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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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rettet uns nichts mehr."
    Die Sessel klappen zurück, automatisch verriegeln sich die Helmvisiere. Für Sekunden verschafft ihnen die Schubkraft das Gefühl gewohnter Schwere, und auch als sie weiter wächst, als die Last auf ihren Körpern größer und größer wird, empfinden sie nichts Unangenehmes, spüren sie nicht die Schmerzen, denn mit der Belastung steigt auch die Hoffnung, diesem Inferno zu entrinnen. 
    Aber auch nach zehn Sekunden höchster Beschleunigung befinden sie sich noch immer nicht außerhalb der Gefahrenzone. 
    Aus der Blase ist ein riesiger Kessel mit aufgewölbten Rändern entstanden. Die dünne Decke des Planeten ist zerrissen wie Papier, ist zerfetzt worden vom inneren Druck der Eruption, und immer höher schießt die Säule auf, jetzt bereits in einzelne Sektionen unterteilt. Durch den Einfluß der Adhäsionskräfte formt sie sich zu Tropfen um, zu glühenden Kugeln, die abermals zerreißen, Schollen bilden, wirbelnde Brocken, deren Oberfläche noch im Fallen erstarrt und aus denen doch einzelne feurige Finger hervorbrechen, die nach der Fähre zu tasten scheinen.
    Dann dröhnt der erste Schlag durch die Zentrale. Kalo sieht, wie sich die Schultern Aikikos in Erwartung weiterer Treffer zusammenziehen, er sieht Nelens Hand, die nach Aikikos Arm tastet, und er nimmt die eckigen Bewegungen Tonders wahr, der das Schlingern der Maschine auszusteuern sucht. Er erblickt aber auch das ausdruckslose Gesicht William Randolphs, der das Inferno ringsum mit stoischem Gleichmut zur Kenntnis nimmt.
    Auf dem Bodenbildschirm ist nichts mehr zu erkennen, das sich in bekannte Kategorien einordnen ließe. Er ist angefüllt mit einer rotgelben, wabernden Helle, aus der immer wieder einzeln dunkle Fetzen hervorbrechen.
    Aber die Landefähre bleibt verschont. Noch drei oder vier leichte Schläge, hin und wieder ein plötzliches Taumeln, dann ist da nur noch der Andruck und das Jaulen der Empfangsanlage. 
    „Geschafft!" murmelt Tonder, klappt die Helmscheibe hoch und schaut sich um. Sein Gesicht ist schweißnaß, der Mund dünn und hart, auch in seinem Bart schimmert Feuchtigkeit, aber seine Augen lächeln. 
    „Man erinnert sich einander, wenn etwas schiefzugehen droht", sagt er voller Sarkasmus und blickt auf Nelens Hand, die immer noch Aikikos Arm umklammert hält.
    „Parkbahn!" befiehlt Nelen. „Wir brauchen Ruhe zum Überlegen. Und dann stell das leiser."Tonder nickt. Jetzt lächelt er nicht mehr, er grinst. Kalo aber lauscht den Worten des Piloten nach. „man erinnert sich aneinander..." Was hat das zu bedeuten? Oder ist es einer von Tonders Aussprüchen, bei denen man sich hüten sollte, sie allzu ernst zu nehmen?
     
    Eine halbe Stunde später schwenken sie auf die Parkbahn ein und „nehmen die Füße hoch", wie sich Tonder auszudrücken pflegt. Als sie Minuten später den Funkschatten des Planeten verlassen, meldet sich das Erde-Zentrum.
    Sie benötigen geraume Zeit, um die Anfragen nach der Ursache des Funkausfalls zu beantworten und um ihre Gesprächspartnerin zu überzeugen, daß ihnen nichts geschehen und die Fähre nach wie vor funktionstüchtig ist.
    „Das war keine natürliche Eruption", sagt die Stimme aus dem Erde-Zentrum. „Auf Merkur wurde derartiges noch nie beobachtet." 
    „Konntet ihr den Ausbruch verfolgen, obwohl er doch auf der Sonnenseite stattfand?"
    „Den Ausbruch selbst nicht, aber seine Auswirkungen. Mehrere Observatorien meldeten eine erneute Bahnabweichung des Planeten. Zweifellos wieder eine Aktivität der Astraten." 
    „Na, da soll doch...", sagt Tonder.
    „Wann werdet ihr die Ausbruchstelle erneut überfliegen?" 
    „In etwa fünfundzwanzig Minuten."
    „Wir halten ständigen Kontakt. Geht auf Höhe vierundvierzigtausend und schildert uns das Aussehen des Eruptionsherdes im Direktfunk."
    Zuerst kommen die Dunstschwaden in Sicht. Später dann eine kreisrunde Vertiefung, in der ein glühender See aus flüssiger Lava brodelt.
    Die Umgebung ist unter Sandwolken verborgen, nur dort, wo sie gelegentlich einen Blick auf die Planetenoberfläche freigeben, sieht man die zernarbte Ebene, die sich nicht wesentlich von anderen Ebenen des Merkur unterscheidet, über der aber offensichtlich ein ungeheurer Sandsturm tobt. Die Bewegungen der Sandmassen machen die gewaltigen Energien deutlich, die hier freigesetzt worden sind. 
    „So riesig müssen sie nicht unbedingt gewesen sein", widerspricht die Stimme aus dem Erde-Zentrum. „Die Astraten haben lediglich ein künstliches

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