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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Beben verursacht. Das kann schon ausreichen, um die Schale des Merkur aufzureißen. Geschieht das plötzlich und auf einer großen Fläche, dann genügt der innere Druck, um eine merkliche Reaktion zu erzeugen. Technisch wären auch wir dazu in der Lage." 
    „Das zu wissen ist beruhigend", murmelt Tonder. 
    „Der Einwurf wurde nicht verstanden. Bitte wiederholen." Tonder zögert. „Und weshalb führen sie ihre Versuche jenseits der Sichtgrenze durch? Weil sie etwas zu verbergen haben! Oder...?" fragt er dann.
    „Mag sein,daß sie uns nicht beunruhigen wollen. Aber es könnte auch noch einen anderen Grund haben. Würden sie den Ausbruch senkrecht zur Ebene der Ekliptik anlegen, ergäben sich bleibende Verschiebungen der Bahn, so jedoch schwingt sich der Planet im Laufe der Zeit wieder in seine ursprüngliche Bahnlage ein."
    Man sieht Tonder unschwer an, daß ihm diese sachlichen Erörterungen nicht sonderlich zusagen.
    „Wie schön, daß ihr eine solch einleuchtende Erklärung gefunden habt", sagt er. „Jetzt wissen wir doch, daß alles eigentlich ganz harmlos ist. Nur, von hier aus..."
    „Bitte, Tonder", unterbricht ihn Kalo ruhig. „Sie betrachten die Angelegenheit nüchterner als wir. Es hat keinen Sinn, die Situation zu komplizieren."
    Tonder nickt ernsthaft. „Und mit größerem Abstand betrachten sie in des Wortes ursprünglichem Sinn. Aber das..." Er winkt ab und beugt sich zum Mikrofon hinüber. „Operation läuft nach Plan weiter. Zweite Landung nach einer Umkreisung, dann sofort Ausstieg. Einverstanden?" Er wartet die Bestätigung nicht ab, sondern schaltet sofort auf Rufkode.
    In Tonder scheint sich eine Wandlung anzubahnen, sinniert Kalo. Früher hätte er in ähnlicher Lage gewettert und gedroht, hätte sich geweigert, einen weiteren Landeversuch zu unternehmen, Ausflüchte gesucht und vielleicht auch gefunden, heute reagiert er mit Humor, mit grimmigem Humor zwar, aber immerhin wesentlich sympathischer als noch vor wenigen Monaten.
    Die Maschine sinkt, und mit dem kleiner werdenden Abstand zum Planeten vergrößert sich ihre Geschwindigkeit über dem Boden.
    Aus geringerer Höhe wirkt der Eruptionsherd noch eindrucksvoller. Zuerst wächst eine gelbliche Beule über den Horizont. Eine halbkugelige Dunstglocke, die auf ihrem höchsten Punkt einen nahezu zylindrischen Fortsatz trägt. Je weiter sie sich der Ausbruchsstelle nähern, um so mehr verliert sich die geometrische Form, sie fasert sich auf und zergliedert sich in träge fließende Staubbänke. 
    Schließlich steht die Maschine direkt über dem Zentrum, dem Auge des Eruptionsherdes. Eine runde Öffnung gibt den Blick frei auf einen wallenden Lavasee, hellrotglühend, durchsetzt von einzelnen dunkleren Schollen, treibenden Inseln gleich. Die Außentemperaturen beginnen zu steigen.
    Stetig verliert die Fähre an Höhe, die Glut wächst ihnen langsam entgegen. Weit außerhalb der Staubglocke taucht die Kuppel auf. Sie ist nicht exakt kreisförmig, ein wenig oval, bei genügender Vergrößerung vermittelt ein feines Muster den Eindruck einer halbeingegrabenen Schildkröte.
    Sie gehen unter dem Horizont nieder, warten lange, länger vielleicht, als es nötig wäre. Die aufgewühlten Sandmassen sind längst zur Ruhe gekommen, als sie sich zum Ausstieg entschließen. 

    Die Landeprozedur läuft zum zweitenmal an. Schutzschild errichten, Laderaum öffnen, Ausschwärmen, Sichern, Deckung nehmen. Ringsum bleibt alles ruhig, die Landegruppe meldet sich über Funk, die Stimme des Funkers klingt nicht sehr sicher, ein kleines Vibrieren ist unverkennbar, aber die Verbindung ist stabil und ohne Störungen. 
    Ein letztes Mal blickt Kalo auf die Bildschirme, dann entschließt er sich zur Einleitung der zweiten Phase. „Transporter entladen!" 
    Unmittelbar über den Öfen fährt eine schräge Rampe aus, neigt sich und berührt den Boden. Kaum blinkt das weiße Licht, da erscheinen auch schon die beiden Transporter auf den Monitoren. Langsam, mit kreisenden Antennen kriechen sie die Rampe hinunter, berühren den Boden, Sand stiebt auf unter den Gitterreifen, die Fahrzeuge umrunden das Schiff in weitem Bogen innerhalb der Glocke. Zwei tiefe Doppelspuren bleiben auf dem Sand zurück, Spuren wie die Narben von Schwertstreichen.
    Kalo löst die Gurte, steht auf. „Also dann...", sagt er.
     
    So öde wie der Planet aus der Vogelperspektive aussieht, ist er nicht. Die Blöcke und Säulen, die ebenen und schrägen Flächen mit ihrer feinen Strukturierung

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