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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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rupfen.
    Unterdessen hatte Laisa die Fährstation erreicht. Das Hauptgebäude war ähnlich groß wie drüben, bestand im unteren Teil jedoch als bläulich schimmernden Ziegelsteinen, auf dem ein Obergeschoss im Fachwerkstil gestellt worden war, das einen blauen Anstrich besaß. Als Dachplatten hatte man flache Ziegel aus dem gleichen blauen Ton verwendet, aus dem auch das Erdgeschoss bestand.
    Auch hier gab es die beiden Türen für Wesen der verschiedenen Seiten, nur musste Laisa diesmal nicht die kleinere Nebenpforte nehmen, sondern konnte durch das Hauptportal eintreten. Da Borlon als ihr Sklave galt, durfte er ihr folgen.
    Hier war weniger los als auf der anderen Seite, da die meisten Handelsschiffer direkt bei der Stadt anlegten und nur dann, wenn es dort zu voll wurde, die Anlegestege der Fährstation benutzten. Die Wirtin war um einiges kleiner und zierlicher als die Goisin auf der anderen Seite, aber nicht weniger geschäftstüchtig. Kaum hatte sie Laisa erspäht, schoss sie auch schon auf sie zu und breitete die ganze Palette dessen vor ihr aus, was Küche und Keller zu bieten hatten. Laisa hatte nicht die geringste Ahnung, was die fremdartigen Namen bedeuteten, und betete darum, dass Ysobel bald kommen würde. Um die Wirtin vorerst zu beschäftigen, bestellte sie einen Becher Milch und einen rohen Fisch aus dem Strom.
    »Er kann ruhig groß sein«, setzte sie lächelnd hinzu.
    Die andere blies die Backen auf, als sie das hörte. »Aber Ihr könnt Fisch doch nicht roh essen! Das machen doch nur diese Wilden aus dem Westen. Ein Fisch muss gesotten, gedämpft oder gebraten und mit einer leckeren Soße serviert werden. Wir haben frisches Minzenkraut aus dem Garten. Das wird Euch gewiss munden.«
    »Ich will den Fisch roh und ohne dieses stinkende Zeug!« Laisa hatte auf ihrem Weg von der Anlegestelle hierher bereits den scharfen Geruch des Minzenkrauts wahrgenommen und beschlossen, es nicht zu mögen.
    Für die Wirtin brach beinahe eine Welt zusammen. Da hatte sie endlich einmal Gäste, denen sie ihre ganze Kunst vorführen konnte, und da verlangte deren Anführerin rohen Fisch. »Ich könnte der Dame auch einen Räucherfisch vorsetzen, mit frisch geriebenem Meerrettich und kleingeschnittenen Minzenkrautblättern …«, begann sie, doch Laisas empörter Blick brachte sie dazu, sich schnellstens zu trollen.
    Ihre Revanche ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Als sie zurückkehrte, schleppte sie einen Fisch heran, der so schwer war, dass sie ihn kaum tragen konnte. »Die Dame wollte einen großen Fisch. Das hier ist der größte, den unsere Jungen heute Morgen gefangen haben. Ich wünsche guten Appetit.«
    Laisa betrachtete den Fisch, der noch leicht zappelte, und erlöste ihn mit einem schnellen Krallenstich von seinen Leiden. Natürlich war er viel zu groß, als dass sie ihn allein hätte bezwingen können. Sie baute jedoch auf Rongis Hilfe, und den Rest konnte die Wirtin ihretwegen für Borlon und Ysobel in der Pfanne braten. Ob der Bärenmensch allerdings Gefallen an dem scharfen Minzenkraut finden würde, wagte sie zu bezweifeln.
    ☀ ☀ ☀
    Laisa blieb nur eine Nacht in der Lotsenstation. Am nächsten Morgen verabschiedete sie sich von den beiden Kapitänen und der durch ein dickes Trinkgeld versöhnten Wirtin, stieg in den Sattel und ritt samt ihren Begleitern nach Maraandlion, den großen Stromhafen des Reiches Maraand hinüber. Bevor sie ins Binnenland reiste, wollte sie sich erst einmal die Stadt ansehen, um einen Vorgeschmack auf die Menschen der östlichen Seite zu bekommen.
    Die Mauern von Maraandlion waren erst vor kurzem ausgebessert worden, und über dem Torturm wehte eine mit allen möglichen Symbolen überladene Fahne im Wind. Zwei Bewaffnete standen neben dem Tor und sahen der sich nähernden Gruppe neugierig entgegen. Als Laisa an ihnen vorbeireiten wollte, traten sie ihr in den Weg.
    »Halt! Wer die Stadt betreten will, muss Torsteuer zahlen«, rief einer.
    »Und zwar dreifach, wenn er hoch zu Ross erscheint«, setzte der andere eifrig hinzu.
    »Das heißt, sie wollen ein Trinkgeld, sonst wird es teuer«, raunte Ysobel Laisa ins Ohr.
    Diese lächelte und zeigte dabei ihre scharfen Fangzähne. »Wir müssen nicht in eure Stadt, sondern können auch weiterreiten.«
    »Es sind nur zwei Kupferringe pro Person, und bei den Gäulen drücken wir ein Auge zu. Mehr können wir nicht tun, denn sonst zieht uns der Tormeister das Fell über die Ohren.« Die beiden Kerle, die sich eben noch

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