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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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dem Rest von dir nicht.«
    »Übrigens – Tannys ›Glückspillen‹? Ich hab mich in den Flur rausgeschlichen und sie gefunden«, sagte sie selbstzufrieden. »Siehst du?«
    »Wie viele hast du Abbott verpasst?«
    Cherry lächelte in sich hinein. »Drei oder vier. Weiß nicht genau.«
    »Super. Ich werde die ganze verdammte Nacht hier sitzen.« Chemo stieß den leblosen Fotografen mit dem verhüllten Rasentrimmer an. Der Mann schnaufte, wachte aber nicht auf.
    Aus den Falten der Bettwäsche fischte Cherry die Wodkaflasche hervor, die leer war. Sie war zu benebelt, um deswegen zu quengeln. Chemo sah zu, wie sie in dem zu großen Stiefel auf das Klo zuhumpelte. Sie schloss die Badezimmertür und machte sich mit Elan ans Kotzen; vollmundiges Würgen hallte von dem italienischen Marmor wider.
    Chemo zog Bang Abbotts BlackBerry hervor und tippte Janet Buntermans Nummer ein.
    »Wir sind hier fertig«, sagte er.
    »Schon?«
    »Und wie. Kommen Sie sie abholen.«
    Die Kombination aus Alkohol, Oliven und Tabletten wirkte sich nachteilig auf Bang Abbotts Schlafrhythmus aus. Er träumte, dass ihm ein Hai den Hintern abfraß. Eine Schar junger Frauen am Stand jubelte und schoss Fotos. Sie trugen alle schwarze Cocktailkleider. Bang Abbott mühte sich verzweifelt ab, aus dem Wasser zu kommen, doch der Hai ließ seine Arschbacken nicht los – eine grausige Wiederholung der Attacke auf Terence Hughes, jenen unglückseligen Touristen, der Jahre zuvor, ohne es zu wissen, am Clearwater Beach in Bang Abbotts Köderwolke hineingewatet war. Hughes hatte das am Ende hundertneunundsiebzig Stiche eingetragen und Abbott einen Pulitzer.
    Der Paparazzo litt nicht oft unter Albträumen, und dieser war besonders lebhaft. Der brennende, bohrende Schmerz schien authentisch und wurde von den Tabletten kaum abgemildert, die er idiotischerweise geschluckt hatte, weil Cherry Pye gesagt hatte, er traue sich nicht. Als er sich umdrehte, um dem hartnäckigen Hai mit beiden Fäusten eins zu verpassen, tat das ebenfalls weh. Sauweh.
    Hilfe!, schrie Abbott im Schlaf.
    Doch die Miezen am Strand lachten nur und fotografierten immer weiter mit ihren bonbonbunten Handys. Unterdessen gab der Hai ein hohes Sirren von sich, während er an seinem salzigen Fleisch nagte.
    Ich blute!, jammerte der Fotograf.
    Und so war es tatsächlich.
    »Aufwachen, Kumpel. Bringen wir’s hinter uns.«
    Bang Abbott klappte ein verklebtes Augenlid hoch und sah Chemo über sich aufragen wie einen schorfigen Aasgeier. Der Motor des Rasentrimmers surrte immer noch. Bang Abbott sah, dass die Haut seiner Fingerknöchel abgeschabt war, und eine dunkelrote, untertassengroße Wunde glänzte auf der gewaltigen Wabbelfläche seiner rechten Gesäßhälfte. Aufstöhnend rollte er sich auf den Rücken und zerrte die Bettdecke bis zum Hals hoch. Das Bluetooth-Headset fiel aufs Kopfkissen.
    »Warum haben Sie mich so zerschreddert?«, blökte er.
    »Weil Sie versucht haben, mich zu linken.« Chemo stützte das motorisierte Gartengerät auf das Kopfteil des Bettes; seine unversehrte Hand ruhte auf Bang Abbotts 38er Colt.
    »Was zum Teufel läuft hier? Wo ist Cherry?«, fragte der Paparazzo. Er konnte sich nicht erinnern, gebumst worden zu sein, doch er wollte die Möglichkeit nicht ausschließen. Wieso sollte er sich sonst ausgezogen haben?
    »Sie ist wieder im Hotel, bei Mommy und Daddy«, antwortete der Bodyguard.
    Bang Abbott gab sich Mühe, klar zu denken. Er nahm korrekterweise an, dass sein kühner Plan in Gefahr war.
    »Wenn mir irgendwas passiert«, warnte er, »ist Cherry erledigt.«
    Chemo bedachte ihn mit einem starren Basiliskenblick. »Netter Versuch, Flachpfeife.«
    Der Fotograf stemmte sich auf die Ellenbogen hoch. Sein Kopf fühlte sich an wie ein gesprungener Zementblock. »Diese Klofotos, die ich von ihrer Doppelgängerin gemacht habe – die mit der Spritze? Wenn mir was passiert, stehen diese Bilder überall im verschissenen Internet. Cherry ist finito. «
    Chemo klemmte sich die Pistole unter den intakten Arm und zog Abbotts Ersatzhandy aus seiner Hemdtasche, das, mit dem die Bilder von Ann DeLusia mit der dreckigen Spritze in der Hand im Marriott gemacht worden waren.
    »Meinen Sie diese Fotos?«, fragte der Bodyguard.
    Bang Abbott sackte in sich zusammen. Der Scheißkerl hatte seine Hosentaschen durchwühlt, während er weggetreten gewesen war.
    »Sie verlieren andauernd Ihre Handys«, meinte Chemo. »Das wird teuer.«
    Hastig riss der Fotograf sich zusammen. »Das blöde Teil

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