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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Kerl verwandt, der meinen Sohn angegriffen hat? Er ist noch immer im Krankenhaus. Was sind Sie nur für Menschen? Raus aus meinem Büro!«
    »Ich bin sein Bruder«, antwortete Victor ungerührt. »Betrachten Sie es als Glück, daß ihr Junge es nur mit Rupe allein aufnehmen mußte.«
    »Was heißt hier aufnehmen?« stieß der grauhaarige Mann hervor. »Er wurde überfallen. Verschwinden Sie, sonst rufe ich die Polizei!«
    »Tun Sie das ruhig, aber erst, wenn ich fertig bin. Jemand hat eins unserer Pferde erschossen …«
    »Aber nicht Charles. Er trägt keine Waffe.«
    »So habe ich es auch gehört. Aber Sie haben ihn mit ein paar Männern nach Springfield geschickt, und die haben es getan …«
    »Das höre ich mir nicht länger an!«
    »Oh, doch. Sie setzen sich jetzt erst mal hin.« Victor wartete, bis der Vermesser in einen Sessel gesunken war. »Auf unserem Land bewacht niemand allein die Grenzen, schon gar kein Familienmitglied. Rupe war in Begleitung, als das Tier erschossen wurde, wir haben also einen Zeugen.« Victor improvisierte munter drauflos, denn er wußte, daß die Wahrheit irgendwo zwischen Rupes und Todmans Version liegen mußte. Zweifellos hatte Rupe den Städter wiedererkannt, der mit den Buschräubern unterwegs gewesen war. Und sie hatten Springfield unbefugt betreten, soviel stand fest.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung von den Regeln, die hier draußen gelten?« fragte er drohend. »Es ist schlimmer, ein Pferd zu stehlen als eine Ehefrau. Ein gutes Tier zu erschießen ist sogar noch verwerflicher. Sie können von niemandem hier Mitgefühl erwarten, denn die Wahrheit hat sich bereits herumgesprochen. Ich bin seit zwei Stunden in der Stadt und habe schon mehrfach die Meinung gehört, daß Charlie am besten gelyncht werden sollte. Mag sein, daß er das Pferd nicht erschossen hat, aber er ließ es zu, und gelogen hat er obendrein.«
    Victor legte eine Kunstpause ein. »Drücken wir es einmal so aus, Mr. Todman. An Ihrer Stelle würde ich Charlie unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus von hier wegbringen. Sonst könnte er noch größeren Schaden nehmen.«
    »Wollen Sie mir etwa drohen?«
    »Natürlich, aber das müssen Sie mir erst einmal beweisen. Ziehen Sie die Vorwürfe gegen meinen Bruder zurück – mit einem gebrochenen Arm als Entschädigung für den Verlust eines gutes Pferdes sind Sie noch sehr gut bedient –, oder Ihre Probleme fangen gerade erst an. Und das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen, Mr. Todman.«
    Der Vermesser geriet ins Stottern. »Sie könnten wenigstens die Behandlungskosten übernehmen.«
    »Und Sie können Ihrem Gott auf Knien dafür danken, daß Ihr Sohn nicht ebenfalls im Gefängnis sitzt. Er würde im Gegensatz zu meinem Bruder wohl kaum mit einer Geldstrafe davonkommen.«
    Todman fingerte nervös an seiner Krawatte und zog seine Weste zurecht. »Ich bin sicher, wir können uns gütlich einigen, Mr. Broderick«, sagte er mit bebender Stimme. »Selbstverständlich. Sie ziehen die Anzeige gegen meinen Bruder zurück, und ich stehe dafür ein, daß Charles diese Stadt ohne weitere Zwischenfälle verlassen kann.«
    »Das ist aber überaus ungerecht, Sir.«
    »Ganz im Gegenteil, Ihr Junge kommt noch gut davon. Und eines noch: Falls jemand, der mit Ihnen in Verbindung steht, auch nur einen Zoll von Springfield beansprucht, bekommen Sie ernsthafte Probleme. Kurzum, Mr. Todman, Sie und Ihr Sohn bewegen sich in äußerst schlechter Gesellschaft. Also, wenn nicht innerhalb einer Stunde alles geregelt ist, zeige ich Ihren Sohn an. Und das ist erst der Anfang!«
     
    Rupe beachtete den grollenden Sergeanten nicht weiter und verließ triumphierend die Polizeiwache.
    »Ich wußte, sie würden die Vorwürfe nicht aufrechterhalten können. Wo hast du eigentlich so lange gesteckt? Ich hatte schon vor Stunden mit dir gerechnet. Hätte schon längst gegen Kaution frei sein können. Dieser Charlie Todman war der Vermesser, von dem ich dir erzählt habe. Ich habe ihn sofort entdeckt, als ich in die Stadt kam. Komm, wir bleiben heute hier und gehen ins Pub. Ich muß den Dreck aus Perkins’ Zelle runterspülen.«
    »Steig auf dein Pferd, wir reiten nach Hause«, befahl Victor. Trotz Rupes wütendem Protest machten sie sich gemeinsam auf den Heimweg. Victor ertrug eine Zeitlang die Prahlereien seines Bruders, der sich brüstete, Charlie Todman die Tracht Prügel seines Lebens verpaßt zu haben. Irgendwann wurde es ihm aber doch zuviel, vor allem, da es ihn an

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