Sternchenhimmel
Verbindung brachte.
»Kommen Sie, Schätzchen«, sagte die Schwester. »Legen Sie sich hin. Es könnte sein, dass Sie eine Gehirnerschütterung haben.«
Später kam ein junger kubanischer Arzt mit ihren Röntgenbildern, die er an einem Lichtkasten befestigte. Er sagte, es lägen keine Knochenbrüche oder Schädelfrakturen vor. Während Ann auf einem gepolsterten Tisch lag, untersuchte er ihre Prellungen und drückte mit den Fingern an verschiedenen Stellen auf ihren Bauch. Er fragte, ob sie Kopfschmerzen hätte oder Übelkeit verspüre.
»Nein, ich bin bloß müde.«
»Wir können ein CT machen, oder wir warten ab, wie es Ihnen morgen geht.«
»Das wird schon wieder«, meinte Ann.
Der Arzt verschrieb ihr Schmerztabletten mit Kodein und sagte, sie könne gehen.
»Kann irgendjemand Sie abholen?«
»Erst mal muss ich mein Handy aufladen.«
»Sie können gern meins nehmen«, bot er an. »Ich heiße übrigens Carlos.«
»Hallo, Dr. Carlos.«
»Werden Sie Ann genannt oder Annie?«
»Meistens nennt man mich die zukünftige Mrs Clooney.«
»Oh.«
Manchmal war es Mrs Clooney und manchmal Mrs DiCaprio, ab und zu auch Mrs Depp. Die meisten Männer verstanden zwar, was sie ihnen damit sagen wollte, begriffen aber den Witz daran nicht.
Ann wackelte mit dem nackten Ringfinger ihrer linken Hand. »Meinen Brilli hab ich beim Juwelier im Safe gelassen. Vier Komma zwei Karat.«
»Gratuliere«, sagte der Arzt kleinlaut und reichte ihr sein Handy.
Der Motorradfahrer war fort, als Ann wieder ins Wartezimmer kam, wo sie das Schmerzmittelrezept in einen Papierkorb warf. Eine Polizistin kam vorbei und nahm ein paar Angaben zu dem Mietwagen zu Protokoll. Sie wollte unbedingt Details über den Unfall wissen, von dem Ann behauptete, sie könne sich noch immer nicht daran erinnern. Die Polizistin sagte nichts von einem entführten Charterbus, und Ann sagte nichts von dem Mann namens Skink. Sie wusste nicht genau, warum sie so einen gefährlichen Irren schützte, doch sie sagte sich, sie könne es sich ja jederzeit anders überlegen und mit der Amnesienummer aufhören. Sie könnte eines Morgens mit völlig intakter Erinnerung aufwachen, wie die Leute in den Seifenopern.
Neunzig Minuten nachdem die Polizistin gegangen war, rollte ein schwarzer Geländewagen vor die Notaufnahme. Ann DeLusia setzte sich neben Janet Bunterman auf den Rücksitz, die ihre E-Mails durchscrollte und an einem schlammfarbenen Smoothie nippte. Sie nahm Anns Gegenwart mit einem ernsten Kopfnicken zur Kenntnis und sagte: »Cherry ist verschwunden, und Maury hat so einen missgebildeten Bodyguard mit absolut widerlicher Einstellung angeheuert, um sie zu suchen. Es ist ein Albtraum, Annie. Der Mann hat einen verdammten Rasentrimmer anstelle einer Hand!«
»Ich hatte einen Riesenunfall, aber jetzt geht’s mir schon besser. Danke der Nachfrage.«
»Sie ist in Rainbow Bend über die Mauer getürmt«, fuhr Janet Bunterman fort, »und hat einen Jet zurück nach Miami gechartert. Jetzt ist sie verschwunden. Ja, schon wieder. «
»Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich von einem Einsiedler mit einem Gewehr als Geisel genommen worden bin? Er hat mich gezwungen, ein totes Krokodil zu essen.«
Cherry Pyes Mutter beugte sich vor und begutachtete kritisch Anns Oberlippe, die immer noch geschwollen war. »Das geht nicht«, stellte sie mit gefurchter Stirn fest.
»Ich kündige, Janet.«
»Was?«
»Ich habe einen fantastischen Mann kennengelernt. Wir werden heiraten«, verkündete Ann.
»Hören Sie auf.«
»Er ist Arzt. Wir werden sofort eine Familie gründen.«
»Sie können doch nicht einfach kündigen – doch nicht vor der Tournee.«
»Er heißt Carlos, und er ist einfach toll.«
»Wie viel bezahlen wir Ihnen jetzt, Annie?«, fragte Janet Bunterman.
»Achthundert die Woche. Als ob Sie das nicht wüssten.«
»Also, wie wär’s mit neunhundert?«
»Machen Sie tausend draus«, sagte Ann.
»Ach, Herrgott noch mal.«
»Carlos war Assistenzarzt im Johns Hopkins Hospital, und dann hat er ein Jahr lang in Sierra Leone gecampt und Leprakranke geimpft.«
»Sie reden einen solchen Quatsch«, meinte Janet Bunterman.
»Er bringt mir Mandolinespielen bei.«
»Das ist nicht komisch. Cherry ist trotz allem meine kleine Tochter.«
Ann zuckte die Achseln. »Das mit der Kündigung ist mein voller Ernst. Ich will mein eigenes Leben leben.«
»Aber Sie sind doch Schauspielerin.« Janet Bunterman hatte den Smoothie ausgetrunken und nagte an der Spitze des Strohhalms.
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