Sternchenhimmel
da können Sie meinetwegen ruhig ins Meer schmeißen. Ich hab die Junkie-Fotos schon an meinen Laptop gemailt, und der steht in L . A . Beim Eye gibt es einen Redakteur, wenn der bis morgen Mittag nichts von mir hört, schickt er jemanden in meine Wohnung.«
Chemo machte keinen sonderlich besorgten Eindruck. Er schien nachzudenken. Schließlich steckte er Abbotts Handy ein und nahm abermals die Pistole in die Hand.
»Ich habe zwei verschiedene Anweisungen«, sagte er. »Erstens: Die Lark-Schwestern werden eine PR -Story zusammenstoppeln, dass es Cherry war – und nicht die Schauspielerin –, die von einem Irren entführt und gefangen gehalten worden ist, während der Typ schlüpfrige Fotos gemacht hat. Von den Bildern, die Sie heute gemacht haben, werden sie ein paar ausgewählte Schnappschüsse an die Medien durchsickern lassen, gerade noch rechtzeitig vor der Tournee. Geht wohl darum, den Vorverkauf anzukurbeln. Und wenn Sie nicht die Klappe halten und mitmachen, rennen die Buntermans zu den Cops und lassen Sie wegen Kidnappings festnehmen. Und dann, wenn Sie im Knast sitzen, verklagen die Ihren Fettarsch vor dem Zivilgericht.«
Bang Abbott konnte kaum fassen, was er da hörte.
»Zweitens wäre da noch der Plan von Mr Lykes«, fuhr Chemo fort. »Er will, dass ich Sie kaltmache.«
»Nein! Was?«
»Ich soll’s wie Selbstmord aussehen lassen. Es wird heißen, Cherry ist aus Ihrem Versteck entkommen und getürmt, Sie wussten, dass die Bullen Sie kriegen und für tausend Jahre einbuchten, also – Peng! – haben Sie sich die Kugel gegeben. Erinnern Sie sich noch an diesen Vollidioten, der Versace ermordet hat? So hat’s den erwischt, er hat sich selbst erschossen, als die Cops ihm auf die Pelle gerückt sind«, sagte Chemo. »Nur wär’s in Ihrem Fall ein ›begleiteter Suizid‹, wie es so schön heißt.«
»Ich fasse es nicht.« Bang Abbott zitterte. Sein Blick huschte zu der Pistole – er war sich ziemlich sicher, dass der Bodyguard sämtliche Kugeln in das Clowngemälde geballert hatte.
Chemo gab eins von seinen haarsträubenden Lächeln zum Besten. »Nein, Kumpel, eine Kugel habe ich für Sie aufgehoben.«
»Das ist ein Riesenfehler!« Der Fotograf stach mit dem verbundenen Zeigefingerstummel in die Luft. »Wenn Sie mich umbringen, sind all die Junkie-Fotos im Netz, und Cherrys neues Album wird ein Flop. Die Tournee? Was für eine Scheißtournee? Kapieren Sie denn nicht?«
»Sie sind derjenige, der gar nichts rafft«, entgegnete der Bodyguard.
In diesem Moment lichtete sich der Hirnnebel, und Bang Abbott begriff, dass Chemo durch und durch kriminell war, ein freischaffender Verbrecher, dem es vollkommen gleichgültig war, was aus Cherry Pyes Karriere wurde. Bang Abbott glaubte, er könne seine eigene Haut vielleicht retten, wenn er den Mann mit einbezog.
»Wie viel bezahlt Ihnen Lykes?«
»Achtzig Riesen«, antwortete Chemo.
»Jetzt mal im Ernst.« Bang Abbott rutschte unbehaglich herum; die blutige Abschürfung an seinem Hinterteil klebte allmählich am Bettlaken fest. »Lebendig bin ich für Sie doppelt so viel wert. Dreimal so viel.«
»Klingt gut. Reden Sie weiter.«
»Haben Sie die Bilder gesehen? Die sind der Hammer«, beteuerte Bang Abbott. »Schauen Sie doch mal.«
Chemo steckte die Pistole in seinen Gürtel. Dann schnappte er sich eine von Abbotts Nikons und setzte sich in einen Sessel, um sich die Arbeit dieses Widerlings anzusehen. Es überraschte ihn, wie gut die Fotos geworden waren – sogar die mit dem durchlöcherten Clownbild. Durch das Auge von Abbotts Kamera sah Cherry unendlich viel interessanter aus, als sie tatsächlich war. Jemand, der niemals Zeit mit ihr verbracht hatte, würde aus den Fotos womöglich schließen, dass sie tiefgründig und mysteriös war.
»Meine Fresse«, sagte Chemo.
Jäh schöpfte Bang Abbott Hoffnung. Er gab sich ganz der Aufgabe hin, durch Quatschen seine Hinrichtung abzuwenden.
» Gefallener Engel. Wie finden Sie das?«, fragte er den Bodyguard. »Als Titel, meine ich.«
»Als Titel von was?«
»Von meinem Fotobuch mit Cherrys Porträts – Gefallener Engel. Oder vielleicht Verlorener Engel. «
Chemo machte ein skeptisches Gesicht. »Sie haben genug Bilder von ihr, um ein ganzes Buch vollzukriegen?«
»Reichlich«, sagte Bang Abbott. Was er nicht hatte, war ein Verleger – noch nicht. »Zuerst verkaufe ich ein paar von den Fotos an irgendeine hochkarätige Zeitschrift wie die Maxim oder vielleicht auch die W. Sie wissen schon, nur um
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