Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
überhaupt geschehen? Gab es eine Schlägerei?«
    »Nein, keine Schlägerei«, erwiderte Bert Fleming, der seit Jahren im Bezirk arbeitete. »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Rupe hatte eine Art Auseinandersetzung mit Charlie Todman, einem der neuen Vermesser …«
    »Er sagt, sein Name ist Charles«, flötete ein anderer, woraufhin alle vor Lachen losbrüllten.
    »Dann greift sich Rupe plötzlich ein Stück Rohr und fällt über diesen Charlie her. Junge, hat der ihn vielleicht vermöbelt! Sein Arm ist an zwei Stellen gebrochen.«
    »Jesus«, murmelte Victor, »warum zum Teufel hat er das getan?«
    Bert zog an seiner Pfeife. »Wir sind zwischen die beiden gegangen, sonst hätte Rupe ihn glatt umgebracht. Dann kommt Todman senior aus seinem Büro gerannt und schreit nach der Polizei. Zur gleichen Zeit brüllt Rupe, daß der Kerl ihm sein Pferd unter dem Hintern weggeschossen hat.«
    Victors Kopf schoß in die Höhe. »Sein Pferd?«
    »Ja. Stimmt das?«
    »Irgend jemand hat es jedenfalls getan. Fremde, Eindringlinge auf unserem Land. Aber Rupe kannte sie angeblich nicht.«
    »Jetzt schon. Endlich bekommen diese Vermesser und ihre sauberen Freunde mal eine Vorstellung davon, was sie hier draußen erwartet. Der alte Jock macht sich schon richtig Sorgen; er hat gehört, daß die Leute vor dem Gericht in Toowoomba Schlange stehen, seit das Pachtland zum Verkauf freigegeben wurde. Sie beanspruchen jedes Grundstück, das nicht freier Grundbesitz ist.«
    »Ich weiß, aber was hat das mit Rupe zu tun?«
    »Eine Menge. Diese Vermesser hängen wie die Kletten an den Siedlern, weil sie ein schnelles Geschäft wittern. Ihre Büros schießen wie Pilze aus dem Boden. Todman & Sohn. Hast du es denn noch nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Du bist direkt dran vorbeigeritten, Kumpel. Todman sagt aber, er habe nie einen Fuß auf Springfield gesetzt. Rupe behauptet das Gegenteil. Wie auch immer, sie haben die Botschaft verstanden. Der alte Todman soll wissen, was ihm blüht, wenn er sich auch nur mit einem einzigen Siedler im Schlepptau bei Jock blicken läßt.«
    Der Barkeeper unterbrach ihn. »Dennoch, Victor, Ihr Bruder wurde wegen tätlichen Angriffs angezeigt und hat bei Sergeant Perkins dann auch noch eine dicke Lippe riskiert. Damit hat er sich nicht gerade einen Gefallen erwiesen.«
    »Er ist schon in Ordnung«, sagte Bert und kippte sein Bier hinunter, doch Victor war davon nicht so ganz überzeugt. Er hatte gehofft, eine ruhige Unterhaltung mit Perkins könne den Zwischenfall aus der Welt schaffen, aber Rupes großes Mundwerk hatte ihm diesen Ausweg offensichtlich verbaut.
    So begeistert diese Burschen auch waren, der Angriff auf einen unbewaffneten Mann war eine ernst zu nehmende Angelegenheit, viel ernster als eine der üblichen Wirtshausschlägereien, von der Victor zunächst ausgegangen war. Rupe hatte sich nämlich schon mehr als einmal wegen einer Frau geprügelt.
    Er trank noch ein paar Gläser mit den Männern und überredete den Barkeeper, ihm wenigstens eine kalte Mahlzeit zu servieren, da die Küche bereits geschlossen war. Dann überlegte er sich seinen ersten Schachzug. Falls die Todmans auf einer Gerichtsverhandlung bestanden, würde Rupe verlieren. Es gab einfach zu viele Zeugen für den Angriff, während er bei dem Zwischenfall mit dem Pferd ganz allein gewesen war. Für das Gericht wog ein tätlicher Angriff auf einen Menschen weitaus schwerer, so daß Rupe in diesem Fall keine Chance hätte.
    Manchmal kam es Victor so vor, als lebe sein Bruder in der Vergangenheit. Er war viel zu anfällig für all die wildromantischen Geschichten aus der Pionierzeit, mit denen Austin ihn fütterte. Damals war sein Wort Gesetz gewesen. Die Squatter regierten wie Herzöge über ihre Weidegründe, und niemand wagte, sich ihnen in den Weg zu stellen. Doch diese Zeit war lange vorbei. Falls Rupe sich als zweiten Austin Broderick betrachtete, mußte man ihn umgehend auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
    Aber vielleicht nicht gerade heute, dachte Victor grimmig.
    Diese Anzeige durfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Er schlug daher nicht den Weg zur Polizeiwache ein, sondern ging erst einmal zum Büro des Landvermessers.
    Beim Eintreten dachte er verärgert, daß er sich nun ebenso verhalten würde, wie Austin es angesichts der Umstände getan hätte. Leider fiel ihm kein anderer Ausweg ein. Er stellte sich bei Todmann senior vor, der wie erwartet reagierte.
    »Sagten Sie Broderick? Sind Sie etwa mit diesem

Weitere Kostenlose Bücher