Stern der Riesen
haben sie eine ganze Welt erobert. Was für eine außergewöhnliche Rasse das gewesen sein muß.«
Das war einer der wenigen Anlässe, bei denen Hunt Danchekker wirklich gerührt erlebt hatte. Ihm selbst ging es ebenso. Er dachte noch einmal an die Szenen aus dem lunarischen Krieg und an die Vision der Jevleneser zurück, laut der auch die Erde auf eine solche Katastrophe zuraste.
Und fast wäre es Wahrheit geworden. Es war knapp gewesen – viel zu knapp. Wenn die Erde nicht vor nur zwanzig oder dreißig Jahren den Kurs gewechselt hätte, hätten diese Visionen leicht Wirklichkeit werden können, und dann wäre der Einsatz von Charlie und Koriel und der wenigen Überlebenden von Gorda, die Anstrengungen der Thurier sowie all das, was die Überlebenden später noch durchzu-stehen gehabt hatten, umsonst gewesen.
Hunt fiel dabei ein, was Wellington nach Waterloo gesagt hatte: »Es war ein knapper Sieg, sogar verdammt knapp – der knappste Sieg meines Lebens.«
21
Nachdem Jerol Packard von Norman Pacey gehört hatte, was in Bruno passiert war, forderte er beim CIA geheim eine Zusammenstellung von allen Angaben über Sverenssen und dazu über die anderen Mitglieder der UN-Delegation an, die sich im Lauf der Jahre in den Akten angesammelt hatten. Clifford Benson, der CIA-Beamte, der den Auftrag bearbeitet hatte, faßte am nächsten Tag in Packards Büro im State Department hinter verschlossenen Türen seine Ergebnisse zusammen.
»Sverenssen ist 2009 wieder in Westeuropa aufgetaucht, nachdem er sich bereits einen festen Kreis von sozialen und finanziellen Kontakten geschaffen hatte. Wie ihm das gelang, ist unklar. Innerhalb der letzten zehn Jahre davor läßt sich keine Spur von ihm finden – eigentlich sogar seit der Zeit, wo er angeblich in Äthiopien umkam.« Benson deutete auf eine Wandtafel, auf der Namen und Organisation festgehalten waren und an der Photographien und Pfeile als Querverweise befestigt waren. »Am engsten steht er mit einem Konsortium von Banken aus Frankreich, England und der Schweiz in Verbindung, in dem noch die gleichen Familien die Aktenmajorität besitzen, die im neunzehnten Jahrhundert in Südostasien mit einem Netz von finanziellen Transaktionen die Erträge aus dem Opium-Geschäft untergebracht haben. Hier haben wir eine interessante Tatsache
– eines der bedeutendsten Mitglieder dieses Konsortiums in Frankreich ist ein Blutsverwandter von Daldanier. Die beiden Namen sind sogar schon seit drei Generationen miteinander verknüpft.«
»Die Leute bleiben ziemlich unter sich«, meinte dazu Caldwell. »Ich würde dem nicht allzu viel Bedeutung bei-messen.«
»Das würde ich auch nicht, wenn es ein Einzelfall wäre«, stimmte ihm Benson zu. »Aber jetzt sehen Sie sich mal den Rest der Geschichte an.« Er deutete auf einen anderen Teil der Wandtafel. »Der französische und schweizerische Teil kontrollieren einen ansehnlichen Teil des Goldge-schäfts der Welt und stehen über den Londoner Goldmarkt und seine Minenkonzessionen mit Südafrika in Verbindung
– und jetzt sehen Sie einmal, welcher Name da unten in so wichtiger Position steht.«
»Gehört dieser Van Geelink zu der gleichen Familie wie der Komplize von Sverenssen?« fragte Hunt skeptisch.
»Die gleiche Familie«, sagte Benson. »Sie hat recht viele Mitglieder, die alle mit verschiedenen Teilen dieses Geschäfts in Verbindung stehen. Das ist alles äußerst kompliziert.« Er machte eine kurze Pause und sprach weiter. »Bis grob in die ersten Jahre dieses Jahrhunderts ist sehr viel von den Van Geelinks kontrolliertes Geld für die Aufrechterhaltung der weißen Vorherrschaft investiert worden. Die Stabilität von Schwarzafrika wurde planmäßig politisch und finanziell unterminiert. Das ist einer der Gründe dafür, warum anscheinend niemand Interesse daran hatte, den Widerstand gegen die Subversion durch Kubaner und andere Kommunisten zu unterstützen, die von den siebziger bis in die neunziger Jahre betrieben wurde. Um ihre eigene Position trotz Handelsembargos militärisch halten zu können, hat die Familie über Mittelsmänner, oft aus südamerikanischen Regimes, Waffengeschäfte organisiert.«
»Das bringt wohl diesen Brasilianer ins Spiel?« fragte Caldwell und hob dabei eine Augenbraue.
Benson nickte. »Unter anderem. Saraquez' Vater und Großvater sind beide groß in das Warenfinanzierungsge-schäft eingestiegen, besonders dort, wo es um Öl ging. Sowohl von ihnen als auch von den Van Geelinks gibt es Verbindungen
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