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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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daran gestört.«
    »Der Doktor ist ein Mann. Nimmt sich ein Mann eine Sklavin, so spricht dies für das heiße Blut in seinen Lenden. Nimmt sich eine Frau einen Sklaven, so heißt das, sie wäre so hässlich oder alt oder beides, dass jeder Weiße schreiend vor ihr davonläuft.«
    »Aber das ist so ungerecht.«
    Mafalda seufzte. »Natürlich ist es ungerecht. Die gesamte Sklaverei beruht auf Unrecht. Niemand sollte aus seiner Heimat vertrieben werden. Keine Mutter sollte von ihren Kindern, kein Mann von seiner Frau getrennt werden. Aber es ist, wie es ist. Schlag dir Fela am besten aus dem Kopf.«
    »Was?« Titine fuhr auf. »Ich soll Fela vergessen? Ich liebe ihn, Mafalda. Wie kannst du so etwas verlangen? Er ist mein Leben. « In ihren Augen loderte Empörung und Unverständnis. »Wie kannst du nur so etwas sagen?«, fragte sie kopfschüttelnd.
    Mafalda griff erneut nach ihrer Hand. »Ich habe nichts gegen Fela«, erklärte sie. »Und wäre es möglich, so wünschte ich euch beiden alles Glück dieser Welt. Aber das werdet ihr nicht bekommen. Du wirst als Hure betrachtet werden, die Aufseher werden sich die Lippen lecken und dir auf die Brüste starren, wann immer sie dich sehen. Niemand wird deinen Worten mehr Gehorsam schenken, denn wenn du dich mit einem Sklaven gemeinmachst, dann bist du nicht besser als ein Sklave. Und denk an das Kind. Es wird ein Mulatte sein, wird nirgends dazugehören. Die Schwarzen werden es weiß nennen, und die Weißen es als schwarz ansehen.«
    Titine fiel in die Kissen zurück, atmete so heftig, dass sich ihr Brustkorb sichtbar hob und senkte. »Aber was soll ich denn tun? Ich liebe Fela, und ich werde mein Kind so sehr lieben, wie ich nur kann. Wir werden auf dem Ingenio leben, hier, bei euch. Fela genießt den Respekt seiner Leute. Er wird ihnen sagen, dass sie auch mich achtungsvoll behandeln müssen.«
    Mafalda seufzte. »Ja, vielleicht wäre es denkbar, dass die Sklaven dich weiterhin achten. Aber die Sklaven sind nicht die einzigen Menschen auf der Welt. Es gibt auch Weiße. Weiße, mit denen dein Bruder Geschäfte macht. Sie werden jedenfalls nicht begeistert sein. Es kann sogar sein, dass sie unsere gesamte Familie meiden werden. Und das Kind? Wie soll es in so einer Welt glücklich werden?«
    Titine lachte auf. »Oh, es wird von den Sklaven geliebt werden und von den Aufsehern und den Weißen, die es kennenlernen wollen. Ja, so wird es sein. Als Mulatte wird es überall dazugehören. Dafür werde ich sorgen, das wirst du sehen.« Titine strahlte über das ganze Gesicht, unfähig, etwas anderes zu glauben als das, was sie sich selbst eingeredet hatte.
    Mafalda öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch da blickte sie in Titines glückliches Gesicht und seufzte. Sie brachte es jetzt einfach nicht fertig, Titine mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Sie muss den Gedanken an ihre Schwangerschaft erst einmal verarbeiten, dachte sie. Später werde ich mit ihr über alles sprechen. Sie strich über Titines Hand und flüsterte: »Vielleicht wird es so sein, meine Liebe. Ich werde jeden Tag zu Gott beten, dass es so und nicht anders sein wird.«
    Sie verharrte einen Augenblick nachdenklich, dann fragte sie: »Wirst du es ihm sagen?«
    Titine blies die Backen auf, ihr Blick schweifte in die Ferne. »Natürlich«, behauptete sie dann. »Es ist sein Kind. Er hat ein Recht darauf.« Doch ihr Blick flackerte dabei.
    »Vielleicht wartest du noch ein wenig damit«, schlug Mafalda vor.
    »Aus welchem Grund?«
    Die Ältere lächelte verhalten. »Es heißt, es bringt Unglück, vor Ablauf der ersten drei Monate über die anderen Umstände zu sprechen. Viele Frauen verlieren ihre ungeborenen Kinder während dieser Zeit. Kannst du dir die Enttäuschung der Männer vorstellen? Den Schmerz?«
    Titine kniff die Augen ein wenig zusammen. »Du findest, es ist ein Unglück, dass ich von Fela schwanger bin, nicht wahr? Du würdest am liebsten dafür sorgen, dass dieses Kind nicht zur Welt kommt, habe ich recht?«
    Mafalda wiegte den Kopf hin und her. Dann erwiderte sie: »Es wird Probleme geben. Nicht nur du und das Kind, wir alle werden darunter leiden.«
    »Was meinst du damit?«
    Mafalda biss sich auf die Lippe. Sollte sie wirklich sagen, was sie dachte? Mit einem Handstreich Titines Glück zerstören, ihr das Lächeln von den Lippen wischen? Aber wer tat es sonst, wenn nicht sie? Gern hätte sie damit noch gewartet, aber Titines Fragen verlangten Antworten.
    Sie nickte leicht. »Ja, ich halte es

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