Sternchenhimmel
dich nämlich bis auf den letzten Stringtanga verklagen werde, Süße.«
»Weswegen denn?«, fragte Cherry mit zutiefst verwundeter Stimme.
»Vertragsbruch. Widerrechtliche Verwendung von Geldmitteln. Und was meinen Rechtsverdrehern noch alles so einfällt.« Maury Lykes trat vor den Spiegel und pulte sich ein Sesamkorn aus den Zähnen. »Du bist aus dem Entzug in Malibu abgehauen, also ist es jetzt Zeit für den Maury-Entzug. Bis auf Weiteres hast du komplettes Partyverbot«, verkündete er. »Die Proben fangen nächste Woche an – ich schicke dir die Konzert-Soundtracks per E-Mail, damit du anfangen kannst, deine legendäre Lippenmagie zu üben. Die Texte sind unterwegs.«
»Dann bin ich jetzt also irgendwie voll eine Gefangene oder so? Das läuft überhaupt nicht.«
»Freund Chemo wird dich überallhin begleiten.«
»Nein, Maury! Der ist doch total widerlich!«
»Ein Albtraum«, pflichtete der Promoter ihr bei. »Und glaub bloß nicht, du kannst dich in sein Herz blasen – er hat nicht dieselben Schwachpunkte wie Lev.«
Cherry zog die Brauen hoch. »Du meinst, er ist schwul?«
»Nein, ich meine, er ist eiskalt. Vielleicht der kälteste Scheißkerl, der mir je begegnet ist.«
Janet Bunterman klopfte an die Badezimmertür und fragte, ob alles in Ordnung sei. »Alles bestens!«, rief Maury Lykes zurück.
Cherry senkte die Stimme. »Aber er weiß doch, wer ich bin, oder?«
»Chemo? Oh, dem ist das völlig schnuppe.« Maury Lykes wandte sich vom Spiegel ab. »Schätzchen, nimm’s nicht persönlich. Psychopathen in mittleren Jahren, die kennen sich in der Musikszene eben nicht so aus.«
Der Gedanke, in der Öffentlichkeit mit einem so unattraktiven und möglicherweise auch noch unbumsbaren Bodyguard gesehen zu werden, machte Cherry schwer zu schaffen. »Wie hat er mich und Tanner gestern Abend gefunden?«
Maury Lykes erzählte ihr, dass Chemo bei sämtlichen Limousinenservices angerufen und vorgegeben hatte, der persönliche Pharmazeut des jungen Schauspielers und mit einer dringenden Lieferung in Verzug zu sein. Einer der Fahrdienstleiter erinnerte sich an eine Wagenbestellung auf Star Island und funkte den Fahrer an, der meldete, er stünde vor einem Tätowierstudio auf der Washington Avenue.
»Das ist ja so was von mies!«, empörte sich Cherry.
»Eher so was von brillant.« Der Promoter küsste sie aufs Kinn. »Vergiss nicht, was ich gesagt habe – wenn du diese Nummer versaust, hat der Spaß in deinem Leben ein Ende. Sei ein braves Mädchen, dann nennen wir dich auf dem nächsten Album ›Cherish‹.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn extradicht an sich. »Du darfst mich nie verlassen, Maury. Das musst du mir versprechen.«
10
Verhungern würde Bang Abbott nie. Auch mit einer gebrauchten Pentax konnte er jederzeit Geld verdienen.
Ein paar Jahre zuvor hatte ihn eine ganz besonders harte Durststrecke in der Clubszene von L . A . an die Strände von Malibu gezwungen, wo er sich jeden Nachmittag auf die Jagd nach sonnenbadenden Promis gemacht hatte. Bang Abbott bezeichnete diesen Sommer als seine »Cellulite-Periode«, weil die Boulevardzeitungen geradezu lächerliche Summen für Nahaufnahmen von berühmten Ärschen zahlten, je schwabbeliger, desto besser. Mit einem sensationell peinlichen Foto von Jessica Simpson hatte er siebzehn Riesen verdient und weitere sechstausend für eine Fotoserie von Tom Hanks, der für einen Film über Theodore Roosevelt vierzehn Kilo zugenommen hatte.
Aber Strände waren nicht Bang Abbotts bevorzugtes Arbeitsumfeld. Sich zu verstecken war schwer, und die Lichtverhältnisse waren oft grell und ungünstig. Und was noch schlimmer war, an Stränden war es für gewöhnlich heiß, und Bang Abbott fühlte sich bei Hitze äußerst unwohl. Er schwitzte in unnatürlichen Wallungen, die rasch sein Hemd, seine Mütze, sogar seine Hose durchtränkten. Der Geruch störte ihn weniger als das Angestarrtwerden; es war unmöglich, nicht aufzufallen, wenn man triefte wie ein Nilpferd.
Doch ein Mann musste sich seinen Lebensunterhalt verdienen, also war er hier und kundschaftete den berühmten Oben-ohne-Abschnitt von South Beach in der Nähe des Lummus Park aus. Eine Frau, die er in einem Subway-Sandwichladen in der Warteschlange kennengelernt hatte, hatte behauptet, sie wäre Zimmermädchen im Clevelander, und für zwanzig Mäuse hatte sie Bang Abbott wissen lassen, dass Lindsay Lohan und ihre aktuelle Freundin sich an der Fifth Street sonnten. Was soll’s, dachte er
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