Stern auf Nullkurs (1979)
in allen Gelbtönen bis hin zu tiefem Braunrot verleihen ihm unaufdringliche Schönheit.
Die Reifen werfen breite Fontänen auf, Staub schwebt lange über dem Boden, erst weit hinter den beiden Fahrzeugen setzt er sich wieder und verwischt die Doppelspur zu flachen Rinnen mit undeutlich verlaufenden Rändern. Tonder umgeht Vorsprünge und weicht Säulen aus, die Spur führt in Schlangenlinien über die Ebene. Tiefe Trichter versuchen sie stets zu meiden, indem sie in der Nähe der Kraterränder einen Bogen beschreiben, während sie flache Mare meist durchqueren, aber auch hier wagen sie sich nicht bis zum Zentrum vor, dort signalisieren lose Sandmassen Gefahr. Langsam, aber zügig kommen sie voran.
Nur einmal versucht der Pilot abzuschneiden, schräg rollen sie einen flachen Hang hinunter auf den Grund eines Kraters. Alles geht glatt, bis sie die Sehne durch den Talgrund gezogen haben. Am gegenüberliegenden Hang aber gerät das Fahrzeug ins Rutschen. Unmittelbar neben ihnen lösen sich mehrere Blöcke aus der Hangkante, dem Augenschein nach tonnenschwere Brocken; hier aber kollern sie leise, hin und wieder träge aufschlagend, zu Tal, drehen sich im Zeitlupentempo. So gefährlich der Beginn ihrer Wanderung wirkt, so harmlos erscheint ihr weiterer Weg, bis sie durch ein Hindernis gebremst werden. Erst dann wird ihre gewaltige Masse deutlich. Meterlange Splitter wirbeln durch die Atmosphäre, bohren sich in den Boden, werfen Sand auf. Baumdicke Säulen knicken wie morsche Äste und sinken lautlos in sich zusammen. Minutenlag rollt das gespenstische Geschehen in unmittelbarer Nähe der Fahrzeuge ab, dann kriecht eine Steinlawine talwärts, die Doppelspuren verwischend. Im Tal lagert eine gelbliche Dunstglocke.
Brummend steigen die Transporter hangauf, steiler diesmal, schließlich überqueren sie den Kraterrand, doch erst als die Fahrzeuge die Nasen auf die Ebene senken, atmen die Menschen auf.
Tonder erhöht ein wenig die Geschwindigkeit, Nelens Transporter fährt weit vor ihnen, Randolph ist mit der Kraterkante offensichtlich schneller fertig geworden. Hin und wieder kommt die leise Stimme des Kyborg aus den Tonträgern, wenn er sich mit Tonder über Richtung und Geschwindigkeit abstimmt.
Mehr als eine Staubwolke und die von den Gitterreifen gezogene Doppelspur ist von dem anderen Fahrzeug kaum zu erkennen. Aber noch läuft die Aktion ohne Zwischenfälle.
Dann taucht die führende Maschine aus den Schwaden: Randolph hat gestoppt. Wenige Meter dahinter läßt auch Tonder das Fahrzeug ausrollen.
Die Ebene liegt plastisch vor ihnen, links vorn die Staubglocke des Ausbruchzentrums, ein wenig nach rechts verschoben die Wölbung der fremden Station, weit entfernt noch, aber bereits deutlich auszumachen. Es ist anzunehmen, daß sie sich bereits im Sichtbereich der Astraten befinden.
Randolphs Stimme kommt ohne die geringste Erregung: „Dreißig Grad rechts voraus liegt die Kuppel. Entfernung etwa zwölf Kilometer. Habt ihr sie?"
Tonder bestätigt. Dann sprechen sie den weiteren Weg ab. Vor ihnen liegt eine kaum zu befahrende Ebene, mit Blöcken übersät, links davon befindet sich die Staubglocke der Ausbruchstelle, die sie meiden müssen.
Schließlich finden sie einen schmalen Durchgang zwischen meterdicken Felsbrocken, auf den ersten Blick scheint ein Passieren unmöglich, aber im Näherkommen erweist sich, daß die Felsen weit genug auseinander stehen. Dahinter öffnet sich ein langgestrecktes Tal mir breiter Sohle und schrägen, wenig gegliederten Wänden.
Sie kommen jetzt schneller voran, da der Boden verhältnismäßig glatt und fest ist.
Nach fast einer halben Stunde stoppt der führende Randolph erneut. Die Sohle des Tales ist hier so breit, daß Tonder aufschließen kann. Vor ihnen erstreckt sich ein weiter Talkessel, ein riesiger, flacher Trichter, dessen Boden mit stumpfgelbem Staub bedeckt ist.
Sie hören Randolphs Stimme über Funk. „Aussteigen!" ordnet er an. „Ich versuche das Tal zu durchqueren. Der Boden sieht nicht sehr tragfähig aus."
Seitliche Klappen öffnen sich, die Mannschaften der Landegruppe verlassen das Fahrzeug, ziehen sich bis an die Hänge des Tales zurück und suchen, sich zu kleinen Gruppen aufteilend, Schutz unter überhängenden Felsen und hinter Vorsprüngen. Auf ihren Helmen flimmern Staub und Hitze.
Zehn, zwölf Meter fährt der Transporter talwärts, dann kommt er ins Gleiten, Schutt und Felsbrocken lösen sich, lautlos schiebt er sich in einer Lawine zu
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