Sternchenhimmel
fragte Cherry.
Auch ihr Friseur Leo war perplex. »In dem Lied geht’s doch darum, den Kerl von jemand anderem zu vögeln«, wandte er ein. »Und nicht darum, ihn zu grillen.«
Der Regisseur präsentierte einen Lendenschurz mit Leopardendruck mit dazu passendem Neckholder-Top, das gerade so die Narben von Cherrys Brustvergrößerungs-Operationen bedeckte. Mit einem breiten Lächeln und merkbar nach Marihuana stinkend, kam sie aus der Garderobe. Der Fotograf, ein junger Belgier, der bereits etliche Coverfotos verbuchen konnte, sagte, sie sähe total fantastisch aus. Doch als der Visagist versuchte, ihr neues Tattoo mit Spray-Bräune zu verbergen, knallte Cherry ihm eine vors Brustbein. Nach einer dreißigminütigen Pause, in der sie sich von dem Caterer eine Zigarette und zwei Valium schnorrte, ging das Fotoshooting weiter.
Auf Cherrys nachdrückliche Forderung hin wurde die Tätowierung an ihrem Hals zu einem optischen Mittelpunkt der Bilder, und Leo stylte ihre Locken beflissen so, dass das Axl-gesichtige Zebra mit dem halben Hintern gut zu sehen war. Gegen Mittag erschien Tanner Dane Keefe mit einer DVD am Set. Darauf waren alle seine Szenen aus dem kommenden Tarantino-Film, in dem er einen Surfer spielte, der es mit Leichen trieb und die Seele eines Poeten besaß. Er und Cherry verschwanden in ihrer Garderobe und kamen erst wieder heraus, als der Art Director an die Tür hämmerte und drohte, ihr Cover an Christina Aguilera zu vergeben, die ebenfalls demnächst eine supertolle CD herausbringen würde.
Nachdem Tanner Dane Keefe gegangen war, wurde Cherry mühsam wieder auf den Set gelockt, wo sie in suggestiver Weise rittlings auf einem Skelett platziert wurde, passend zu dem abwegigen Kannibalenmotiv. Sie hielt nur ein paar Minuten durch, ehe sie ein Geschrei anstimmte, das durch das ganze Studio hallte; sie faselte irgendetwas von »Todes-Vibes«, die sie nicht atmen ließen. An dieser Stelle wurde Janet Bunterman kontaktiert und ein Ersatzsicherheitsmann geschickt; Chemo hatte den Auftrag bekommen, sich mit Ann DeLusias Entführer zu befassen. Der Neue hieß Kurt, ein gewaltiger, fitnessstudiogestählter Afroamerikaner, der früher einmal für die Atlanta Falcons Football gespielt hatte.
Bei seinem Anblick hellte sich Cherrys Miene auf. »Das ist schon besser«, stellte sie fest, »aber er sollte doch eine Glatze haben.« Sie wandte sich an Leo. »Kümmer dich drum, okay?«
Der Stylist griff nach der Schermaschine und machte einen zaghaften Schritt auf Kurt zu, der eine Pranke hob und knurrte: »Lass stecken, Kleiner.«
Cherry legte einen Wutanfall hin und floh in ihre Garderobe. Leo brachte Kurt einen heißen kubanischen Kaffee, der köstlich war. Beim Lunch gab der Wachmann ein paar Anekdoten seiner persönlichen Vergangenheit zum Besten: »Lady Gaga hat mich nicht gezwungen, mir meine verdammte Birne zu rasieren. Anne Hathaway auch nicht. Tara Reid, zugegeben, die hat’s versucht – das Mädchen steht auf Ving Rhames, und weißt du, ich kann Ving persönlich ja gut leiden, aber das ist einfach nicht mein allerbester Look. Glatze, meine ich.«
»Ist inzwischen ein alter Hut«, pflichtete Leo ihm bei.
»Also, die Lady hier, die muss mal mit dem Blödsinn aufhören und ihren Arsch wieder an die Arbeit schwingen«, meinte Kurt streng.
»Tu, was du tun musst, Brother.«
Der Wachmann ging zur Garderobe, wo Cherry sich unzüchtig auf eine Couch gelümmelt hatte. Sie trank ein Red Bull, während sie sich »Jealous Bone« auf ihrem iPod anhörte und vergeblich versuchte, das mit den synchronen Lippenbewegungen hinzubekommen.
Kurt zog ihr die Stöpsel aus den Ohren und sagte, sie hätte genau drei Minuten Zeit, auf den Set zurückzukehren, bevor der Art Director das Cover absetzte.
»Glaubst du an Reinkarnation?«, fragte Cherry.
In der Garderobe roch es nach Marihuana. Kurt schaute sich um und sah einen halb gerauchten Joint auf dem Rand eines Rohkosttellers liegen.
»Ich will, na ja, irgendwie als Paradiesvogel zurückkommen oder vielleicht als Muschel«, meinte Cherry. »Und du?«
»Ich will als Beyoncés Fahrradsattel wiedergeboren werden«, erwiderte der Wachmann. »Los jetzt.«
Die Fotosession schleppte sich noch eine weitere Stunde hin, bis der belgische Fotograf mit gemimter Selbststrangulation signalisierte, dass er genug hatte. Auf der Rückfahrt zum Stefano regte Cherry sich auf, als sie erfuhr, dass Kurt nur ausgeliehen war und Chemo nicht als Vollzeitkraft ersetzen würde.
»Dieser
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