Sternchenhimmel
reicht. Zusätzlich werden Sie noch den neuen Anzug vom Captain bezahlen. Ich meine, sieht er nicht toll aus?«
Skink verriet Chemo, dass allein die Augenklappe dreihundert Dollar gekostet hatte.
»Wollen Sie mich verarschen? Ist das Seide oder so was?«
»Mischwolle, ich schwör’s bei Gott«, antwortete Skink. »Für dreihundert Piepen könnte ich mir ein ganzes gottverdammtes Schaf kaufen und es dazu abrichten, auf meinem Gesicht zu sitzen.«
Alle lachten, außer Janet Bunterman. Ihr Mann nahm sein Handy und gab der Zegna-Boutique in Bal Harbour seine Kreditkartennummer. Ann vergewisserte sich, dass er den Verkäufer anwies, den Beleg für ihre Karte zu zerreißen, deren Limit der Kauf der neuen Garderobe für den Gouverneur gesprengt hatte.
Ein junger Mann in einer weißen Schiffsuniform brachte Rum-Drinks, Hummersalat und eine Silberplatte mit Thunfisch-Tataki, das Chemo ein bisschen zu roh war. Er aß es trotzdem.
Sobald der Kellner fort war, sagte Ann: »Ich will Ihre fünfzigtausend Dollar nicht, Janet. Mit vierzehnhundert komme ich locker zurück nach Kalifornien.«
Ned Bunterman, stets der Erbsenzähler, gab sich Mühe, seine Freude zu verbergen, die seine Frau nicht teilte. Sie wusste, dass Maury Lykes gleichfalls entsetzt sein würde, weil Annie sich grundsätzlich vom Team löste – und jemandem, der fünfzig Riesen ausschlug, konnte man nicht trauen.
»Um Himmels willen, Annie, nehmen Sie das Geld«, drängte Janet Bunterman. »Sie haben es sich verdient.«
»Und mehr«, sagte Ann.
»Was versuchen Sie dann zu beweisen?«
»Hör zu, sie hat sich entschieden«, ging Cherrys Vater dazwischen. »Wir sollten ihre Wünsche respektieren.«
Chemo war selbst verdutzt über Anns Entscheidung, doch er verspürte kein Verlangen, sie ihr auszureden. Die Buntermans konnten die fünfzigtausend, die sie zurückwies, gern für eins der knackigeren Star-Island-Fotos hinblättern.
»Nehmen Sie die fünfzigtausend, Annie«, wiederholte Cherrys Mutter.
»Nein, ich komme schon zurecht.« Ann stand auf und wandte sich zum Gehen. Skink schob die Schrotflinte zurück in die Converse-Tasche. Als er sich erhob, warf er einen Schatten wie den einer Zypresse über die Buntermans.
»Und was wird jetzt aus uns?«, fragte Ned Bunterman und wand sich larvengleich.
Ann seufzte. »Sie haben nicht zugehört, stimmt’s? Ich bin fertig, Ned.«
»Ja, aber …«
»Ach, übrigens? Ihre Tochter ist völlig von der Rolle. Sie wird sich umbringen.«
»Oh, bitte«, sagte Janet Bunterman.
»Sie wird diese Tournee nicht lebend überstehen«, sagte Ann. »Nicht wenn sie weiter so auf den Putz haut.«
Ned Bunterman sah Chemo unverwandt an, während er antwortete: »Wir haben die Situation absolut im Griff. Da läuft jetzt ein völlig neues Programm, oder?«
»Klar, Mann«, antwortete Chemo mit einem Reptilienblinzeln.
»Rufen Sie mich nie wieder an«, wies Ann Cherrys Eltern an, »egal, was passiert. Und wenn sie im Koma liegt, das interessiert mich einen Scheiß.«
Janet Bunterman war völlig durcheinander. »Wie – das war’s jetzt also? Im Ernst?«
Chemo konnte es nicht ertragen, solche Leute in seiner Nähe zu haben. Er beneidete die junge Schauspielerin um ihren Abgang.
»An einer Gastritis ist doch noch keiner gestorben!«, empörte sich Cherrys Mutter. »Sie haben vielleicht Nerven, Annie.«
Ned Bunterman, der unbedingt den Deal abschließen und der Familie fünfzigtausend Dollar ersparen wollte, entschied sich für einen beschwichtigenden Ansatz. »Keine Angst, wir passen unterwegs supergut auf Cherry auf. Mr Chemo wird sie nicht aus den Augen lassen.«
»Au Backe. Ich hoffe nur, er kriegt das besser hin als an dem Abend, als er auf mich aufpassen sollte.«
Dieser Seitenhieb von Ann ließ Chemo seinen Entschluss, sie nicht zu ermorden, wieder in Frage stellen, doch dann stupste sie ihn spielerisch mit dem Fuß an. »War schließlich Ihr erstes Carjacking«, scherzte sie. »Vergeben und vergessen.«
Alle erhoben sich und folgten Skink und Ann aufs Hauptdeck hinunter. Die Yacht schaukelte sanft im Kielwasser eines vorbeifahrenden Ausflugsbootes. Als sie auf der Gangway standen, erkundigte sich der Gouverneur nach Chemos Arm. Der Bodyguard zog den Cobra-Golfschoner herunter und führte den Rasentrimmer vor, indem er die farbenfrohe Flagge des Coral Gables Yachtclub schredderte, die fröhlich am Heck geflattert hatte.
»Fantastisch!«, brüllte Skink, und sein Tausend-Watt-Lächeln ließ Janet Bunterman ein
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