Sterne im Sand
sollen wir da draußen bleiben?«
»Ein Tag sollte reichen, damit ihr eure Gebiete kennenlernt. Danach brauchen wir lediglich genügend Reiter, um die Grenzen ständig im Auge zu behalten.«
»Warum riegeln wir die Straßen nicht einfach ab? Damit wäre alles erledigt«, schlug jemand vor.
»Wieso eigentlich nicht? Die Reiter mag es zwar nicht abhalten, die Wagen aber schon. Und es spricht sich schneller herum, daß Springfield keine Durchfahrt mehr bietet.«
Er schickte die dritte Gruppe auf die gegenüberliegende Flußseite, die anderen behielt er bei sich. »Wir bewachen die Hauptstraße nach Osten. Schließlich können wir nicht unseren eigenen Zugang zum Tal blockieren. Ihr kennt die Gegend ja, also seht euch einfach nur um, damit ihr wißt, worum es geht.«
Rupe war sehr stolz, mit einem Truppe bewaffneter Viehhüter loszureiten. Nun würde man ihn endlich ernst nehmen. Auf den Straßen im Outback herrschte wenig Verkehr, und einige Tage lang blieb alles ruhig. Dann begann der Ärger. Reiter wurden mit vorgehaltener Flinte zurückgeschickt; Wagen hielten an den Grenzen des Besitzes und verlangten freie Durchfahrt nach Westen; andere Reisende, die an dem von Austin erbauten Damm den Fluß überqueren wollten, wurden abgewiesen. Nur die Gegenwart Bewaffneter verhinderte Schlägereien, obgleich einige der Reisenden ebenfalls Waffen trugen.
Rupe jubelte, als die ersten Berichte eintrafen. »Das wird Wirkung zeigen«, sagte er zu Jack Ballard. »Ich habe selbst eine ganze Wagenladung zurückgeschickt.«
»Aber das war eine Familie«, wandte dieser ein. »Soweit ich hörte, wollten sie nur Verwandte am anderen Flußufer besuchen.«
»Das haben sie jedenfalls behauptet. Man kann heutzutage niemandem mehr über den Weg trauen.« Rupe blieb eisern und bestand darauf, daß man seinen Anordnungen auch weiterhin Folge leistete.
Als der Wagen mit Vorräten für Springfield eintraf, fragte der Kutscher erstaunt: »Was zum Teufel ist denn hier los? In Cobbside heißt es, alle Straßen wären gesperrt. Ich kann euch sagen, die sind ganz schön sauer.«
»Und wenn schon. Springfield ist kein öffentlicher Trampelpfad.«
»Aber du blockierst den halben Bezirk, Rupe. Sag Austin, er soll seinen Griff ein wenig lockern.«
»Ich entscheide hier, wer wann was lockert! Sag den Leuten in Cobbside und Toowoomba, daß die Siedler keine Chance bekommen, auch nur einen Blick auf Springfield zu werfen!«
»Aber es sind nicht alles Siedler.«
Rupe starrte ihn an. »Wie bitte?«
»Du hast mich genau verstanden.«
»Du hast gesagt, es seien nicht alles Siedler. Was denn dann?«
»Weiß nicht, sie wollen vielleicht nur die Weiden vergleichen. Lernen, worauf es dabei ankommt. Springfield hat doch einen guten Ruf.«
»Das will ich wohl meinen. Und wir wollen hier keine Fremden haben. Weiden vergleichen? Meinst du allen Ernstes, wir seien so blöd? Sag ihnen, sie sollen im Botanischen Garten üben.«
Austin erfuhr natürlich von der Blockade, aber nicht durch seine eigenen Männer. Jock Walker ritt höchstpersönlich zu ihm, um sich zu beschweren.
Ungerührt angesichts der Tatsache, daß Austin einsam und verloren auf seiner Seitenveranda saß, kam er gleich zur Sache. »Was zur Hölle soll das?«
»Wovon sprichst du?«
»Ha! Als ob du es nicht ganz genau wüßtest! Ich spreche von der Blockade der Straßen, die durch Springfield führen.«
Austin war zu stolz, um seine Unwissenheit einzugestehen. Jock würde ihm schon auf die Sprünge helfen, wenn er ihn nur reden ließ.
»Das kannst du nicht machen, mein Freund. Sie trampeln jetzt alle über mein Land, lauter schlechtgelaunte Tölpel, die dich und deine Straßensperren verfluchen.«
»Meinst du Siedler?« fragte Austin vorsichtig.
»Woher soll ich wissen, was für Leute das sind? Jedenfalls geben sie mir die Schuld an diesem ganzen Schlamassel. Niemand will einen Umweg von fünfzig Meilen in Kauf nehmen, um Springfield zu umgehen. Das ist unzumutbar. Du mußt damit aufhören.«
»Machst du dir etwa keine Sorgen wegen des Zweckentfremdungsgesetzes?«
»Doch, aber man braucht deswegen nicht gleich mit aller Welt Streit anzufangen.«
»Dann machst du es eben auf deine und ich auf meine Weise.«
Sie unterhielten sich lange über das Gesetz. Austin erfuhr, daß Jock die gleichen Tricks anwandte wie er, indem er sein bestes Land aufteilte und auf Strohmänner überschreiben ließ. Währenddessen baute er Dämme und leitete Flüsse auf die erstklassigen Weidegründe um.
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