Stern der Leidenschaft
riesenhafte Kerle Keulen schwangen, die beinahe so groß waren wie sie selbst. Eigentlich war ihr zum Lachen zu Mute, weil ihr gerade jetzt solche absurden Bilder durch den Kopf gingen, doch sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Daldens nackte, golden schimmernde Haut zu bewundern, als dass sie auch nur ein Grinsen zu Stande brachte. Hier wölbten sich keine künstlich aufgeblähten Muskelberge unter viel zu straff gespannter Haut. Nein, hier formten naturgegebene, gewaltige Muskelpakete einen Körper mit wunderbar harmonischen Proportionen. An Dalden war einfach alles ein paar Nummern größer als normal. Wer hätte geahnt, welche ungeheuer kräftigen Arme die weiten Ärmel der Tunika verhüllt hatten? Während Brittany diese Arme nun bestaunte, überlegte sie sich ernsthaft, ob man für derart beeindruckende Gliedmaßen einen Waffenschein brauchte. Und doch hatten genau diese gewaltigen Arme sie die ganze Nacht über zärtlich umfangen. Dalden, der sanfte Gigant – ihr sanfter Gigant. Diesmal erschien tatsächlich ein seliges Lächeln auf Brittanys Lippen. Doch Daldens nächste Bemerkung riss sie jäh aus ihren Tagträumen. »Martha sagt, da du sie vorhin direkt angesprochen hast, erlaubt sie dir nun auch, ihre Stimme zu hören.«
»Wow! Welche Ehre!«, antwortete Brittany sarkastisch und drückte Dalden eine Kaffeetasse in die Hand. »Du kannst dir die Eifersüchteleien sparen, Zuckerpüppchen«, kam es laut und deutlich aus dem Apparat. Brittany ließ beinahe die zweite Kaffeetasse fallen. »Ich bin nicht das, wofür du mich vielleicht hältst. Vielleicht interessiert es dich ja: Ich war dabei, als er das Licht der Welt erblickte, habe sogar bei seiner Geburt geholfen. Bist du jetzt beruhigt? Für mich sieht es jedenfalls so aus.«
Brittanys Gesicht begann vor Verlegenheit zu glühen. Himmel, sie war auf einen Namen, eine Stimme, eine unsichtbare Frau eifersüchtig gewesen und hatte nicht eine Minute lang daran gedacht, dass Martha vielleicht eher vom Typ resolute ältere Dame sein könnte. Um sich ihre Scham nicht anmerken zu lassen, fragte Brittany schnell: »Können Sie mich denn etwa auch noch sehen?«
»Das will ich wohl meinen! Die Kombinationseinheit an Daldens Gürtel ist mit sechs kleinen optischen Zellen ausgerüstet, eine an jeder Kante. Auf diese Weise habe ich, ganz gleich, wohin er selbst gerade schaut, eine ganz ordentliche Rundumsicht.« »Also befindet sich in dem Kästchen auch eine Kamera?«
»So etwas in der Art. Bezeichnen wir es doch einfach als neues, etwas verfeinertes Modell eines Mobiltelefons. Es ist noch im Entwicklungsstadium und weist gewisse Schwächen auf. Ich hätte Dalden ein älteres Gerät verpassen sollen, denn inzwischen weiß ich, dass sich hier zu Lande fast alle Leute ständig solche Dinger ans Ohr halten und damit herumspazieren. Damit hätte Dalden viel weniger Aufsehen erregt als mit dem Kasten an seinem Gürtel.«
»Weniger Aufsehen erregt?«, fragte Brittany. »Er? Das sollte ein Scherz sein, nicht wahr?« Ein kurzes Lachen kam aus dem Gerät. »Von seinem Aussehen einmal abgesehen, hat er den Auftrag, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Wir wollen nicht, dass Jorran von Daldens Anwesenheit erfährt und sich vielleicht aus dem Staub macht.« »Wenn eine unauffällige Erscheinung wirklich so wichtig ist, legen wir am besten erst einmal einen Zwischenstopp im Einkaufszentrum ein und besorgen Dalden ein paar ganz normale Kleider. Mit seinem Rockstar-Outfit würde er vielleicht ganz gut nach L. A. passen, wo Prominente in den wildesten Kostümen fast zum Stadtbild gehören. Aber bis hierher nach Seaview verirren sich selten solche Paradiesvögel.« Zwar erfasste die Optik der Kombinationseinheit Daldens verwirrten Gesichtsausdruck nicht, doch Martha wusste sehr genau, wann sie ihm mit einer Erklärung weiterhelfen musste. »Sie spricht von der hiesigen Unterhaltungsindustrie, Dalden. Und sie sagt, es wäre besser, wenn du in landesüblicher Kleidung herumlaufen würdest. Sie wird dir gleich nachher etwas Passendes kaufen.«
Brittany blinzelte. »Ach tatsächlich? Okay, wahrscheinlich schon. Aber wo Sie schon mal am Telefon sind – können Sie mir vielleicht erklären, ob Dalden nur eben mal das Kleingeld ausgegangen ist oder ob er tatsächlich ohne einen Dollar in der Tasche hierher geschickt wurde?«
»Hefte diese Frage einfach unter ›ziemlich schwer zu beantworten ab, Mäuschen. Daldens Geldmangel hat gute Gründe, auf die ich momentan leider
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