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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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aufgeblasen hatten wie Frösche, versuchten jetzt, gut Wetter zu machen.
    Da Laisa die Stadt gerne sehen wollte, zählte sie ihnen sechs Kupferringe ab.
    »Und was ist mit dem Vierten?«, fragte einer der Torwächter.
    »Der ist nur ein Sklave! Für den bezahle ich nichts.« Da Laisa bei diesen Worten drei weitere Kupferringe in seine Hand fallen ließ, hielt er den Mund und winkte seinem Kameraden, den Weg freizugeben.
    Laisa trieb ihre Stute an und ritt durch das Tor. Die Stadt wirkte enger, als sie es aus Tanfun gewohnt war, doch sie entdeckte rasch, dass viele der kleinen Hütten erst kürzlich erbaut worden sein mussten, um Wohnraum für Flüchtlinge aus den von den Thiliern und Aralianern eroberten Ländern zu schaffen. Teilweise waren die Straßen so schmal, dass sie vom Sattel aus mit ausgestreckten Händen die Gebäude auf beiden Seiten berühren konnte. Da es auch nicht besonders gut roch, überlegte sie schon, ob sie den Besuch nicht abbrechen und die Stadt wieder verlassen sollte. An der Stelle, an der sie sich befand, war es jedoch nicht breit genug, um die Stute wenden zu können.
    Daher ritt sie weiter und sah grinsend zu, wie Vakka sich durch die Menge schob. Die Leute mussten sich teilweise an die Häuser drängen, aber sie blieben friedlich. Einige Frauen berührten zum Zeichen ihrer Demut mit beiden Händen ihre Schläfen, und ein paar vorwitzige Burschen versuchten, Laisa ein paar Haare aus dem Schwanz zu zupfen. Ein Griff zum Schwert vertrieb die Bande jedoch rasch.
    Zum ersten Mal bekam Laisa mit, was es hieß, als hohes Wesen Ilynas durch eine Stadt von Menschen zu reiten, die von den Anhängern der Göttin bewohnt wurde. Sie erregte derartiges Aufsehen, dass selbst die Wachen des Stadtherrn unruhig wurden und herbeieilten, um die zusammenlaufenden Menschen auseinanderzutreiben. Bei Laisas Anblick gaben sie dieses Vorhaben jedoch rasch auf und sandten einen Boten in die Stadtburg, die sich in der am weitesten vom Hafen entfernten Ecke der Stadt erhob.
    Der Mann kam rasch wieder und drängte sich durch die Menge, bis er vor Laisa stand. »Mein Herr, der große und mächtigeSarlik, entbietet Euch, werte Katzendame aus dem Blauen Land, seine Grüße, und bittet Euch, seine Gastfreundschaft anzunehmen.«
    Da Laisa der Trubel um sie herum zu viel wurde, nickte sie zustimmend. Gleichzeitig aber fragte sie sich, was der Grund für diese Einladung sein mochte. Da Maraandlion jetzt zu den Freistädten zählte, konnte es sein, dass der Stadtherr einer von Morkoks und Kedroks Freunden war und die beiden sich an ihr rächen wollten. Da war es auf jeden Fall besser, die Augen offen zu halten. Mit diesem Vorsatz ritt sie durch das Tor der Stadtburg. Diese wurde zwar von einer hohen Mauer aus blauem Ziegelwerk umfangen, ihre Gebäude bestanden jedoch aus ähnlichem Fachwerk wie die Lotsenstation. Zwar herrschte auch hier die blaue Farbe vor, aber einige der Söldner, die von Sarlik angeheuert worden waren, sahen so aus, als kämen sie von der westlichen Seite des Stromes.
    Im Gegensatz zu der Stadtbevölkerung, die aus den etwas kleineren und wohlhabenderen Altbürgern und den leicht größeren, aber zumeist in Lumpen herumlaufenden Flüchtlingen bestand, stellten die Leibwachen des Stadtherrn ein buntes Gemisch an Typen dar. Laisa sah hochgewachsene Menschen vom Schlag der Malvenon, Mischlinge vom Strom sowie etliche kräftig gebaute Kerle, die ganz in Schwarz gekleidet gingen und auch Rüstungen in dieser Farbe trugen. Selbst die Klingen ihrer Schwerter waren schwarz gefärbt.
    »Das sind Tawaler«, raunte Ysobel Laisa zu.
    »Männer aus T’wool?«
    Ysobel schüttelte den Kopf. »Nein, die Männer hier stammen ebenfalls aus den untergegangenen Reichen des Südens und sind in die Dienste der Freistadt-Herren getreten. Sie gehören mit zu dem Gesindel, von dem Kapitän Rekk gesprochen hat, und die dort ebenfalls.« Die Männer, auf die sie dabei zeigte, waren nur wenig kleiner als die Tawaler, aber schlanker. Bläulich-violett schimmernde Augen beherrschten schmale Gesichter, und auch in den ansonsten blau gefärbten Haaren waren violette Strähnen zu sehen.
    »Sie stammen ganz aus dem Süden und sind zumeist Mischlinge aus blauer und violetter Wurzel. Die meisten wissen nicht einmal, welche ihre eigentliche Götterfarbe ist, daher beten sie neben Linirias auch Ilyna an. Sie sind ein rauher Menschenschlag und wurden früher Schafdiebe genannt. Jetzt verdingen sie sich als Söldner an jeden, der sie bezahlen

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