Stern der Liebe ueber Kenia
raufgeklettert. An Wochenenden habe ich da oben öfter die Nacht verbracht. "
"Allein? Ihr Vater hat es Ihnen erlaubt?"
"Ich hatte mein Gewehr und ein Funkgerät dabei, so dass wir jederzeit Verbindung aufnehmen konnten. Manchmal habe ich auch einen Schulfreund mitgebracht."
Gemeinsam erklommen sie den Ausguck. Auf dem beengten Raum saßen sie schweigend nebeneinander und ließen den Ausblick auf sich wirken.
Aus der luftigen Höhe war die Wasserstelle ideal zu überblicken. Sie beobachteten eine Jungantilope, die sich aus dem Gebüsch argwöhnisch der Tränke näherte, bald jedoch wieder verschwand. Dann trottete ein träge dreinblickendes Löwenmännchen heran, trank und ließ sich gähnend am Wasserrand nieder.
Vögel trillerten in der Luft, eine Schmetterlingsschar flatterte vorbei. Alles wirkte unendlich friedvoll und paradiesisch.
Shanna fragte sich, warum Rand sie hierher gebracht hatte. "Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich gelegentlich allein herkommen würde? Mit Kariuki natürlich", fügte sie schnell hinzu.
"Deswegen hab ich Ihnen meinen Baumsitz ja gezeigt", erwiderte er. "Ich dachte, Sie würden gelegentlich herkommen wollen, um etwas von der Stimmung für Ihr Buch einzufangen.“
"Sehr gern. Danke!"
Rand war ihr so nah, dass sie die Wärme seines Arms spüren konnte. Am liebsten wäre sie für immer hier sitzen geblieben, um die Zeitlosigkeit, die Magie dieses Ortes in sich aufzunehmen.
Die ganze Zeit über war Shanna bewusst, dass sie mit Rand in diesem wunderbaren, gefährlichen Garten Eden allein war.
Langsam wandte er sich ihr zu und sah sie an. Ihre Blicke trafen sich, und sie wagte kaum zu atmen. Ihr Herz pochte ungestüm, und ihr war, als stünde sie unter dem Bann eines uralten Liebeszaubers.
Sie sehnte sich danach, Rand zu berühren, zu spüren, dass er wirklich war. In seinen blauen Augen schien sich die weite Savanne widerzuspiegeln, und Shanna hatte das Gefühl, in ihren Tiefen ertrinken zu müssen. Die Zeit stand still, es gab nur noch diesen Augenblick, das Bewusstsein einer magischen Verbindung zwischen ihnen.
Wenn Rand sie jetzt berührte ... Shanna hörte zu atmen auf. Die sexuelle Spannung zwischen ihnen war fast greifbar.
Der Ausdruck in seinen Augen sagte ihr, dass er es auch fühlte. Ihr Herz klopfte so laut, dass er es hören musste.
Er brauchte sich nur vorzubeugen und sie zu küssen.
Doch er tat es nicht. Er sah sie nur an.
Worauf wartete er?
Worauf wartete sie? Konnte sie ihn nicht einfach küssen?
Shanna begann zu zittern und blickte zur Tränke.
Der Löwe stand langsam auf, machte eine herrische Schwanzbewegung und schlenderte durchs Unterholz davon.
Federwölkchen bedeckten den Himmel, an dem hoch oben ein Jet brummend durch das endlose Blau zog. Einer der Morgenflüge nach Europa, mit seinen Städten voller Hochhäuser, lärmendem Verkehr und einherhastenden Menschen.
"Wir sollten jetzt besser gehen", sagte Rand mit ausdrucksloser Stimme.
Zwei Tage später kehrte Shanna nach erneuter Haussuche zur Ranch zurück. Als sie näher kam, kreiste eine leichte Maschine tief über dem Gebäude und verschwand dann hinter den Dornenbäumen, wo der Landestreifen lag.
Neugierig fuhr Shanna am Haus vorbei zu der Stelle und entdeckte eine junge Frau, die geschmeidig aus dem kleinen Flugzeug sprang. Sie trug Jeans, ein einfaches weißes T-Shirt und eine Bernsteinkette und war bildhübsch.
"Hallo! " Ihr rotes Haar schimmerte in der Sonne, und sie winkte Shanna zu, während sie leichtfüßig herankam.
"Hallo."
"Ich bin Antonia." Sie reichte ihr die Hand. "Und Sie müssen Shanna sein."
Erstaunlich, wie schnell Nachrichten sich in diesem weiten, menschenleeren Land verbreiteten! Shanna nickte und schüttelte Antonia die Hand. "Ja. Möchten Sie zum Haus mitfahren?"
"Klar." Antonia öffnete die Wagentür und kletterte auf den Beifahrersitz. "Ich bin auf dem Weg nach Nairobi, und da dachte ich, ich schau mal rein und lade mich zum Mittagessen ein."
Einfach so. Stippvisite zum Mittagessen per Flugzeug. Shanna lachte. "Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind."
"Rands schlimmster Albtraum." Die junge Frau machte ein grimmiges Gesicht und lachte dann. "War nur ein Scherz!"
Da Shanna nicht wusste, was sie davon halten sollte, ging sie darauf nicht ein.
Vor der Ranch hießen die Hunde sie bellend, aber schwanzwedelnd willkommen. Gleich darauf kam auch Rand.
Antonia begrüßte ihn überschwänglich und küsste ihn auf beide Wangen. Sie habe ihn seit einer Ewigkeit nicht
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