Stern der Riesen
Wahnsinn. Ich werde es nicht zulassen, daß wir diesen Weg einschlagen.«
»Broghuilio ist verrückt«, beharrte Showm. »Es gibt keinen anderen Weg.«
»Es muß ihn geben. Wir brauchen Zeit, um überlegen zu können.«
»Wir haben aber keine Zeit.«
Eine schwere Stille senkte sich herab. Auf der einen Seite des Raums fing Hunt Lyns Blick auf und zuckte hilflos die Achseln. Sie hob die Augenbrauen an und seufzte. Ihnen fehlten die Worte. Die Lage sah nicht günstig aus. Danchekker, der bei ihnen stand, wurde unruhig.
Er setzte seine Brille ab, sah eine Weile aus zusammenge-kniffenen Augen auf sie herab, bewegte sie vor seinem Gesicht hin und her, setzte sie wieder auf und drückte seine Nase mit Daumen und Zeigefinger zusammen. Offensichtlich ging ihm etwas im Kopf herum. Hunt beobachtete ihn interessiert und wartete ab.
»Nehmen wir einmal an...« begann Danchekker, überlegte noch eine Sekunde lang und richtete seinen Blick auf Calazar und Morizal. »Nehmen wir einmal an, wir könnten die Jevleneser dazu bringen, ihre offensiven Maßnahmen zurückzustellen und sich statt dessen auf die Defensive zu beschränken... mit anderen Worten, sich mit ihrer Streitmacht nach Jevlen zurückzuziehen«, sagte er. »Damit könnten wir doch etwas Zeit gewinnen.«
Calazar sah ihn verwirrt an. »Warum sollten sie das denn tun? Wogegen sollten sie sich denn verteidigen? Wir haben nichts, womit wir ihnen einen Angriff androhen könnten, und Sie auch nicht.«
»Zugegeben«, sagte Danchekker. »Aber vielleicht läßt sich ein Weg finden, wie wir sie überzeugen können, daß wir doch etwas haben.« Die Ganymeder starrten ihn verständnislos an. Er erklärte: »Lyn und Vic haben sich kürzlich über die Idee unterhalten, wie wir einen totalen Angriff gegen Jevlen in VISAR simulieren könnten. Das würde VISAR dann in JEVEX einspeisen, natürlich vorausgesetzt, daß ZORAC sich den Zugang verschaffen kann.
Nach entsprechender Manipulation der Aufzeichnungen von JEVEX könnte VISAR ihm vielleicht die Überzeugung einflößen, daß die Existenz einer solchen Streitmacht genau zu seinen Beobachtungen in den letzten Jahren paßt.
Verstehen Sie, was ich meine? Eine solche List könnte im jevlenesischen Lager vielleicht genug Verwirrung stiften, daß sie ihre Kräfte zurückziehen, und wenn die Unsicherheit bei ihnen groß genug ist, würden sie es wahrscheinlich nicht riskieren, auf Thurien zu feuern, bis sie herausgefunden haben, wie die Lage wirklich aussieht. Ich habe zwar keine Ahnung, was wir anschließend tun können, aber in unserer jetzigen Notlage würde das doch zumindest einen gewissen Aufschub bringen.«
Showm hörte ihm mit einem merkwürdigen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu. »Das wäre fast das gleiche wie das, was sie mit uns gemacht haben«, murmelte sie. »Wir würden ihre eigene Taktik gegen sie verwenden.«
»Ja, das würde einen gewissen Reiz bergen«, stimmte ihr Danchekker zu.
Auf einige Fragen von Morizal hin führte Danchekker die Idee detaillierter aus. Als er damit fertig war, sahen sich die Ganymeder skeptisch an, aber niemand von ihnen konnte in der Argumentation einen ernsthaften Fehler ent-
decken. »Und was meint VISAR dazu?« fragte Calazar, nachdem sie sich einige Zeit darüber unterhalten hatten.
»Es könnte funktionieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist trotzdem noch höher als fünf Prozent«, antwortete VISAR. »Es ist immer noch das gleiche Problem: Ich kann nur dann in JEVEX hineinkommen, wenn es ZORAC gelingt, die Sperren abzuschalten, und damit scheint ZORAC
bisher kein Glück gehabt zu haben. Ich habe noch nichts von ihm gehört.«
»Hast du noch einen anderen Vorschlag?« fragte Calazar.
Einige Sekunden verstrichen. »Keinen«, gab VISAR zu.
»Ich könnte mich daranmachen, mit etwas Hilfe von den Terranern die Informationen herzustellen. Falls es ZORAC
wider Erwarten gelingen sollte hineinzukommen, wären sie dann für die Einspeisung bereit, aber die Wahrscheinlichkeit ist einfach nicht höher als fünf Prozent. Mit anderen Worten, verlassen Sie sich nicht darauf.«
Im Verlauf der Diskussion war ein abwesender Ausdruck in Hunts Augen getreten. Die Personen im Raum bemerkten das allmählich und sahen ihn interessiert an.
»Wir stehen also wieder vor dem Problem, wie wir JEVEX'
Aufmerksamkeit ablenken könnten, nicht wahr?« sagte er.
»Wenn es uns nur gelingen würde, seine Selbstüberprü-fungsfunktionen jene zwei Sekunden einzufrieren, die ZORAC braucht, um die Sperren
Weitere Kostenlose Bücher