Sternchenhimmel
verdienen, wenn jemand wegen einer Prügelei in einer Bar oder Alkohols am Steuer verhaftet wurde, und sei es nur ein D-Promi. Der Mann ließ Fremont großherzig mitmachen und klappte noch großherziger sechs Monate später mit einem geplatzten Gehirnaneurysma tot zusammen.
Fremont übernahm das Geschäft und entwickelte sich bald zu einem regelrechten Scanner-Fanatiker. Er konnte simultan zweiundzwanzig verschiedene Polizei- und Feuerwachen abhören, von Palmetto Bay bis Palm Beach, und außerdem noch die State Marine Patrol, die US Coast Guard, die DEA , sogar die Fischereibehörde. Als Fremonts Ruf sich verbreitete, tauchten auf seiner Kundenliste neben Reportern und Kamerateams, die den Cops ständig auf den Fersen waren, auch jene auf, die ihnen ständig aus dem Weg gingen – Dealer, Waffenhändler, Straßenrennfahrer, Viehdiebe und Migrantenschlepper. Fremont war nicht wählerisch. Jeder, der seine Informationen kaufte, konnte sicher sein, dass sie fundiert und aktuell waren.
Die meisten Kunden zahlten zuverlässig, bis auf ein paar umherziehende Paparazzi. Die pflegten in der Stadt aufzukreuzen und sofort Fremont zu kontaktieren, versprachen jede Menge Kohle, wenn er sie zu irgendeinem weggetretenen Starlet oder zu einem besoffenen Profisportler auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens oder – noch besser – in einem Krankenwagen lotste. Fremonts Preise waren fair, und er erwartete, für produktive Tipps prompt bezahlt zu werden. Einen säumigen Knipser ausfindig zu machen hieß, wertvolle Zeit vor dem Scanner zu versäumen, doch es ging auch ums Prinzip. Mehr als alles andere hasste Fremont es, verarscht zu werden.
Er wählte abermals Bang Abbotts Nummer. Dieselbe tonlose Stimme wie schon zuvor meldete sich. Fremont argwöhnte, dass es Abbott höchstselbst war, der sich als jemand anderes ausgab. Oder vielleicht war er auch erkältet.
»Hier ist Spores. Ich will meine zweihundert Piepen.«
»Wofür gleich noch mal?«
»Für Larissa besoffen hinterm Steuer, Arschloch. Das Idol?«
»Kein Problem.«
»Das hab ich schon mal gehört. Morgen früh. Punkt neun Uhr, am üblichen Treffpunkt.«
»Und der wäre?«
»Kommen Sie mir nicht mit dem Scheiß, Claudius. Dafür habe ich nicht die Geduld«, blaffte Fremont. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, da gibt’s einen Mann in Bogotá, den ich jederzeit anrufen kann, wenn ich einen Gefallen brauche. Wär’s Ihnen lieber, das so zu regeln?«
»Wir sehen uns morgen.«
»Schon besser.« Fremont legte auf und dachte: Wehe, wenn er nicht auftaucht.
Am anderen Ende der Leitung lächelte jemand, der nicht Bang Abbott war, während er das mandarinfarbene BlackBerry einsteckte. Chemo hatte nicht die Absicht, sich mit Fremont Spores zu treffen. Der Bodyguard hatte Abbotts Anrufe aus Langeweile entgegengenommen, sich den Hype der Tippgeber angehört und dann beiläufig allen Honorarforderungen zugestimmt. Das Ganze war ein erheiternder Blick durchs Fenster in eine Welt spezialisierter Widerwärtigkeit, die Chemo fremd war. Er sah keinen Sinn darin, die neue Handynummer des Fotografen weiterzugeben; nach dem heutigen Abend würde der Drecksack endgültig aus dem Geschäft sein.
Chemo wandte sich wieder seiner National Geographic zu, versenkte sich in den Chirurgie-Artikel und achtete nicht auf die Zeit. Eine Stunde verging, ehe ihm wieder einfiel, dass er Abbott und Cherry in einem Schlafzimmer allein gelassen hatte. Dort waren sie noch immer und lagen besinnungslos im Bett, als Chemo durch die Tür gestürmt kam.
Der korpulente Paparazzo lag auf dem Bauch, splitternackt bis auf seine Baseballkappe und ein Bluetooth-Headset. Die ehemalige Cheryl Gail Bunterman trug einen jadegrünen Kimono und einen einsamen Cowboystiefel. Der Bodyguard griff nach ihrem Handgelenk und tastete nach einem Puls. Sie rührte sich, blinzelte und hob den Kopf.
»Du nich’«, nuschelte sie.
»Gratuliere«, sagte Chemo. »Ein neuer Tiefpunkt.«
»Als ob ich Claude wirklich noch mal bumsen würde. Kommt überhaupt nich’ in Frage.« Sie bedachte ihren schnarchenden Bettgenossen mit einem schläfrigen Feixen. »Was für’n totaler Rohrkrepierer.«
Chemo ruckte mit dem Daumen in Richtung Badezimmer. »Geh dich waschen.«
»Yo, ich hab dem Typen nicht mal einen geblasen. Ich schwör’s!«
Yo? Chemo hatte vergessen, das auf die Schweinetreiber-Liste zu setzen.
Cherry setzte sich auf, gähnte und schnitt dabei eine Affenfratze. »Mein Gott, meine Haare sind der Horror.«
»Verglichen mit
Weitere Kostenlose Bücher