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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Fähigkeit, solche Machenschaften zu durch-schauen, zweifelhaft geblieben wäre, ob die Ganymeder jemals dahintergekommen wären. Anscheinend ergab sich die mißtrauische Haltung den Motiven anderer gegenüber aus der Konditionierung zum Jäger, und die Ganymeder waren eben einfach keine Jäger. »Auf der Erde sagt man, man benötigt einen Dieb, um einen Dieb zu fangen«, hatte Garuth bemerkt. »Es sieht so aus, als könnte man genauso-gut sagen, man benötigt einen Menschen, um einen Menschen zu fangen.«
    »Das mögen vielleicht ausgezeichnete Wissenschaftler sein, aber als Rechtsanwälte wären sie nichts wert«, murmelte Karen Heller Danchekker ins Ohr. Danchekker schnaubte und sagte nichts.
    Calazar war gespannt darauf, wie weit die Jevleneser mit ihren Lügen gehen würden, wenn man ihnen den Spielraum dafür ließ. Außerdem hoffte er, von ihnen mehr zu erfahren, bevor er selbst seine Karten aufdeckte und enthüllte, wieviel er wußte. Deshalb wollte er sie nicht sofort mit den Terranern und den Ganymedern von der Shapieron konfrontieren. Er erteilte deshalb VISAR die Anweisung, alle Informationen über diese beiden Gruppen aus seinem Datenstrahl an JEVEX und damit an die Konferenzteilnehmer von Jevlen herauszuschneiden. Das bedeutete, daß Hunt, Garuth und ihre Begleiter zwar in gewisser Beziehung anwesend sein würden, dabei aber für die Jevleneser völlig unsichtbar blieben. Eine solche Taktik war ein offensichtlicher Verstoß gegen die guten Manieren und gegen das thurische Gesetz, wie es in den vielen Jahrhunderten, die VISAR schon benutzt wurde, noch nie vorgekommen war.
    Trotzdem hatte Calazar entschieden, daß die Jevleneser selbst durch ihr Verhalten die Rechtfertigung dafür geliefert hatten, bei dieser Gelegenheit eine Ausnahme zu machen. Hunt freute sich schon auf die Konsequenzen.
    »Premierminister Broghuilio, Staatssekretär Wylott und der wissenschaftliche Berater Estordu«, verkündete VISAR. Hunt richtete sich auf. Drei Personen erschienen am Ende des Raums gegenüber von Calazar und den Thuriern. Der in der Mitte mußte Broghuilio sein, entschied sich Hunt sofort. Er war mindestens einen Meter neunzig groß, und seine dunklen Augen blitzten drohend aus einem Gesicht, das durch eine dichte Mähne von schwarzem Haar, einen aggressiven Mund und einen kurzgeschnittenen schwarzen Bart noch bedrohlicher wirkte. Er trug einen kurzen Mantel aus einem glänzenden Goldstoff über einem malvenfarbigen Gewand, das einen athletischen, kraftvol-len Körper bedeckte.
    »Was ist mit der Shapieron? « fragte Calazar in ungewöhnlich knappem Ton. Hunt hatte erwartet, daß eine so bedeutende Persönlichkeit zumindest einige einführende oder begrüßende Worte erforderte. Auch die Überraschung, die kurz in den Gesichtern der beiden anderen Jevlenesern aufzuckte, schien dafür zu sprechen. Einer von ihnen sah direkt auf Hunts Platz, schien aber direkt durch ihn hin-durchzusehen. Es war ein merkwürdiges Gefühl.
    »Ich bedaure, hier so eindringen zu müssen«, begann Broghuilio. Seine Stimme war tief und rauh, und er redete steif, als tue er hier eine Pflicht, die es ihm abverlangte, mehr Gefühle zu zeigen, als er wirklich empfand. »Wir haben gerade eine äußerst ernste Nachricht erhalten: Unsere Spürinstrumente können keine Spur des Schiffs mehr entdecken. Wir können daraus nur schließen, daß es zerstört worden ist.« Er machte eine Pause und sah sich auf dramatische Art im Raum um. »Die Möglichkeit, daß dies die Folge einer vorsätzlichen Handlung war, kann nicht ausgeräumt werden.«

    Die Thurier starrten ihn schweigend an. Sie machten keinen Versuch, sich zu verstellen und Betroffenheit oder Empörung zu zeigen – nicht einmal Überraschung drückten ihre Mienen aus. Eine erste Spur von Unsicherheit machte sich in Broghuilios Augen bemerkbar, während er die Gesichter der Ganymeder nach einer Reaktion absuchte. Die Sache lief offensichtlich nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Einer von den anderen beiden, auch er groß, düster dunkelblau und schwarz gekleidet, mit eisblauen Augen, glatt zurückgekämmtem silbernem Haar und einem rosigen, etwas zur Fülle neigenden Gesicht, schien diese Anzeichen nicht bemerkt zu haben. »Wir haben versucht, Sie zu warnen«, sagte er und breitete in einer gelungenen Vorspiege-lung des Schmerzes, den die Thurier eigentlich jetzt hätten empfinden müssen, flehentlich die Hände aus. »Wir hatten Ihnen dringend empfohlen, das Schiff abzufangen, bevor

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