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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Tal!
    Kalo sieht, wie die Spiralgitterreifen bremsen, wie sie sich rückwärts zu drehen beginnen, aber die Fahrt hält an, und die Lawine wächst. Schneller und schneller gleitet sie zu Tal. Randolphs Atem geht pfeifend, ab und zu übertragen die Lautsprecher abgehackte Sätze, Worte, Flüche, zum erstenmal verliert Randolph die stoische Ruhe. 
    Als der Transporter den Boden des Talkessels erreicht, breiten sich konzentrische, halbkreisförmige Wellen aus, werden breiter und flacher und verebben schließlich ganz.
    „Staub, der sich wie Wasser verhält", sagt Randolph. Seine Stimme klingt gepreßt und atemlos. „Ich versuche durchzukommen. Zurück kann ich ohnehin nicht mehr."
    Bis an die Sichtblenden versinkt die Maschine, aber sie gewinnt an Fahrt, in Fontänen aus Sand und Staub schwimmt sie vorwärts, schaukelnd wie eine Nußschale auf dem Ozean.
    Noch bevor Randolph am jenseitigen Rand des Mares anlangt, nimmt Tonder die Mannschaften an Bord. Länger als eine halbe Stunde können auch die gekühlten Skaphander die Hitze dort draußen nicht abwehren.
    „Sie werden zusammenrücken müssen", murmelt er.„Kalt wird ihnen bestimmt nicht. Und jetzt wollen wir unser Glück versuchen." Die Talfahrt verläuft weniger aufregend, als Kalo es sich vorgestellt hat. Sie erreichen den Fließstaub im selben Augenblick, in dem Randolph die Fortsetzung des Hohlweges am anderen Ufer in Angriff nimmt.
     
    Zwei Stunden später liegt Kalo Jordan bäuchlings im glühendheißen Sand des Merkur. Weit hinter ihm stehen die beiden Transporter, bewegungslos, unfähig zu manövrieren, eingekeilt zwischen mächtigen Steinbrocken, und in etwa der gleichen Entfernung wölbt sich vor ihm die fremde Station. Längst schon ist die Hitze durch seinen Skaphander gekrochen, das Kühlsystem arbeitet auf Vollast, aber nur mit geringem Erfolg. Die Temperatur im Inneren steigt unaufhaltsam. Die Atemluft frißt sich Kalo wie eine Flamme in die Lunge. Es ist abzusehen, daß sein Versuch, sich mit den Astraten in Verbindung zu setzen, mit einem Fiasko enden wird.
    Er ist weder imstande, die Kuppel noch die rettenden Transporter zu erreichen. Nicht daß der Weg dorthin zu weit oder Kalo bereits zu geschwächt wäre; würde er sich jetzt erheben und losgehen, er könnte die Strecke auch noch bei dieser Hitze schaffen, aber da ist das „Ding". Und das ist nicht zu überlisten.
    Kalo bekommt nur noch schwer Luft, sein Atem geht hastig, füllt den Helm aus mit pfeifenden Geräuschen, jeder Atemzug bereitet ihm Qualen. Und vor ihm, nur wenige Meter entfernt, lauert dieses verfluchte Ding.
    „Ich gehe!" sagt er schließlich keuchend. „Es hat keinen Sinn, sich braten zu lassen, ohne einen letzten Versuch zu unternehmen." 
    „Bleib liegen, Kalo!" Das ist Randolphs Stimme. Sie klingt gepreßt, aber doch beneidenswert frisch. „Ich habe ihn genau im Visier. Ein Knopfdruck nur, und wir können dich zurück an Bord holen." 
    „Und alles wäre umsonst gewesen. Wir wären wieder am Anfang. Ach was, wir wären weiter entfernt von unserem Ziel, als wir es je waren. Niemand wird schießen! Hörst du, Randolph? Niemand!" 
    Er stützte sich auf die Hände, zieht die Knie an und geht in die Hocke. In die bräunliche Masse des Tieres, oder was immer es sein mag, kommt Leben. Die Flanken beginnen zu vibrieren, der mächtige Unterkiefer klappt herab wie die Landeschaufel eines Baggers. Und dann jagt es heran, Sand und Steine hinter sich werfend. 
    Diesmal bleibt Kalo aufrecht stehen, wirft sich nicht zu Boden, diesmal geht er dem Ungeheuer sogar entgegen.
    Einen Augenblick lang scheint es, als wolle es sich besinnen, als bremse es den wahnwitzigen Sturmlauf ab, aber es ist bereits unmittelbar vor ihm. Er sieht Brodem über die häßlichen Zahnleisten herabwehen, ein pelzig brauner Berg verdeckt die fremde Station, streift ihn, dann fühlt er sich herumgewirbelt, die Ebene dreht sich um ihn. 
    Das letzte, was er bewußt wahrnimmt, ist ein entsetzlicher Aufschrei Aikikos, ein Fluch Randolphs und ein furchtbares Heulen, das sich wie ein Speer in sein Hirn bohrt, der Gedanke, daß sie es doch getan haben, daß sie geschossen haben gegen seine Warnung, dann ist Dunkelheit um ihn, Vergessen.
     
    Als sie endlich den Hohlweg hinter sich ließen, lag die Kuppel nicht mehr als fünf Kilometer von ihnen entfernt. Die Sonne tauchte sie in rötlichen Schimmer, der einzige dunklere Fleck in einer hitzedurchglühten, flimmernden Ebene.
    Kalo ließ unverzüglich stoppen

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