Stern der Riesen
vorhin herumgeführt hatte, hatte er betont, dieser Flügel sei für Besucher nicht zugänglich. Daran war zwar nichts Ungewöhnliches, aber er sah tatsächlich irgendwie anders aus, registrierte sie. Dieser Teil des Gebäudes war nicht in dem gleichen offenen, luftigen Stil wie der Rest des Hauses erbaut, bei dem riesige Glasschiebetüren nach innen führten. Er machte im Gegensatz dazu einen massiven Eindruck, und seine kleinen Fenster befanden sich hoch über dem Boden. Das Glas sah dick aus, und die Fenster machten eher den Eindruck, als seien sie eigentlich dazu da, um das Sonnenlicht und alles andere fernzuhalten.
Als sie genauer hinsah, war sie sicher, daß das, was auf den ersten Blick wie ein schmückender Streifen auf den Fenstern aussah, in Wirklichkeit sorgfältig getarnte Metallverstrebungen waren, die ganz sicher jegliches Eindringen verhindern würden – nicht nur das eines Einbrechers, sondern auch das eines anrollenden Panzers. Der Flügel hatte keinerlei Türen nach außen – er konnte nur aus dem Innern des Hauses betreten werden. Wenn sie nicht absichtlich genau hingesehen hätte, wäre es von ihr nie bemerkt worden, aber der Flügel mit den Arbeitsräumen war unter seiner Fassade von schrägen Flächen und Malerei, die zum Rest des Hauses paßten, praktisch eine Festung.
Der Lärm vom Schwimmbecken wurde immer lauter und endete mit einem Schrei, als Enrico aus dem Getümmel auftauchte und triumphierend Sandys Bikini-Unterteil über seinem Kopf schwenkte. »Eine wäre erledigt, jetzt ist die nächste dran«, rief er. »Das war unfair!« kreischte Sandy. »Ich war am Ertrinken. Das war für dich ein unfairer Vorteil.«
»Jetzt ist Carol an der Reihe«, brüllte Enrico.
»Nichts da«, erwiderte Carol kichernd. »Das ist ungerecht. Sandy, hilf mir, und wir schnappen uns den Ba-stard.« Die Balgerei ging wieder von vorn los.
»Das hört sich ganz so an, als könnten sie Hilfe gebrauchen«, sagte Sverenssen, drehte sich um und sah Lyn an.
»Na los, machen Sie doch mit. Hier gibt es keine Einschränkungen dafür, wie Sie sich vergnügen.«
Sie ließ den Kopf auf die hochgestellte Lehne des Liegestuhls herabsinken und rang sich ein Lächeln ab. »Ach, manchmal macht es ebensoviel Spaß, nur zuzuschauen.
Außerdem scheinen sie auch ohne mich ganz gut klarzu-kommen. Ich werde mich als Reserve bereithalten.«
»Sie ist schlau und schont sich für später«, sagte Larry zu Sverenssen und zwinkerte ihr dabei breit zu. Sie ver-stellte sich geschickt und tat so, als hätte sie es nicht bemerkt.
»Sehr klug von ihr«, sagte Sverenssen.
»Der eigentliche Spaß geht erst später los«, erklärte Larry grinsend. Lyn gelang ein halbes Lächeln, aber zur gleichen Zeit fragte sie sich, wie sie damit fertig werden sollte.
»Sie werden viele neue Freunde finden. Hier kommen dufte Leute her.«
»Ich kann es kaum abwarten«, sagte Lyn trocken.
»Ist sie nicht charmant?« sagte Sverenssen, sah kurz zu Larry und richtete dann einen anerkennenden Blick auf Lyn. »Ich habe sie in Washington getroffen – ein äußerst glücklicher Zufall. Sie hat hier in New York Verwandte, die sie besucht.« Sie kam sich wie eine Ware vor, was wahrscheinlich ihre Situation hier recht gut beschrieb. Sie war nicht besonders überrascht. Wenn sie nicht bereit gewesen wäre, zum Schein mitzuspielen, wäre sie erst gar nicht hergekommen.
»Ich komme oft nach Washington«, sagte Larry. »Arbeiten Sie dort?«
Lyn schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin bei der UNWO
in Houston beschäftigt, in der Weltraumabteilung – Computer, Laser und Leute, die sich den ganzen Tag nur in Zahlen unterhalten... aber es ist eben ein Beruf.«
»Ah, aber das wird sich ja alles ändern, nicht wahr, Lyn«, meinte Sverenssen. Er sah Larry an. »Ich habe für sie da etwas im Sinn. Das wäre auch in Washington. Es wäre genau richtig für sie, und außerdem wäre es weit interessanter, da bin ich sicher. Erinnern Sie sich noch an Phil Grazenby? Ich war kürzlich dort und habe mit ihm gegessen, und er sucht für die neue Agentur, die er aufmacht, eine clevere und attraktive Frau als Leiterin. Und da wäre auch wirklich etwas zu verdienen.«
»Wenn Sie den Job an Land ziehen, können wir uns dort einmal treffen«, sagte Larry zu Lyn. Er verzog das Gesicht.
»Aber lassen wir das jetzt. Das sind geschäftliche Dinge, und die sind heute ganz weit weg. Warum sollen wir denn warten, bis Sie in Washington sind? Wir können uns doch gleich hier besser
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