Stern der Liebe ueber Kenia
lebendig", berichtete sie versonnen.
"Ich habe das Gefühl, seine Stimme wieder zu hören, und sehe ihn mit seinem Buschhut lächelnd vor mir stehen. Er schreibt so lebendig, und seine Gedanken und Erkenntnisse bewegen mich. Manchmal sind sie komisch, dann wieder traurig oder philosophisch." Shanna sprang auf. "Ich muss Ihnen etwas vorlesen."
Sie eilte in ihr Zimmer und suchte die Seiten heraus, eine Unterhaltung ihres Vaters mit einem uralten Kikuya-Häuptling.
"Hier." Sie reichte Rand die Blätter. "Das zeigt Ihnen, was ich meine."
Er überflog sie und lächelte, dann lachte er. Der Häuptling hatte ihren Vater überzeugt, der es zugab und sich über sich selbst lustig machte.
"Ausgezeichnet", sagte Rand. "Ihr Vater war nicht nur ein guter Menschenbeobachter, er besaß auch beachtliches schriftstellerisches Talent."
"Das finde ich auch. Deshalb liegt es mir so am Herzen, seine Arbeit zu vollenden. Auch für mich selbst."
Nachdenklich sah Rand sie an. "Und das konnten Sie in den Staaten nicht?"
"Ich hab's versucht, aber ich kam nicht recht voran. Irgendwie musste ich das Dorf wieder sehen, mit den Menschen dort sprechen, um das richtige Gefühl für alles zu bekommen ... die Stimmung, die Gerüche, Geräusche und Farben. Hier ist alles so anders."
"Wie lange werden Sie dafür brauchen?"
"Das weiß ich nicht. Ein halbes Jahr, vielleicht mehr. Im Moment kann ich das noch nicht sagen."
"Dann werden Sie lange von zu Hause, Ihrer Familie und Ihren Freunden fort sein."
Shanna nickte. "Sicher. Aber im Moment bin ich Herr meiner Zeit."
Seit fast einem Jahr war sie das nicht mehr gewesen, weil sie sich um Sammy gekümmert hatte ...
Aber sie wollte jetzt nicht an Sammy denken, an etwas, das nicht sein konnte.
Es tat zu weh. Shanna zögerte. "Und ... na ja, ich brauchte einfach mal Tapetenwechsel."
Rand sah sie eindringlich an und sagte nichts. Es war klar, was er dachte: Liebeskummer. Doch natürlich war er zu höflich, um sie darauf anzusprechen.
"Ich bin nicht wegen einer Herzensangelegenheit hergeflüchtet“, erklärte Shanna heiter.
"Zu Hause wartet niemand auf Sie?"
„Ein Mann? Nein." Sie lächelte. „In den Augen meiner Freundinnen hier in Kanguli bin ich eine uralte Jungfer, die sich keine Hoffnung mehr machen darf.
Die Frauen in meinem Alter sind hier alle längst verheiratet und haben eine große Kinderschar. Ich tue ihnen richtig Leid."
"So bemitleidenswert kommen Sie mir gar nicht vor", bemerkte Rand trocken.
"Und auch nicht gerade wild aufs Heiraten."
"Na ja, fürs Erste nicht." Shanna schnitt ein Gesicht und lachte. Sie scheinen mir auch nicht gerade heiratswütig zu sein, hätte sie am liebsten hinzugefügt.
"Nick findet es nicht gut, dass ich das Buch hier zu Ende schreiben will", sagte sie stattdessen. "Er hält mich für eine versponnene Romantikerin."
„Mm.“
Befremdet zog Shanna die Brauen hoch. "Sie geben ihm Recht?"
Rand zuckte die Schultern. "Sie sind erwachsen und können tun und lassen, was Sie wollen. Es geht Nick nichts an, ob Sie hier bleiben oder nicht."
"Halten Sie mich für versponnen? Romantisch?"
"Das müssen Sie selbst entscheiden. Das Leben hier ist anders, als Sie es als Kind erlebt haben. Sie sehen es durch eine rosarote Brille." Rand machte eine abschließende Handbewegung. „Falls Sie nicht finden, was Sie suchen, können Sie jederzeit die nächste Maschine nach Hause nehmen."
Sein Ton klang plötzlich so kühl, dass Shanna schauderte.
"Ich weiß, was ich tue", sagte sie und legte unwillkürlich die Anne um sich.
"Ich möchte hier bleiben und das Buch meines Vaters vollenden. Das ist mir sehr wichtig."
Und ich will nicht in mein leeres Apartment in Boston zurückkehren, schloss sie in Gedanken.
"Ich möchte Ihnen etwas zeigen", erklärte Rand am nächsten Morgen, als Shanna zu ihrem gewohnten Streifzug durch den Busch aufbrechen wollte.
Rand führte sie über einen schmalen, fast überwachsenen Waldpfad. Hier war sie noch nie gewesen, und sie fragte sich, wo sie landen würden. Die ganze Zeit über lauschte sie wachsam auf die Geräusche, die aus dem Gebüsch entlang des Pfades drangen. Nach etwa zwanzig Minuten kamen sie zu einer Lichtung mit einer Wasserstelle.
"Hier." Rand deutete auf einen großen Baum in der Nähe. Eingebettet zwischen seinen Ästen, befand sich eine überdachte Holzplattform.
"Donnerwetter!" Shanna begutachtete den Ausguck.
„Ein toller
Beobachtungsposten!"
"Wenn ich früher aus der Schule kam, bin ich immer
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