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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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ankam, würden am nächsten Tag erscheinen und seinen Auftrag ausführen, sobald dies möglich war. Zu dem Zeitpunkt würde er selbst T’woollion und seine Umgebung längst verlassen haben. Es wäre zu riskant für ihn, in der Stadt zu bleiben, nur um mitzubekommen, wie die Aktion ablief. Tharon, der schwarze Evari, war kein Narr, und Frong wollte nicht riskieren, dass dieser ihn durch einen dummen Zufall entdeckte.
    Einen Augenblick dachte er auch an den Schwarzlandmagier Wassarghan, der noch immer glaubte, er, Frong, würde in dessen Auftrag handeln. Dabei war seine Hilfestellung bei dessen Vorhaben nur ein Abfallprodukt seiner eigenen Pläne, mit denen er die Dämmerlande erschüttern und sich selbst zum Herrn der Reiche beiderseits des Großen Stromes aufschwingen würde.

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    Fünfzehntes Kapitel
    Maraandlion
    L aisa blickte zu den bewaldeten Hügeln am Nordufer des Flusses hinüber, die mit ihrer sanften grünen Strahlung lockten, und bedauerte, dass sie nicht einfach ihren Neigungen folgen und durch diese Gegend streifen konnte. Das Land südlich des Bärenflusses war ebenfalls grün, aber für ihre Sinne seltsam abweisend. Auf der gesamten Strecke von Gamindhon flussabwärts hatten sie und ihre Gefährten diese Uferseite gemieden, obwohl es gelegentlich Anlegestellen und Herbergen gab. Das Volk, das dort lebte, betete seinen grünen Gott Tenelin jedoch in einem so fanatischen Maß an, dass sie selbst die Anhänger der beiden anderen Götter des Westens, Meandir und Talien, als weit unter ihnen stehend betrachteten. Lebewesen von jenseits des Großen Stromes waren bei ihnen nicht mehr als Ungeziefer, das ausgemerzt werden musste. Weder Rongi noch Ysobel hätten dort lange überlebt und auch Laisa selbst nicht, die nun als kriegerische Katzenfrau aus Ilynas Reich verkleidet war.
    Da auch das Nordufer verbotenes Gebiet war, waren sie unterwegs nur einmal in Tanfun an Land gegangen und hatten dort unter freiem Himmel geschlafen. Nun mussten sie, ohne anzulegen, bis zum Toisserech hinunterfahren, und dort weiter bis zu dem einzigen Hafen, von dem aus Schiffe offiziell nach Osten auf die rote Seite des Stromes fahren durften. Die zweite Möglichkeit bestand in Edessin Dareh, der Heiligen Stadt, aber der Weg dorthin kostete zu viel Zeit, und überdies hätten Laisa und ihre Gefährten dort mehr Aufsehen erregt, als es ihren und Khatons Plänen zuträglich gewesen wäre.
    Ysobel zupfte Laisa am Arm und wies aufgeregt nach vorne. »Ich glaube, dort ist schon die Mündung!«
    Jetzt sah Laisa es selbst. Der Bärenfluss machte eine letzte Biegung, und dahinter lag ein breites Wasserband, das sich beinahe bis zum Horizont erstreckte. Nur ganz in der Ferne, im Südosten, vermochte sie einen Streifen zu erkennen, der auf Land hinwies.
    Laisa versuchte abzuschätzen, wie breit der Große Strom an dieser Stelle war, kam aber auch dann zu keinem Ergebnis, als ihr Boot den ruhig dahinfließenden Bärenfluss verließ und von dem stärkeren Wellengang des Toisserech erfasst wurde.
    »Das Ufer drüben ist zu flach, um es von hier aus erkennen zu können«, murmelte sie enttäuscht und bemerkte, dass Ysobel geradezu verzückt hinüberblickte.
    Weit hinter dem jenseitigen Ufer lag die Heimat der Tivenga, oder besser gesagt, der heilige Ort ihres Volkes, das durch die Reiche des Ostens zog und seinen Lebensunterhalt mit Gaukelei, Handwerksarbeiten und einfachen Zaubermitteln verdiente. Ysobel sehnte sich beim Anblick des Stromes danach, wieder die bunten Wagen zu sehen, in denen ihre Leute lebten, und die Speisen zu essen, die sie von Kindheit an gewohnt war.
    »Von hier bis zum Fährhafen ist es eine knappe Tagesreise«, sagte der Schiffer, der die Gruppe auf Khatons Befehl transportierte, zu Laisa.
    Diese sah ihn kopfschüttelnd an. »Ist es wirklich nötig, diesen Umweg zu machen? Wir könnten doch gleich hinüberfahren.«
    Der Schiffer riss abwehrend die Arme hoch. »Meandir behüte! Wir kämen nicht einmal bis zur Mitte des Stromes, ohne überfallen zu werden. Ihr und Eure Leute kämt vielleicht mit einem Lösegeld davon, aber meine drei Knechte und ich würden als Sklaven enden.«
    Laisa sah dem Mann an, dass er und seine Männer lieber ins Wasser springen und ans Ufer schwimmen würden, als sein Schiff auch nur einen Strich weiter nach Osten zu lenken. Ihre Angst vor den Menschen, die auf der gegenüberliegenden Seite des Toisserech lebten, war einfach zu groß.
    Laisa seufzte tief. Die Welt, in die man sie versetzt

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