Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
Vom Netzwerk:
nacktem Oberkörper da und drehte sich so, dass sowohl Borlon wie auch Laisa die feine, daumennagelgroße Tätowierung auf seinem linken Schulterblatt sehen konnten.
    »Seid ihr jetzt überzeugt?«, fragte der Junge. »Obwohl ich der wahre Thronerbe bin, fordert dieser elende Waihe Thron und Krone für sich. Das Heer steht zu ihm, da mein Vater, König Punlo, ihn zum obersten Feldherrn ernannt hat. Er konnte ja nicht wissen, dass er damit dem Verrat Tür und Tor öffnen würde.«
    Ganz schien Borlon dem Jungen und dessen Begleiter nicht zu glauben. »Waihe soll ein guter General sein. Im letzten Krieg hat er mehrere Überfälle auf diese Gegend zurückgeschlagen. Aber wie kommt er darauf, der neue König sein zu wollen? Die Priesterschaft im gelben Tempel von Edessin Dareh würde ihn niemals als neuen Herren akzeptieren und ihm daher die Eintragung in die Stammtafeln verweigern.«
    Tiehu hob seufzend die Hände. »Waihe ist der nächste Verwandte meines Herrn. Sollte Prinz Punji etwas zustoßen, hat er das größte Anrecht auf den Thron.«
    »Und zustoßen kann einem schnell etwas in diesen Landen«, warf Laisa grinsend ein.
    Langsam begann sie, an der Situation Gefallen zu finden. Sie war als Kämpferin und Wächterin ausgebildet und würde Punji weitaus besser beschützen können als der betuliche Tiehu. Im Geiste rechnete sie aus, wie viel sie für ihre Dienste für den Prinzen verlangen konnte, und vergaß dabei ganz, dass ihre Satteltaschen bereits mit Gold und wertvollen Juwelen vollgestopft waren.
    Ihre Ausbildung und alles, was sie in Groms Dorf gelernt hatte, forderte von ihr jedoch, sich zuerst den Menschen als Wächterin zu verdingen, bevor sie in späteren Jahren ein ruhiges Leben führen durfte. Punjis Sache mochte schlecht stehen, doch mit ungebrochenem Optimismus glaubte sie daran, sein Schicksal zum Guten wenden zu können.
    »Wie viel wäre es dir wert, wenn wir in deine Dienste treten und gegen die kämpfen, die dich verfolgen?«, fragte sie den Prinzen.
    Ysobel stieß einen keuchenden Laut aus, während Rongi begeistert herumhüpfte. Er sah die Welt noch mit den Augen eines Katlings und betrachtete den etwa gleichaltrigen Punji als Spielkameraden, dem er helfen musste.
    Dem Prinzen verschlug dieses Angebot erst einmal die Sprache. Er musterte zuerst Laisa, dann Rongi und Ysobel, bis sein Blick wieder auf die Katzenfrau fiel. »Aber ich kann meinen Thron doch nicht mit Hilfe von Dämonen aus dem Osten zurückerobern!«
    Obwohl Borlon in seine heimischen Wälder zurückkehren wollte, sagte er sich, dass er Laisa, der er immerhin sein Leben verdankte, nicht im Stich lassen durfte. Daher trat er zu Punji und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Laisa ist keine Ostdämonin. Ihre magische Farbe ist Weiß. Also zählt sie genau wie ich und Naika zu Meandirs Anhängern. Rongi kann als Verwandter Laisas durchgehen, der mit ihr gekommen ist, und Ysobel können wir als Sklavin ausgeben, um ihre Anwesenheit auf dieser Seite zu erklären.«
    »Ich mag aber nicht!«, erklärte die Tivenga störrisch, da es ihr weder passte, sich als Sklavin auszugeben, noch, einen gelben Farbfeind zu unterstützen.
    Borlon sah sie durchdringend an. »Bei Meandir und meinetwegen auch bei deiner Linirias! Hatten wir denn nicht schon in der Festung besprochen, notfalls so vorzugehen, damit du ungeschoren mit uns reisen kannst?«
    »Das war etwas anderes.« So einfach wollte Ysobel sich mit der Änderung ihrer Pläne nicht abfinden. In ihren Augen war es eine Sache, auf der Reise zum Schein so zu tun, als wäre sie Laisas oder Borlons Sklavin, und eine ganz andere, ausgerechnet einen gelben Bengel zu unterstützen.
    Noch während Ysobel nach Gründen suchte, um Laisas Entscheidung umzustoßen, verbeugte Tiehu sich erneut.
    »Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr Euch des Prinzen und meiner Person annehmen könntet«, sagte er mit einem kläglichen Lächeln zu Laisa. »Unsere Feinde sind stark und mächtig. Das einfache Volk liebt zwar den Prinzen, doch es beugt den Rücken, um Schlägen zu entgehen. Daher wird sich niemand zu Punjis Gunsten gegen Waihe erheben.«
    »Steht wirklich das ganze Heer auf der Seite des Generals?«, fragte Borlon, der sich nicht vorstellen konnte, dass kein Tanfuner zu dem legitimen Erben hielt.
    Tiehu zog die Schultern hoch. »Es mag Soldaten und sogar Offiziere geben, die ihr Schwert für Seine Hoheit ziehen würden. Doch sie sind verstreut und müssen schweigen, wenn sie nicht von Waihes Kreaturen erkannt

Weitere Kostenlose Bücher