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Stern der Liebe ueber Kenia

Stern der Liebe ueber Kenia

Titel: Stern der Liebe ueber Kenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen van der Zee
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tat es und verfolgte bewundernd, wie Rosemary das Metall drehte und bog und es irgendwie im Wassertank befestigte. Schließlich wand sie sich wieder hinter dem Spülkasten hervor und bediente den Hebel. Die Spülung funktionierte und gab die richtigen Geräusche von sich.
    "Ich bin beeindruckt", staunte Shanna. "Du hast's geschafft."
    "Hoffen wir, dass es 'ne Weile hält. Komm, jetzt brauche ich einen Kaffee."
    Eine Woche zuvor hatte Shanna beobachtet, wie Rosemary einen Wasserhahn auseinander genommen und repariert hatte. "Wo hast du das alles gelernt?"
    Ihre Freundin hatte nur die Schultern gezuckt. "Hier im Busch bleibt einem nichts anderes übrig."
    Es imponierte Shanna, wie selbstverständlich Rosemary alles anpackte, und sie wünschte plötzlich, sie wäre auch so praktisch veranlagt. Ein bisschen technisches Verständnis wäre in diesem Land sicher sehr nützlich. Leider war sie in dieser Hinsicht völlig unbegabt.
    Aber was nicht ist, kann noch werden. Shanna dachte an Antonia, die ihr Flugzeug selbst flog, an Rands Mutter, die einen Leoparden geschossen hatte.
    Im Busch hatten hilflose Weibchen kaum Überlebenschancen, und sie wollte überleben. Hilflos oder unfähig dazustehen war beschämend.
    Warum ist mir das auf einmal so wichtig? fragte Shanna sich.
    "Setz dich schon mal", forderte Rosemary sie auf und deutete in Richtung Wohnzimmer. "Ich gehe mich schnell säubern, dann sage ich Moses, dass er uns Kaffee bringen soll."
    Im Wohnzimmer wurde Shanna auf ein Wandgemälde in leuchtenden Farben aufmerksam. Sie hatte es oft genug gesehen, es jedoch bisher nicht weiter beachtet. Weshalb es ihr jetzt plötzlich auffiel, hätte sie nicht sagen können. Es zeigte Gesichter, die von formlosen Farbklecksen umgeben waren. Die Signatur der Künstlerin drängte sich in den Vordergrund: Marina Summers.
    Shannas Herz begann, rascher zu schlagen.
    Sie trat etwas zurück und betrachtete das farbenfrohe impressio nistische Werk mit anderen Augen. Eine Szene aus dem Garten Eden, eine üppig blühende Landschaft, ein Wasserfall, alle Geschöpfe Gottes tranken an einer Wasserstelle.
    Und auf einem Felsvorsprung hoch über allem zwei kleine Gestalten, ein Mann und eine Frau, die nahe beieinander standen und den Blick übers weite Land schweifen ließen.
    Das Gemälde stammte also von Marina. Was sie auf die Leinwand gebannt hatte, spiegelte ihre Eindrücke und Gefühle, das tiefste Innere ihrer Seele wider.
    Shanna fühlte sich seltsam benommen, als wäre ihr soeben eine wichtige Erkenntnis gekommen. Plötzlich war diese Marina nicht mehr nur ein Name, eine gesichtslose Person, die in der Erinnerung anderer weiterlebte.
    Marina war eine Frau aus Fleisch und Blut, sie hatte mit Rand gelebt, ihn geliebt, mit ihm geschlafen. Und sie hatte dieses Land und seine Schönheit geliebt, sie idealisiert. Gebannt betrachtete Shanna das Bild eingehender, und ihr fiel noch etwas anderes auf. In der linken unteren Ecke, unterhalb des Felsvorsprungs, lag ein Haufen nackter, sonnengebleichter Tierknochen.
    Selbst im Paradies war nichts vollkommen. Das hatte Marina gewusst. Auch hier gab es Tragödien, Gefahren, Tod, Liebesverlust.
    Ein Schauder überlief Shanna, und Furcht stieg in ihr auf.
    Rasch wandte sie sich ab und setzte sich in einen Sessel, von dem sie auf Bücherregale blickte, um nicht an Marina denken zu müssen.
    Rosemary erlöste sie von den bedrückenden Gedanken. "Hast du mir dein Manuskript mitgebracht?" fragte sie.
    "Die ersten Kapitel."
    Ihre Freundin kannte das Land wie ihre Westentasche und hatte sich erboten, das Manuskript zu lesen und Shanna notfalls auf Irrtümer oder Ungereimtheiten aufmerksam zu machen.
    "Du ahnst ja nicht, wie froh ich bin, dass du es überarbeitest", sagte Shanna.
    "Es ist so wichtig, dass ein Außenstehender es kritisch begutachtet."
    "Ich freue mich sogar schon darauf." Rosemary lächelte. "Das ist mal was Anspruchsvolleres, als Bürokram zu erledigen, Aspirin zu verteilen und Toiletten zu reparieren."
    Als Shanna später zur Ranch zurückfuhr, dachte sie erneut an Marina und ihr Gemälde. Wo war sie jetzt? Wie sah sie aus? Würde sie ihr eines Tages auf einer Party begegnen?
    "Bwana! Bwana! Schauen Sie!" Schreiend umringte eine Schar Dorfkinder den Landrover. Ein kleines Mädchen, acht oder neun Jahre alt, trug sein Babyschwesterchen auf dem Rücken.
    Babys, dachte Rand. Sah er jetzt überall Babys? Woher kamen sie alle plötzlich in der letzten Woche?
    Ein Junge, Kamaus Enkel, stand abseits,

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