Tonder bereit, sie zum Unheimlichen zu fliegen.
     
    Sechsunddreißig Tage später taucht der Dunkle auf den Bildschirmen auf, ein Schatten im Nichts, ein dunkles Scheibchen in absoluter Schwärze, das nur dadurch erkennbar wird, daß es andere Sterne verdeckt und aus einem unerfindlichen Grund um ein winziges weniger schwarz ist als seine Umgebung.
    Sechsunddreißig Tage Leere, Einsamkeit, das Nichts. In diesen Tagen haben sie die Grenzen des Grenzenlosen überquert, haben alle Zeitbegriffe hinter sich gelassen, die Körperlosigkeit absoluter Schwärze gespürt, sie haben den Fluß

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