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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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unterstellt. Da sein eigener Vorgesetzter Caludis nur der Dritte in dieser Rangfolge war, galten dessen Befehle etwas weniger als die von Betarran, der selbst hinter Alabrer, dem engsten Beraters des Gottes zurückstehen musste. Wenn er, Wassarghan, es nicht schaffte, mit Caludis’ Machtsymbolen an die geschützten Informationen heranzukommen, würde dies schnell bekannt werden, und dann war sein Ruf weit über den mächtigen Schwertorden hinaus ruiniert.
    Während Wassarghan für einen Augenblick seinen Gedanken nachhing, holte Tekolok ein Silberkästchen aus einer Tasche seines Umhangs und reichte es ihm. »Hier ist der Kristall unseres Oberhauptes, großmächtiger Erzmagier!«
    Wassarghan öffnete hastig die kleine Schatulle, entnahm ihr einen nussgroßen, schwarz strahlenden Kristall und steckte diesen in eine Öffnung, die sich auf seine Anweisung in der glatten Fläche der Befehlsplatte auftat. Der Kristall wurde eingezogen, und der Erzmagier vernahm ein Wispern in den Armaturen, so als würden sich dort Menschen leise unterhalten.
    Seine Anspannung wuchs ins Unerträgliche. Er hatte sich das Kommando über die Schwarze Festung mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln erkämpft, um an diese geheimen Informationen heranzukommen, und die würde er aus den Speichern des Festungsgehirns herausholen, koste es, was es wolle.
    Im Stillen verfluchte er Tharon. Der Kerl bildete sich so viel auf seinen Rang als Wächter des schwarzen Gottes in den Dämmerlanden ein, dass er es nicht für nötig gehalten hatte, seine Entdeckung offiziell ins Schwarze Land weiterzumelden. Stattdessen hatte der Evari das Auffinden des Sterns der Göttin nur dem kürzlich abgesetzten Festungsgouverneur Salavar und seinem höchsten Vorgesetzten Betarran mitgeteilt.
    Zum Glück war die Botschaft in geheimen Archiven des Schwarzen Landes gespeichert worden, und Caludis hatte im engsten Kreis seiner Anhänger ein paar Worte darüber fallen lassen. Daraufhin hatte er, Wassarghan, seine Pläne gesponnen. Aber wenn er an dieser Stelle nicht weiterkam, waren jahrzehntelange Vorbereitungen und der Einsatz all jener Mittel, die auf keinen Fall bekannt werden durften, vergebens gewesen.
    »Nimm die Order an«, murmelte er beinahe flehend.
    Seine Begleiter tauschten besorgte Blicke. So hilflos hatten sie ihren Vorgesetzten noch nie erlebt. Da klang zur Erleichterung aller Anwesenden die Stimme des Steuergehirns wieder auf. »Der Alphacode des Hocherzmagiers Caludis wird akzeptiert. Der Zugang zu den gewünschten Informationen steht Euch offen, Erzmagier.«
    »Kopiere sie auf einen Kristall«, befahl Wassarghan.
    »Ein Kopieren dieser Informationen wurde von dem schwarzen Evari Tharon untersagt. Das Recht dazu haben nur Tharon selbst sowie der Hocherzmagier Betarran, Zweiter der Gefährten des gewaltigen Giringar.«
    Wassarghan stand kurz vor dem Platzen. »Ich brauche diese Informationen«, herrschte er das Steuergehirn an.
    »Die Daten können auf Kristallschirme übertragen werden«, bot der künstliche Geist an.
    »Dann zeige sie mir! Und ihr dort …«, mit einer herrischen Geste rief er einige seiner Untergebenen zu sich, »… notiert alles, was über den ›Stern der Irisea‹ und dessen einstige Trägerin in den Speichern steht. Jede noch so kleine Information kann wichtig sein.«
    Die Magier und Adepten nickten eifrig, obwohl es eigentlich unter ihrer Würde war, händisch Notizen zu machen. Das war eine Arbeit für nachrangige Mitglieder des Magierkorps, die zu nichts anderem fähig waren, als magische Spruchrollen anzufertigen.
    Während seine Begleiter begannen, die Texte, die ihnen das Steuergehirn lieferte, abzuschreiben und zu sortieren, ließ Wassarghan einen Sessel aus dem Boden herauswachsen und setzte sich darauf. Seine dunklen Augen glühten wie erhitztes Metall, und er richtete sich immer wieder nervös auf, wenn sich einer seiner Leute auch nur räusperte.
    »Hast du etwas, Saranthin?«, fragte er, als ein Adept einen leisen Ruf ausstieß.
    »Ich glaube, das ist es!«, antwortete der junge Mann, der zu den fähigsten Nachwuchsmagiern des Schwarzen Landes zählte. »Seht selbst, Hoher Herr!«
    Wassarghan sprang auf und eilte zu ihm hin. Zuerst war er zu aufgeregt, um die Zeilen lesen zu können, auf die Saranthin wies. Dann riss er sich zusammen und begann von neuem:
    »Aus diesem Grund habe ich das unter dem Namen ›Stern der Irisea‹ bekannte Artefakt in einen schwer zugänglichen Raum meines Magierturmes unter

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