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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Wie heißt er?«
    »Jack. Er ist ein braver Junge. Und überaus wohlerzogen.«
    »Wenn Sie meinen, Kumpel. Lassen Sie ihn hier.«
    Nach getaner Pflicht überließ ihn Mr. Adam Smith nur zu gern der Obhut des Beamten. Er freute sich auf die Zwischenübernachtung im Hotel von Ipswich, wo am Samstagabend eine ausgezeichnete Varieté-Vorstellung lief. Mrs. Smith fand es abscheulich, doch er selbst liebte das Varieté. Diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen.
    Er tätschelte den Kopf des Kindes, das sich vor Angst krümmte, ermahnte es, brav zu sein, und verschwand.
    »Was soll ich jetzt mit dir anfangen?« fragte der Verwalter ratlos. Buster war es damals ähnlich ergangen.
    Er sah aus dem Fenster und bemerkte eine dicke Aborigine-Frau, die im Schneidersitz vor einer Hütte saß.
    »He, Maggie, komm mal her! Sieh mal, was ich hier habe.«
    Erstaunlich agil angesichts ihrer Körperfülle sprang die Frau auf die Füße und kam zu ihm herüber. »Was los, Mr. Jim?«
    Mit dem Korb in der Hand trat er vor die Tür. »Sieh mal rein, richtig gutes Essen.«
    Sie öffnete grinsend den Korb. »Essen für mich?«
    »Ja. Aber der Besitzer gehört dazu.«
    »Wer ist Besitzer?«
    Als sie das zitternde Kind hinter dem Schreibtisch erblickte, schloß sie es sofort ins Herz. »Lieber, kleiner Kerl! Und so hübsch. Wo ist Mumma?«
    »Er ist ein Waisenkind und heißt Jack.«
    Ohne zu zögern, drückte sie ihn an sich. »Armer, kleiner Junge. Hat keine Mumma. Keine Sorge, Maggie kümmert sich. Ein Kind mehr macht nichts.« Sie plazierte ihn auf ihrer ausladenden Hüfte. »Das dein Essenkorb, Jack? Wir nehmen mit.«
    »Diesen Koffer könnt ihr auch haben«, sagte Mr. Jim zu ihr.
    »Für ein Waisenkind ist er verdammt gut ausgestattet.«
    Nachdem er das Kind untergebracht hatte, kehrte Mr. Jim in seinen Sessel auf der vorderen Veranda zurück und las Zeitung. Er machte sich nicht die Mühe, Jacks Ankunft in den Akten zu vermerken. Wie Maggie bereits gesagt hatte, bedeutete ein Kind mehr oder weniger keinen Unterschied. Hier lebte ein buntes Gemisch aus unterschiedlichsten Stämmen und Clans, und man konnte wirklich nicht von ihm erwarten, daß er die verschiedenen Familiennamen auf die Reihe kriegte, geschweige denn, sie buchstabieren konnte.
     
    Gabbidgee, Jaggas Vater, behauptete beharrlich, Nioka sei noch am Leben.
    »Sie ist anders als ihre Schwester. Sie ist eine starke Frau, eine Kriegerin. Sie ist einfach nur weggelaufen.«
    Er wollte die Suche nach ihr fortsetzen, aber seine Ehefrau geriet darüber in Zorn. »Warum machst du solch ein Getue um diese Frau? Hast du dich in sie verguckt? Lüg mich nicht an. Jetzt willst du fortgehen und nach ihr suchen. Sie hat immer nur Schwierigkeiten gemacht. Wenn du sie in diese Hütte bringst, töte ich dich.«
    Also wartete Gabbidgee geduldig, bis Moobuluk eintraf, und hielt sich während der Willkommenszeremonie für den Ehrfurcht einflößenden Zauberer respektvoll im Hintergrund. Er lauschte den Ältesten, die ihm schonend beibrachten, daß zwei Frauen aus seiner Familie gestorben waren.
    Er nahm sogar an der von Moobuluk angeführten Trauerzeremonie teil, obwohl er sicher war, daß nur Minnie tot war.
    Schließlich gelang es ihm, am Lagerfeuer einen Platz hinter Moobuluk zu erhaschen, und er flüsterte ihm zu: »Nioka lebt noch.«
    Moobuluk erstarrte für einen Moment. Es war tabu, den Namen einer Toten zu erwähnen.
    Er wandte sich um und starrte Gabbidgee ins Gesicht. »Was sagst du da?«
    »Vergib mir, alter Mann, vergib mir«, stammelte Gabbidgee, »aber sie ist nicht tot.«
    »Wie kann das sein? Ich habe mit den Ältesten gesprochen, die es doch wissen sollten. Der Tod war hier, die Geister sind zufrieden. Warum sagst du etwas so Grausames zu mir?«
    »Ich bin nicht zufrieden.« Gabbidgee staunte über sich selbst. Tapfer fuhr er fort: »Du irrst dich, alter Mann, du hast nur mit den Geistern einer Schwester gesprochen.«
    Moobuluks Blick war verschleiert. Diese Tragödie hatte ihn verletzt, und er fühlte sich für den Tod seiner Verwandten verantwortlich. Er hatte geglaubt, sie seien hier in Sicherheit.
    »Es tut mir leid«, brummte Gabbidgee, »das hätte ich nicht sagen sollen.«
    »Ich kann mich irren, Bruder. Aber niemand lügt mich an. Warum behauptest du das Gegenteil?«
    Er hörte Gabbidgee an, ohne ihn zu unterbrechen, als dieser von der Verzweiflung der toten Frau und der Reaktion ihrer Schwester berichtete.
    »Zuerst war sie auch verzweifelt, aber dann

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