Stern der Liebe ueber Kenia
Diese so glanzvoll erscheinende, international zusammengewürfelte Gesellschaft war im Grunde nichts weiter als eine Truppe provinzieller Schwätzerinnen. Rand beobachtete Shanna und überlegte, ob er ihr zu Hilfe eilen sollte.
Nicht nötig. Sie schien genau zu wissen, was hier lief, das erkannte er an ihrem Gesichtsausdruck, an ihrer Haltung.
Kluges Mädchen, dachte er. Shanna ließ sich von niemandem etwas vormachen. Ihr rotes Kleid war schlicht, aber elegant und passte zu ihrem offenen, frischen Gesicht. Und diese Frau hatte er in der Nacht geliebt ... Sie hatte in seinen Armen geschlafen.
Sie war so weiblich und sexy. Gleichzeitig besaß sie Durchhaltevermögen und eine starke Persönlichkeit und war zu echter Leidenschaft fähig. Eine Frau voller Widersprüche und Überraschungen.
Und plötzlich überwältigte ihn der Wunsch, sie von all diesen Leuten wegzuführen, um sie ganz für sich zu haben.
Shanna genoss die Party. Nachdem sie wochenlang zurückgezogen gelebt und am Buch ihres Vaters gearbeitet hatte, war sie bereit für geselligen Trubel. Auch Rand schien sich zu amüsieren. Ein gutes Zeichen. Gelöst unterhielt er sich mit Antonias Mann, sicher über Ranchbelange.
"Sie also auch." Lynn war, ein Glas in der Hand, bei ihr stehen geblieben. "Wie ich sehe, hat Sie's erwischt."
"Hier scheint jeder alles zu wissen." Shanna versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass die Bemerkung sie ärgerte.
Lynn lachte. "Ich brauche nur Ihren Gesichtsausdruck zu sehen, wenn Sie ihn beobachten."
"So?" Shanna gab sich gelangweilt. Warum konnten die Leute sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern? Sie mochte Lynn, kannte sie jedoch nicht genug, um sich ihr anzuvertrauen.
"Ich hoffe nur, Sie stürzen sich nicht blind in diese Sache."
"Das hoffe ich auch", erklärte Shanna.
Forschend sah Lynn sie an und seufzte. "Investieren Sie nur nicht zu viele Gefühle, sonst könnten Sie schmerzlich enttäuscht werden."
"Ich werd's mir merken."
Entschuldigend zuckte Lynn die Schultern. Ich möchte nicht als Unheilspriesterin erscheinen, aber ich weiß, was Marina durchgemacht hat, und das war nicht schön."
Shanna wollte nichts mehr von der armen Marina hören und wechselte das Thema.
Gleich darauf gesellte Rand sich zu ihnen.
"Hallo, Lynn", sagte er liebenswürdig.
Die junge Frau reagierte höflich kühl. "Hallo, Rand."
Er wandte sich Shanna zu. "Antonia zeigt ihren Film in der Bibliothek und lässt fragen, ob du Lust hast, ihn dir anzusehen."
„Ja, natürlich! Gern."
Während sie in dem abgedunkelten Raum saßen und sich den Film über Stammesbräuche der Samburu ansahen, hielt Rand den Arm um sie gelegt, und sie legte zärtlich den Kopf an seine Schulter.
"Möchtest du heute Nacht allein schlafen?" flüsterte er Shanna ins Ohr.
Sie hatten getrennte Zimmer, jedoch nebeneinander, und das sicher nicht zufällig. Antonia hatte ihr nicht abgenommen, dass sie allein schlafen wollte.
"Nein", wisperte Shanna.
Rand küsste ihren Nacken. "Willst du dich nicht wenigstens ein bisschen zieren?"
"Nein. Sonst nimmst du mich möglicherweise beim Wort."
Er lachte leise. "Du gefällst mir immer besser."
Ein nie gekanntes Glücksgefühl durchströmte Shanna, und sie kuschelte sich enger an ihn, während die Bilder über die Leinwand flimmerten.
Sie war rettungslos verliebt.
Am Montag nach der Party fuhr Shanna zu Rosemary. Die Haustür stand offen, und durch die angelehnte Gittertür strömte kühle Morgenluft in den Bungalow.
"Rosemary! " rief Shanna. "Bist du da?"
„Ja! Komm rein", meldete ihre Freundin sich von irgendwoher im Haus.
Shanna stieß die Gittertür auf und ging ins Wohnzimmer.
"Ich bin im Bad! " rief Rosemary. "Komm her und hilf mir."
Eine seltsame Bitte, doch Shanna ging zur offenen Badezimmertür. Rosemary hatte sich zwischen Wand und Toilette gequetscht und beugte sich über den offenen Wasserspülkasten.
"Was machst du da?" fragte Shanna verwundert.
Rosemary hob den Kopf und gab einen gequälten Laut von sich. "Das verflixte Ding ist wieder mal kaputt, und ich versuche, es zu reparieren."
Sie blickte kurz zu Shanna und machte sich wieder an dem Mechanismus im Spülkasten zu schaffen.
Da Shanna schon lange genug im Land war, hütete sie sich, vorzuschlagen, einen Klempner zu rufen.
"Kann ich dir helfen?" erbot sie sich stattdessen, obwohl sie keine Ahnung von diesen Dingen hatte. "Leider verstehe ich davon so gut wie nichts."
"Du kannst mir den Draht dort drüben reichen."
Shanna
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