Stern der Leidenschaft
anders.
»Es ist aber viel schöner für uns beide, wenn ich dich mit meinen Küssen ablenke«, sagte er. Damit hatte er zwar Recht, doch so schnell wollte Brittany nicht einlenken. »Erinnerst du dich noch an die Sache mit dem Kennenlernen? Dazu gehört es auch, Fragen zu beantworten, und nicht, ihnen auszuweichen.«
»Wenn du erst mir gehörst, Brittany Callaghan, wirst du auf all deine Fragen eine Antwort erhalten. Allerdings hat man mich bereits gewarnt. Man sagt mir, die Antworten würden dich nicht unbedingt glücklich machen.« Glücklicherweise sprang die Ampel vor ihnen gerade auf Rot, denn Brittany vergaß einen Moment lang, wie man ein Auto fuhr. Wenn sie ihm gehörte? Wieder dieses indirekte Versprechen von Dauerhaftigkeit aus seinem Mund. Nicht: »Wenn wir endlich miteinander schlafen«. Nicht: »Wenn mein Auftrag erledigt ist«. Wenn du erst mir gehörst. Diese wenigen Worte versetzten Brittanys Innerstes in hellen Aufruhr. Eine Autofahrt war wohl doch nicht der geeignete Zeitpunkt für Gespräche über unbeantwortete Fragen und Ablenkungsmanöver. Brittany versuchte, sich auf Daldens letzte Bemerkung zu konzentrieren, um sich nicht für alle Zeiten in ihrem Wolkenkuckucksheim zu verlieren. Antworten, die sie nicht glücklich machen würden. Unglück, Leiden, Tränen. Gut, das funktionierte.
Brittany warf Dalden einen kurzen Blick zu und schaute dann direkt auf den kleinen Kasten an seiner Hüfte. Sie nahm an, dass die Kamera dort lief. »Wenn Dalden einen Satz mit ›man sagt mir‹ beginnt, sagt er dann seine eigene Meinung oder wiederholt er nur Ihre Worte, Martha?«
»Ich glaube, du würdest Daldens eigene Meinung gar nicht hören wollen, meine Süße«, antwortete Martha. Dabei klang ihre Stimme, als könne sie ein Kichern nur mühsam unterdrücken. Brittany reagierte gereizt. »Doch, genau das will ich«, erwiderte sie bockig. »Du würdest es bereuen«, gab Martha zurück. Dann holte sie ein wenig weiter aus. »Soweit ich aus den Daten, die mir inzwischen zur Verfügung stehen, ersehe, unterscheiden sich eure Kulturen grundlegend voneinander. Man könnte sagen, es liegen Welten, wenn nicht Lichtjahre zwischen der Art, wie ihr lebt und wie man euch erzogen hat.«
»Pah! Kann es sein, dass Sie ein wenig zu Übertreibungen neigen, Martha?«, erwiderte Brittany. Ein leises Lachen drang aus dem Kästchen, bevor Martha sagte: »Falls dir das irgendwie weiterhilft, und meine Berechnungen sagen, das könnte der Fall sein, solltest du dir Folgendes durch den Kopf gehen lassen: Auch die Kulturen und Lebensgewohnheiten von Daldens Eltern sind Lichtjahre voneinander entfernt, und es gelang den beiden dennoch, sich einander anzupassen. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen, es gelang ihr. Sha-Ka’ani-Männer sind nicht besonders formbar.« »Sollte das eine Warnung sein?« »Hervorragend analysiert.«
Brittany schnaubte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Martha sich einen Spaß daraus machte, mit ihr zu spielen. Allerdings beunruhigte sie Daldens Schweigen ein wenig. Er unternahm jedenfalls keinerlei Anstrengungen, Marthas Aussagen in irgendeiner Weise abzumildern oder ins rechte Licht zu rücken. Ein Blick zur Seite zeigte Brittany einen ziemlich angestrengt dreinblickenden Dalden. Er kam ihr sogar ein wenig blass um die Nase vor.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte sie ihn. »Ich kenne verschiedene Transportmittel, die sich ohne den Gebrauch von Beinen vorwärts bewegen. Aber keines bleibt so häufig stehen und setzt sich dann wieder in Bewegung wie deine Klapperkiste.« Brittany verzichtete darauf, ihm zu erklären, dass der richtige Name für das besagte Transportmittel eigentlich Auto war, und fragte stattdessen: »Wird dir etwa schlecht? Ich gebe zu, auf den Straßen ist heute mehr los als sonst. Vielleicht liegt es auch an der Uhrzeit. Aber wir sind gleich da. Hältst du es noch ein paar Minuten lang aus?« »Aushalten? Was?«
»Das Autofahren. Oder muss ich dann dein Frühstück von der Windschutzscheibe kratzen?« Daldens Gesicht zeigte auf diese Bemerkung hin gewisse Anzeichen von Empörung. Gar nicht so einfach für jemanden, dem eigentlich sterbenselend war. »Ein Krieger verfügt über mehr als genug Körperkontrolle, um ein ausgezeichnetes Mahl bei sich zu behalten.« »Diese Bemerkung streichen wir besser«, kam es umgehend aus dem Apparat. »Er möchte damit nur sagen …« »Ich habe schon verstanden, Martha. Aber die Sache mit dem Krieger interessiert mich. Ist Dalden beim
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