Sternchenhimmel
Eckzähne, die sie von ihrem Vater geerbt hatten, doch die Zwillinge wurden häufiger für Cousinen gehalten als für Schwestern.
Seit sie Kleinkinder waren, hatten sich die beiden Larks danach gesehnt, völlig identisch zu sein. Als sie heranwuchsen, wurde das zu einer Obsession, die engen Freunden und Angehörigen große Sorge machte. Lila und Lucy waren ständig auf der Pirsch nach erstklassigen plastischen Chirurgen und nahmen im Laufe der Jahre Dutzende von Kandidaten in Augenschein. Da sie Perfektionistinnen waren, fanden die beiden unweigerlich einen disqualifizierenden Schwachpunkt. Doch es gab einen Arzt, der ihrer Schleppnetzfahndung entging – einen Brasilianer mit sagenumwobenen Fähigkeiten im Gewebemodellieren, brillant und furchtlos. Die Schwestern machten ihn bei einem Polomatch in Wellington im Staate Florida ausfindig, wo er sich ihr außergewöhnliches Anliegen anhörte und sie Seite an Seite in einem Stall untersuchte, hinter einem Vorhang aus Pferdedecken. Dann nannte er ihnen ein so aberwitzig unerschwingliches Honorar, dass sie simultan in Tränen ausbrachen und pferdemistspritzend auf die Knie fielen.
Schließlich wurde der Kindheitstraum der Larks durch Presley Aaron möglich gemacht, den auf Abwege geratenen Country- und Westernstar. Es war sein öffentlicher Absturz in einen Nebel aus Drogenkneipen und zügellosen Huren, der letzten Endes die umfassende Verwandlung von Lucy und Lila finanzierte, die hinzugezogen worden waren, um zu retten, was vom Image des Sängers noch übrig war. Damals hatten die Larks noch nicht Legendenstatus am Firmament des Showbusiness erreicht, obwohl sie schon von einigen der labilen A-Promis und Drogensüchtigen Hollywoods angeworben, gefeuert und wieder eingestellt worden waren. Schon als junge PR -Beauftragte waren die Zwillinge als kaltblütig, diskret und unmöglich zu beeindrucken bekannt gewesen. Lucy schaffte es einmal in die Klatsch-Blogs, indem sie bei einem Freiluft-Lunch mit Tom Cruise einfach ging, weil er ihr nicht erlauben wollte, sich eine Zigarette anzuzünden.
Der Tag, an dem die Larks Presley Aaron zum ersten Mal begegneten, war genau jener Tag, an dem sein Plattenvertrag mit Maury Lykes aufgelöst worden war. Lucy und Lila lauschten der Leidensgeschichte des völlig bedröhnten Musikers, ohne den Stab über ihm zu brechen, und verkündeten dann in einer Standardpresseerklärung, dass er den Drogen entsagt und zu Jesus Christus gefunden habe. Presley Aaron tat schließlich beides, weshalb die Schwestern ihre Skepsis hintanstellten und sich daranmachten, seinen herzzerreißenden Aufstieg aus dem Abgrund zu publizieren. Ihre Bemühungen gipfelten in einem Interview in 60 Minutes , bei dem selbst der hartgesottene Journalist Steve Kroft zu einem Schniefen gerührt wurde.
Presley Aaron war ein bisschen hinterwäldlerisch, aber Lucy und Lila konnten ihn hinlänglich gut leiden, um ihr saftiges Honorar nicht einzuklagen, mit dem er drei Monate in Verzug war. Nach einem ausgedehnten Entzug in der Karibik verlieh sich Presley Aaron selbst den Titel »Reverend« und bekam bald darauf eine eigene Sonntags-Fernsehshow beim Holy Word Network. An dem Tag, an dem er den Vertrag unterschrieb (ein Dreijahresdeal, der eine Kathedrale und die Nutzung einer Falcon 900 beinhaltete), schickte er den Larks per Kurier ihr ausstehendes Honorar, zuzüglich eines sechsstelligen Bonus. Er legte einen Zettel dazu: »Liebe L und L, danke, dass Sie an mich geglaubt haben. Gelobt sei der Herr!«
Die Zwillinge glaubten grundsätzlich niemals an ihre Klienten. Sie waren stets davon ausgegangen, dass Presley Aaron wie so viele andere im Gefängnis, im Sarg oder bei einer Reality-Show für ehemalige Junkies im Kabelfernsehen enden würde. Der großzügige Umfang seines Honorarschecks war einigermaßen erschreckend, und die Larks wussten sofort, wofür sie den unerwarteten Geldsegen ausgeben würden. Nach fünf verschwommenen Wochen in Rio de Janeiro stiegen sie als blankes Spiegelbild der jeweils anderen in L . A . aus dem Flugzeug. Praktisch alles war neu: Nasen, Wangen, Kinne, Zähne, Brüste, Bäuche, Pobacken und Oberschenkel. Ihre eigene Mutter erkannte sie nicht wieder.
Von da an waren die Schwestern nicht zu stoppen, sie waren das Ansprechteam schlechthin für Promis kurz vor dem Abgrund. Als Cherry Pyes hochbezahlte PR -Beraterin vorzeitig kündigte – nachdem sie sie zu einem NPR -Interview begleitet hatte, bei dem Cherry am Mikrofon Fellatio simuliert hatte
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