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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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und getötet werden wollen. Doch selbst wenn es uns gelänge, sie zu sammeln: Wer sollte sie anführen? Der Prinz mag mir verzeihen, aber er ist noch ein Knabe, und niemand würde ihm mit Hoffnung auf Sieg in die Schlacht folgen. Er bräuchte einen General, der es mit Waihe aufnehmen kann. Seid Ihr so ein Krieger, Herr Borlon, oder Ihr, Dame Laisa?«
    Sowohl Borlon als auch Laisa schüttelten den Kopf.
    »Ich traue mir zu, im Kampf meinen Mann zu stehen, doch ein Heer anzuführen, vermag ich nicht«, erklärte der Bärenmensch.
    Laisa musste Ysobel erst fragen, was ein Heer war. In der Gegend, in der sie aufgewachsen war, hatte es zwar den einen oder anderen Überfall von Räubern gegeben, aber von einem richtigen Krieg hatte sie nie gehört. Die Aussicht, in eine Auseinandersetzung hineinzugeraten, in der viele Leute übereinander herfielen und sich gegenseitig töten wollten, gefiel ihr wenig. Nun bedauerte sie, Punji so übereilt ihre Dienste angeboten zu haben.
    Da ließ ein Geräusch sie aufhorchen. Metall schlug auf Metall, und dann vernahm sie eine erregte Stimme.
    »Sie sind nur noch knapp vor uns. So Talien will, werden wir sie heute noch einholen!«
    »Seid still, es kommen Leute!«, befahl Laisa ihren Begleitern.
    »Feinde oder Freunde?«, wollte Punji wissen. Da Laisa ihn losgelassen hatte, eilte er zu der Stelle, an der sein Schwert lag, und hob es auf.
    Sofort warf Ysobel ihm einen warnenden Blick zu. »Komm mir nicht zu nahe, sonst wirst du es bereuen.«
    »Gebt Ruhe, alle beide!« Laisa fuhr warnend die Krallen aus, während sie gleichzeitig lauschte. Die Fremden kamen rasch näher, und sie waren gewiss keine Freunde, denn sie sprachen von der Belohnung, die General Waihe ihnen für den Tod des Prinzen bezahlen würde. Außerdem hörte sie jetzt hechelnde Tiere und gelegentlich auch ein Winseln. Das mussten Hunde sein, deren Nasen die Verfolger bis hierher geführt hatten und die ihnen auch bei einer Flucht auf den Fersen bleiben würden. Damit blieb nur der Kampf. Vorher wollte Laisa jedoch wissen, wie vielen Männern sie gegenüberstand.
    »Die beiden Tanfuner sollen sich vorerst hinter Baumstämmen verbergen«, riet sie ihren Begleitern, dann kletterte sie flink den nächsten Baum hoch, um nach den Feinden Ausschau zu halten. Als sie in der Ferne nur sechs Reiter entdeckte, die Punjis Spuren folgten, atmete sie erleichtert auf.
    »Rongi, los auf den Baum dort. Du lässt dich erst sehen, wenn ich es dir sage«, rief sie dem Katling zu und drückte sich tiefer in das dichte, kleinblättrige Laub. Sie sah noch, wie Rongi gehorchte. Naika forderte unterdessen die Übrigen auf, näher an das Seeufer zu treten, damit sie im Notfall eingreifen konnte. Borlon und Ysobel scheuchten ihre beiden Schutzbefohlenen hinter zwei Bäume und taten dann so, als wären sie Reisende, die zufällig in diese Gegend gekommen waren.
    ☀ ☀ ☀
    Die fremden Krieger kamen rasch näher. Auch bei ihren Kleidern und den Rüstungen war die vorherrschende Farbe Gelb. Sie trugen bauschige Hosen, einen beweglichen Oberschenkelschutz, Brustpanzer mit übergroßen Achselstücken und wie Punji Helme mit ausladendem Nackenschutz. Ihre Bewaffnung bestand aus Speeren mit langen Klingen und leicht gekrümmten Schwertern.
    Laisa bemerkte zufrieden, dass keiner der Gegner einen Bogen bei sich trug. Sie selbst hatte ihren neuen Bogen aus dem Köcher gezogen und krallte sich mit ihren Füßen an den Stamm, um beide Hände freizubekommen. Während sie den ersten Pfeil auf die Sehne legte, preschten die sechs Reiter auf den See zu. Als Erstes entdeckten sie Ysobel, die ihnen angespannt entgegensah.
    »Eine Ostdämonin! Tötet sie«, rief der Anführer und zog sein Schwert.
    In dem Moment trat Borlon vor Ysobel und hob gebieterisch die Hand. »Halt! Wer seid ihr, und was wollt ihr?«
    Beim Anblick des hünenhaften Bärenmenschen rissen die Tanfuner ihre Pferde zurück. Hatten sie bis jetzt geglaubt, nur einen alten Mann und einen Jungen vor sich zu haben, sahen sie sich nun mit jemandem konfrontiert, der weitaus wehrhafter erschien. Daher hielten sie es für besser, erst zu verhandeln, bevor sie zu den Waffen griffen.
    »Dies ist nicht dein Wald, Bor’een, sondern das Land Tanfun. Also hindere uns nicht, unsere Pflicht zu erfüllen«, sprach der Anführer Borlon an und wies dann auf Ysobel.
    »Ist das deine Sklavin?«
    »So kann man es nennen.«
    »Dann sorge dafür, dass sie uns nicht mit dem bösen Blick ansieht oder gar verhext. Von euch

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