Sternchenhimmel
Lass mich dir machen stattdessen hübschen Bambusfalter.«
Ann erklärte ihr, dass das abstoßende Tattoo für eine Party benötigt wurde. »Ich schrubbe es gleich morgen früh wieder ab«, log sie.
»Salzwasser und Rubbelhandschuh, okay?«, wies die Künstlerin sie an. »Einweichen für zwanzig Minuten.«
»Alles klar.«
Ann zog ihre Bluse aus, steckte sich das Haar hoch und setzte sich unter die Lampe. Danach fuhr Cherrys Fahrer sie nach Bal Harbour, wo sie bei Max Mara ein kurzes schwarzes Kleid und Pumps kaufte. Obwohl es auf alles dreißig Prozent Preisnachlass gab, musste Ann schließlich auf ihr eigenes Geld zurückgreifen, weil Janet Bunterman ihr nicht genug gegeben hatte, wie üblich.
Als sie ins Stefano zurückkam, ging Ann schnurstracks in ihr Zimmer und betrachtete die Zeichnung an ihrem Hals. Katastrophal, dachte sie. Gott sei Dank ist das nur für South Beach.
Cherrys Mutter kam vorbei und warf einen Blick auf das Kunstwerk. »Hat sie gut hingekriegt, oder?«
»Sie sind mir was schuldig, und zwar nicht zu knapp«, knurrte Ann.
»Auf jeden Fall haben wir das Richtige getan. Cherry hat nämlich ein Foto auf ihrer MySpace-Seite eingestellt. Jetzt weiß die ganze verdammte Welt Bescheid.«
»Sie hat ihr Tattoo fotografiert?«
Janet Bunterman nickte. »Als sie sich im Badezimmer eingeschlossen hatte. Ich habe den Larks gesagt, sie sollen es löschen, aber sie meinten, es hätte sich schon verbreitet. Wir sollen cool bleiben und es einfach so nehmen, wie’s kommt.«
»Na, lassen Sie mich wissen, wie das hinhaut.« Mit finsterer Miene betrachtete Ann die Henna-Replik im Spiegel.
»Was sie getan haben, also, die Larks, sie haben das Foto immerhin so beschnitten, dass man Cherrys Brüste nicht sieht.«
»Na dann. Wir wollen doch nicht, dass sie sich blamiert.« Ann streckte sich auf dem Bett aus. Wenn sie Cherrys Mutter zuhörte, fand sie ihre eigene beinahe ganz in Ordnung.
»Ich wünschte, ich wüsste, was in ihrem Kopf vorgeht«, sagte Janet Bunterman.
»Da kann ich Ihnen nicht helfen. Wann findet der Ringelpiez statt?«
»Chemo holt Sie um elf ab. Haben Sie ein Kleid gefunden?«
Ann DeLusia lachte. »Wir geben bestimmt ein umwerfendes Paar ab, meinen Sie nicht? Ich und Señor Chemo.«
»Kommen Sie ihm bloß nicht frech, Annie. Das kann er gar nicht ab.«
Die Kostümanprobe dauerte mehrere Stunden, doch der Designer hielt Cherry mit Anekdoten von für ihre Unerträglichkeit berühmten Divas bei Laune. Sobald er weg war, steuerte Cherry die Minibar an, nur um festzustellen, dass alles Bier und alles Hochprozentige entfernt worden war. »Was soll denn der Scheiß?«, stieß sie hervor.
Chemo, der gerade den National Geographic las, blickte auf. »Auf ärztliche Anweisung«, meinte er.
»Warst du das?«
»Brüll nicht so, verdammt noch mal«, wies er sie an.
Noch nie war Cherry von einem Angestellten so rüde behandelt worden. Sie verkündete, dass sie Chemo hiermit augenblicklich feuere.
»Ich arbeite nicht für dich, Kindchen«, erwiderte er. »Ich arbeite für Mr Lykes.« Damit wandte er sich wieder seiner Zeitschrift zu.
Cherry rannte ins Schlafzimmer und knallte die Tür zu. Im Bodensatz ihrer Handtasche fand sie eine einsame gelbe Pille voller Flusen und schluckte sie. Sie hatte keine Ahnung, was sie da nahm; sie vermutete, dass es ein übrig gebliebenes Leckerli von ihrem Abend mit Tanner Dane Keefe war. Und wo sie gerade von ihm sprach, sie hatte dem Schauspieler an die fünfundzwanzig SMS geschickt, mit ihrem neuen iPhone, das ihre Mutter ihr als Ersatz für das gekauft hatte, das sie in Rainbow Bend gelassen hatte. Tanner hatte nicht geantwortet, woraus Cherry schloss, dass ihre verträumte Beziehung durch den Vorfall in dem Tätowierstudio Schaden genommen hatte. Was ist, wenn dieser riesige Freak mit seiner Waffelfresse jetzt meinen neuen Freund verjagt hat ?, dachte sie.
Als Cherry aus dem Schlafzimmer kam, trug sie lediglich einen hautfarbenen Stringtanga und einen Spitzen- BH . Chemo bedachte sie mit einem belustigten kurzen Blick, sagte aber nichts. Sie setzte sich neben ihn aufs Sofa und schlug lässig die Beine auf dem Couchtisch übereinander.
»Können wir nicht Freunde sein?«, fragte sie.
»Dafür werde ich nicht bezahlt. Großer Gott, was riecht denn hier so?«
Das Parfum hieß Fizz, ein während eines früheren Karrieretiefs hastig komponierter Duft. Weniger als viertausend Flaschen waren verkauft worden, die übrigen beherbergte jetzt ein klimatisiertes
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